Düsseldorf Koch greift bei Streit unter Brüdern zum Küchenmesser

Düsseldorf · Einen reizbaren Koch, der zu Schöpfkelle oder Obstschälmesser greift, hat das Amtsgericht gestern für zwei Jahre ins Gefängnis geschickt. Der 55-Jährige gab unter Tränen zu, dass er im Mai seinem Bruder (57) im Streit zwei Messerstiche in den Rücken versetzt und ihn lebensgefährlich verletzt hat. Der Ältere habe in der chinesischen Heimat die alte, kranke Mutter vor die Tür gesetzt, ihr Haus vermietet, den Gewinn eingeheimst. Als es darüber zum Bruderstreit kam, stach der Angeklagte mit dem Küchenmesser zu. Er sei "aufgelöst" gewesen, so seine Anwältin. Eine milde Bewertung lehnte das Gericht dennoch ab.

Eng und innig sei das Verhältnis des Angeklagten zur "alten, kranken Mutter", die von dem Bruder in die Obdachlosigkeit gestürzt" worden sei, erklärte die Verteidigerin für den Angeklagten. Der war vor lauter Tränen im Gerichtssaal kaum sprechfähig. Mit seinem kargen Lohn als Hilfskoch habe er versucht, die Mutter in China zu unterstützen, so dass sie wenigstens einen Verschlag mieten konnte. Als dann aber sein älterer Bruder mit drei Begleitern nach Deutschland und angeblich zufällig in das Benrather Lokal kam, in dem der Angeklagte arbeitet, kam es zum lautstarken Disput voller Vorwürfe, dann vor dem Restaurant zu den Messerstichen.

Die Richter gingen nicht davon aus, dass der Angeklagte seinen Bruder töten wollte. Also lautete der Schuldspruch nur auf gefährliche Körperverletzung. Aber mit einer Bewährungsstrafe ließ das Gericht ihn nicht davonkommen, sondern verhängte eine zweijährige Haftstrafe. Zur Begründung verwiesen die Richter auf ein Urteil vom Januar 2013. Damals war der Angeklagte wegen eines anderen Küchenstreits angeklagt und zu sechs Monaten Bewährungsstrafe plus 2500 Euro Schmerzensgeld an einen Kollegen verurteilt worden. Mit jenem Koch konnte sich der Angeklagte nämlich nicht einigen, wer ein Fondue zubereitet und wer die Frühlingsrollen im Wok frittiert. Im Streit hatte der Angeklagte damals eine Schöpfkelle mit siedendem Öl über Kopf, Arm und Schultern des Kollegen gekippt, ihn dauerhaft entstellt. Dass er bis zum Streit mit seinem Bruder seine Aggressionen nicht unter Kontrolle gebracht hat, machte jetzt jede neue Bewährungs-Chance aus Sicht der Richter zunichte. Die Verteidigerin will das Hafturteil demnächst per Berufung anfechten.

(wuk)
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