Heiligenverehrung Düsseldorf war eine Hochburg der Lourdes-Frömmigkeit

Düsseldorf · Pilgerreisen nach Lourdes waren für Düsseldorfer Katholiken lange sehr wichtig. Jetzt kommt der Reliquienschrein der Heiligen Bernadette nach Düsseldorf. Er wird am Dienstag in St. Lambertus aufgestellt.

 Pfarrer Johannes Schmitz und Hammer Katholiken bei der Jubiläumswallfahrt nach Lourdes 1908

Pfarrer Johannes Schmitz und Hammer Katholiken bei der Jubiläumswallfahrt nach Lourdes 1908

Foto: Heimatarchiv Hamm

Jedes Jahr pilgern sechs Millionen Menschen nach Lourdes, unter ihnen sind auch Düsseldorfer. Sie glauben an die Fürsprache Mariens und die heilende Kraft des Wassers aus der Grotte. 1858 erschien der Hl. Bernadette in einer Felsenhöhle die Mutter Gottes; schon bald darauf war die Grotte des abgelegenen Pyrenäendorfs ein Wallfahrtsort. Bernadettes Reliquienschrein ist nächste Woche in Düsseldorf zu sehen.

Wann der erste Düsseldorfer nach Lourdes pilgerte, liegt im Dunkeln. Bekannt ist, dass sich in Düsseldorf früh eine ausgeprägte Lourdes-Frömmigkeit entfaltete. In vielen Kirchen und Kapellen wurden Nachbildungen der Marienfigur aufgestellt, die seit 1864 die Grotte in Lourdes schmückt. Großen Zulauf hatte das Gnadenbild „Unserer lieben Frau von Lourdes“ zunächst im Dominikanerkloster, später in der Pfarrkirche Heilig Geist. Hier kamen viele Gläubige zu Lourdes-Andachten, entzündeten Kerzen und trugen Maria ihre Nöte vor. Zeitungsinserate bezeugen, dass in Düsseldorf das begehrte Lourdes-Wasser ab den 1880er Jahren „gegen Spenden“ erhältlich war. Ob das Wasser echt war und wie es hierher gelangte, bleibt ein Geheimnis. Der Glaube reichte. Im Marienhospital versorgten Franziskanerinnen zum Argwohn der Ärzte Patienten bei aussichtsloser Prognose mit Lourdes-Wasser. So berichtet die Schwesternchronik 1889: „Das Dienstmädchen einer wohlhabenden Familie aus Derendorf war von dem Sohn des Hauses, der mit dem Gewehr seines Vaters spielte, tödtlich in den Hals getroffen worden. Hier angekommen, gab man dem Mädchen das Wasser von Lourdes zu trinken und schon nach 14 Tagen war die vollständige Heilung erfolgt.“

Eine Reise in das über 1300 Kilometer entfernte Lourdes war für einen Düsseldorfer zunächst weder finanzier- noch durchführbar. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Eisenbahn so ausgebaut, dass Sonderzüge von Köln, Aachen oder Lüttich die Pilger direkt nach Lourdes brachten. 1896 organisierte Kaplan Haas, Hausgeistlicher am Marienhospital, eine Lourdeswallfahrt für das Rheinland, der sich dank moderater Preise nun erstmals auch ein größerer Kreis von Düsseldorfer Katholiken anschloss. Mit Gründung des Deutschen Lourdesvereins 1904 durch Josef Neumann, dessen Grab auf dem Südfriedhof erhalten ist, findet bis heute jedes Jahr eine deutsche Pilgerfahrt nach Lourdes statt. Ein eifriger Förderer des Vereins war der Hammer Pfarrer Johannes Schmitz, der Vorträge über Lourdes hielt. Gemeinsam mit einigen Hammer Katholiken nahm er 1908 an der Jubiläumsfahrt nach Lourdes zur 50jährigen Feier der Erscheinungen teil.

Wem das Geld für eine Reise fehlte, betete vor Attrappen. In vielen Düsseldorfer Klostergärten waren Lourdes-Grotten aufgebaut. Im Derendorfer Annakloster, im Holthausener Herz-Jesu-Kloster, in der Unterrather Kartause, im Pempelforter Marienhospital, im Theresienhopsital in der Altestadt usw.. Mal waren sie gelungen, mal kitschig. Die Grotten im Kaiserswerther Marienstift und im Benrather Cäcilienstift überstanden alle Stürme der Zeit und sind noch heute Orte stiller Einkehr. Sie sind die letzten sichtbaren Zeichen einer alten Frömmigkeitskultur.

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