Margot Sonne kommentiert für RP Online die Karnevals-Session 2003/04 Jeck ist, wenn man trotzdem lacht

Düsseldorf (dto). Wer sich heutzutage noch bereit erklärt, Literat im Karneval zu werden, hat entweder einen ausgeprägten Sinn für Humor oder einen nicht minder ausgeprägten Hang zum Masochismus. Zumindest in Düsseldorf! Zwar lobpreisen wir uns andernorts gerne als Weltstadt und Karnevalshochburg, doch angesichts der tatsächlich herrschenden Zustände fällt es selbst Fachleuten schwer, auf Anhieb die größere dieser beiden Übertreibungen zu benennen.

Wer inzwischen mehr als eine Sitzung besucht hat, der kennt sie: die Handvoll Interpreten, die sich im Düsseldorfer Karneval auf der Bühne präsentiert! Jecke Stammgäste können Büttenreden längst wortgetreu mitsprechen und einheimisches Liedgut schon nicht mehr hören!

Das ist doch nicht die Schuld der Künstler! sagt mein Freund Stefan und hat an diesem Punkt sicher Recht! Nur: wessen Schuld ist es dann? Eine Frage, deren Beantwortung unser Comitee in der jüngeren Vergangenheit in Angriff genommen hat. Leider bislang ohne Erfolg! Die Absolventen von Wolfgang Reichs Büttenrednerschule versanken ebenso in der Versenkung wie hoffnungsvolle Quereinsteiger. Manni, den Rocker oder Köbes Oli Materlik sieht man nur selten in der Bütt und schon gar nicht dann, wenn der Düsseldorfer Sitzungskarneval mal im öffentlich Rechtlichen über den Äther flimmert! Statt Manni, Oli, Peter Faßbender, statt Jöppi und Co gibt`s dagegen gerne mal zweit- oder drittklassiges aus Köln und anderswo, Nummern, auf die der Sitzungsgast in Düsseldorf gerne verzichtet hätte.

Doch die wenigen einheimischen Highlights kann man an einer Hand abzählen: "Zwanzigmal hab ich sie in dieser Session noch nicht gesehen!" so CC-Präses Pagalies auf die Frage, wie oft er denn ein bekanntes Düsseldorfer Karnevalstrio jetzt schon genossen hätte: "Aber die sind so gut, die könnte ich glatt NOCH zwanzigmal sehen!" Was beim Erzjecken klappt, muss allerdings beim karnevalistischen Laien nicht unbedingt funktionieren.

Die Konkurrenz schläft nicht und hat längst große Breschen in die Reihen der potentiellen Sitzungsbesucher geschlagen: Füße hoch, Glotze an! Es lebe der Karneval im TV! Ganz ohne Aufwand, ohne Kostüm, ohne Taxi, ohne Eintritt!

Das Beste aus Mainz, aus Köln, aus Düsseldorf, aus den 60er, 70er, 80er und 90er-Jahren! Und wenn`s mal nicht so lustig ist, wird einfach umgeschaltet! Das möchte ich manchmal wenn ich gelangweilt an meinem Sitzungstisch sitze auch tun wünscht sich ...

Ihre Margot Sonne

(Margot Sonne kommentiert jeden Dienstag bei RP Online das Geschehen im Düsseldorfer Karneval. Das nächste Mal am 3. Februar.)

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