Düsseldorf Kampf um Schmolz + Bickenbach beendet

Düsseldorf · Der Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach hat einen neuen Verwaltungsrat. In dem Gremium sitzen die Vertreter des russischen Investors Viktor Vekselberg und der Gründerfamilien. Jetzt kommt die ersehnte Kapitalerhöhung.

Der monatelang tobende Machtkampf um die Führung des deutsch-schweizerischen Stahlkonzerns Schmolz + Bickenbach ist offenbar zu Ende. Der russische Investor Viktor Vekselberg hat sich gemeinsam mit der deutschen Gründerfamilie um Ex-Chef Michael Storm durchgesetzt. Auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung wählten die gut 300 anwesenden Anteilseigner den Verwaltungsrat, der im Sinne Vekselbergs entscheiden dürfte. Nach einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung besteht das Entscheidungsgremium bis zur nächsten Generalversammlung aus den drei zur Aktionärsgruppe Renova zählenden Vertretern Vladimir Kuznetsow, Marco Musetti und Oliver Thum und den vier als unabhängig geltenden Vertretern Edwin Eichler, Michael Büchter, Hans Ziegler und Heinz Schumacher. Erst Anfang August war der alte Verwaltungsratschef Hans-Peter Zehnder, von seinem Amt zurückgetreten. Mit ihm räumten auch der Vizepräsident Marc Feiler sowie die Verwaltungsratsmitglieder Gero Büttiker, Roland Eberle, Carl Michael Eichler, Benoît Ludwig und Roger Schaack ihre Stühle. Als einziges Mitglied war Manfred Breuer, bis Juli noch Chef des Firmenkundengeschäfts der Düsseldorfer Commerzbank, im Verwaltungsrat geblieben. Vorgestern legte auch er sein Amt nieder. Der neue Verwaltungsrat Edwin Eichler, der noch am gleichen Abend vom Gremium zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt wurde, rief die Aktionäre zum "Schulterschluss" auf, um die angeschlagene Gesellschaft wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Die Firma leidet unter einer hohen Verschuldung. Die Aufmerksamkeit des Verwaltungsrats gelte nun dem operativen Geschäft, sagte er.

Das seit gut einem halben Jahr amtierende Management von Schmolz + Bickenbach mit Konzernchef Johannes Nonn und Finanzchef Hans-Jürgen Wiecha (früher Vorstand bei der Düsseldorfer Gerresheimer AG) soll im Amt bleiben, wie der Renova-Manager Wladimir Kuznetsow kürzlich erklärte.

Auf der einen Seite in dem Machtkampf stand der 2011 zurückgetretene Düsseldorfer Verwaltungsratschef Michael Storm und die von ihm beherrschte deutsche Schmolz + Bickenbach KG. Diese Partei hat Vekselberg als Investor mit ins Boot geholt. Auf der anderen Seite standen im Wesentlichen die Alteigentümer der schweizerischen Firma Swiss Steel, die im Jahr 2003 von Schmolz + Bickenbach übernommen worden war. Diese hatten den Verwaltungsrat damit beauftragt, nach einem anderen Investor Ausschau zu halten. Dies war aber nicht gelungen. Außerdem stimmten die Eigner für eine Kapitalerhöhung um 438 Millionen Franken. Das hatte sich abgezeichnet. Die Vekselberg-Firma Renova und die in der Schmolz+Bickenbach KG zusammengeschlossenen Familienaktionäre verfügen über 40 Prozent der Aktienstimmen. An der ordentlichen Generalversammlung Ende Juni hatten sie aus rechtlichen Gründen nicht ihr ganzes Aktienpaket in die Waagschale legen können und waren zunächst gescheitert. Am Donnerstag wurde auch der Beschluss der Generalversammlung vom 28. Juni, das Kapital um lediglich 330 Millionen Franken zu erhöhen, widerrufen. "Die der Gesellschaft neu zufließenden Mittel sollen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis und zur teilweisen Rückführung von Finanzverbindlichkeiten eingesetzt werden", teilte Schmolz + Bickenbach mit.

(RP)
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