Düsseldorf Neues Vossloh-Management wirbt um Vertrauen

Düsseldorf · Bei der Hauptversammlung versprach der Vorstand, eine neue Strategie zur Rettung des Unternehmens zu entwickeln.

Das neue Management des Bahntechnikkonzerns Vossloh hat nach Vorstandswechsel, Gewinneinbruch und Dividendenkürzungen bei den Aktionären um Vertrauen geworben. "Wir sind entschlossen, dass Vossloh mit allen Aktivitäten wieder gutes Geld verdient", sagte der seit April amtierende Vorstandschef Hans Schabert am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Düsseldorf. Der neue dreiköpfige Vorstand werde in den kommenden Monaten "alles auf den Prüfstand stellen" und dann die Strategie bekanntgeben.

Der seit drei Monaten amtierende Finanzvorstand Oliver Schuster beteuerte: "Vossloh war immer ein Dividendenwert und wir wollen, dass das so bleibt." Die Aktionäre reagierten skeptisch. "Wohin geht die Reise bei Vossloh?", fragten mehrere Aktionärsvertreter. Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte: "2013 hat sich die Vossloh-Welt grundsätzlich geändert." Es gebe einen neuen Aufsichtsratschef, einen neuen Vorstand, der Konzern sei aus dem MDax geflogen und in den SDax abgestiegen, der Gewinn sei eingebrochen und die Dividende zusammengestrichen worden. Stefan ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte: "Es ist schon ungewöhnlich, den kompletten Vorstand auszuwechseln."

Der Vorstand müsse eine Bilanz vorstellen, die er weder zu verantworten noch aufgestellt hat. Zudem seien alle drei Manager mit Vossloh noch nicht vertraut und könnten erst in Monaten sagen, welche Strategie sie verfolgen werden, sagte ten Dornkaat. Großaktionär Heinz Hermann Thiele, der den Machtkampf mit der Gründerfamilie um den Aufsichtsratsvorsitz vor einem Jahr für sich entscheiden hatte, rief den Aktionären dagegen zu: "Ich hoffe, dass sie erkennen, dass die Auswahl des Vorstandes mit seiner Expertise ein Neuanfang ist."

Zwei der drei neuen Manager kämen aus der Bahntechnik und hätten jahrzehntelange Erfahrungen in der Branche gesammelt. Vossloh-Aufsichtsratschef Thiele hatte im Februar für einen Paukenschlag gesorgt und den Vorstand ausgetauscht. Der bisherige Konzernchef Werner Andree und sein Vorstandskollege Norbert Schiedeck mussten ihren Hut nehmen. 2013 hatte der Konzern, der außer Lokomotiven zudem Schienen, Weichen und Befestigungssysteme produziert, bei einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 54,2 Millionen Euro verbucht. Der Überschuss brach um fast 75 Prozent auf 15 Millionen Euro ein. Die Anteilseigner sollen noch 50 Cent je Aktie erhalten nach 2,00 Euro im Jahr zuvor.

Für 2014 ist Vorstandschef Schabert bei seiner Gewinnerwartung skeptisch. Der Rekordauftragsbestand von beinahe 1,9 Milliarden Euro stimmt ihn zwar zuversichtlich, das avisierte Umsatzplus im Gesamtjahr von über zehn Prozent zu erreichen. Bei der operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) erwartet er indes, lediglich am unteren Ende der Bandbreite zwischen fünf und sieben Prozent zu landen.

(RP)
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