Fundstück ist 14.000 Jahre alt Mammutzahn in Düsseldorf gefunden

Düsseldorf · Erstmals ist in der Landeshauptstadt ein Teil eines Stoßzahns der Ur-Tiere entdeckt worden. Experten schätzen, dass das Fundstück rund 14 000 Jahre alt ist. Ab Ende 2010 soll der Zahn öffentlich ausgestellt werden.

Fundstück ist 14.000 Jahre alt: Mammutzahn in Düsseldorf gefunden
Foto: RP, Andreas Bretz

Die Bauarbeiter auf dem Victoria-Gelände ahnen schnell, dass sie auf eine Sensation gestoßen sind. Auf den ersten Blick sieht das Teil, das sie gefunden haben, aus wie ein weiß bemaltes Stück von einem Baumstamm: feine Struktur, leicht gebogen, gut 20 Zentimeter dick. Aber in 16 Metern Tiefe wäre ein solches Stück Baum nicht erhalten geblieben. Auch der daumen-dicke schwarze Schlauch, der aus dem vermeintlichen Stamm ragt, passt nicht ins Bild. Und vor allem ist das Teil viel zu schwer.

Der eilig herbeigerufene Rolf Lommerzheim vom städtischen Amt für Denkmalpflege löst das Rätsel. Bei dem 18 Kilogramm schweren Stück handelt es sich um das Mittelstück des Stoßzahns eines Wollhaar-Mammuts, aus dem ein Nervenkanal heraussteht. Solch eine Spur aus der Eiszeit ist in der Landeshauptstadt noch nie gefunden worden.

Der ursprüngliche Träger des Stoßzahns ist vor rund 14 000 Jahren durch die hiesigen Gefilde gekommen. Damals war Europa bis zu der Höhe, auf der heute Hamburg und Berlin liegen, komplett vereist. Was von den Gletschern abschmolz, floß in zahlreichen kleinen Strömen Richtung Süden. Das Rheintal glich der Tundra: Steppe mit Temperaturen deutlich unter Null Grad Celsius und rund ein Meter hohen Kräuterbüschen — das Lieblingsessen der Mammuts. Getränke fand das Ur-Tier vor allem an den fließenden Gewässern.

An eben solch einem Vorläufer des heutigen Rheins hat das Mammut vermutlich den Stoßzahn verloren, der nun in Düsseldorf entdeckt wurde. Die Experten vermuten, dass es so an seinen jetzigen Fundort an der Kreuzung von Klever- und Fischerstraße gespült wurde. Nachdem Historiker Lommerzheim den Stoßzahn als solchen identifiziert hatte, haben die Bauarbeiter großräumig nach Knochen oder anderen Spuren gesucht, stießen aber auf nichts mehr. Lommerzheim spricht von einem "Verschiebefund".

Der jetzige Fund ist noch aus einem anderen Grund ein Glücksfall. Die Bauarbeiter sahen den Stoßzahn an einer Stelle direkt neben einem Bohrpfahl. Hätten sie nur wenige Zentimeter weiter das Loch für eine der Säulen des künftigen Rechenzentrums der Ergo-Versicherungsgruppe gegraben, wäre der Zahn unentdeckt geblieben oder zerstört worden. Für die Wissenschaftler wäre das ein großer Verlust gewesen, denn bisher haben sie auf dem Gebiet des heutigen Düsseldorfs ausschließlich Backenzähne von Ur-Tieren sowie Spuren zweibeiniger Jäger gefunden, zum Beispiel Steinkeile.

So aber es gibt es nun eine Erinnerung an eines der letzten Mammuts. Vor gut 11 000 Jahren verschwanden die Tiere aus dieser Region — wegen der zweibeinigen Jäger und wegen des Wetters. Das Klima erwärmte sich merklich und veränderte die Umwelt der Mammuts. Zugleich machten die steigenden Temperaturen die nördlichen Gefilde des Kontinents zu angenehmeren Jagdrevieren. Einige wenige Exemplare lebten tief im Osten weiter. Nach bestätigen Funden in Sibirien starb dort vor rund 4000 Jahren das letzte Mammut, das aber deutlich kleiner war als der "Düsseldorfer Verwandte".

Für die Jäger waren die Vorfahren der Elefanten eine äußerst wertvolle Beute. Sie konnten ihre Sippen mit rund zwei Tonnen Fleisch versorgen, sich mit dem Pelz gegen die Kälte schützen und aus den Knochen ein Eigenheim bauen. So sind beispielsweise in der heutigen Ukraine Bauten gefunden worden, die unsere Vorfahren geschickt aus Gebeinen und Stoßzähnen der Ur-Tiere errichtet hatten.

Mehr Details aus dem Leben des Düsseldorfer Mammuts und seiner Feinde erfahren die Landeshauptstädter voraussichtlich Ende 2010. Bis dahin will die Victoria die Arbeiten am Rechenzentrum abgeschlossen haben und den Stoßzahn dann im Foyer des Neubaus ausstellen. Da es sich um einen Glasbau handelt, können Neugierige dann auch von außen sehen, was für einen sensationellen "Baumstamm" die Bauarbeiter entdeckt haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort