Kaiserswerther Markt Historisches Kleinod

Düsseldorf · Bevor Touristen durch das Rheintor den Kaiserswerther Markt betreten, machen sie ein Foto. Denn die Leiste, die dort an der Wand hängt, lässt sie staunen. Markiert wurden die Hochwasser-Rekorde der vergangenen Jahrhunderte. Kein Tourist, der sich zum Foto vor die Stange stellt, erreicht mit seinem Haaransatz den höchsten Strich – die Eiswasserflut vom 10. Februar 1795.

 Ein Blick nach Kaiserswerth.

Ein Blick nach Kaiserswerth.

Foto: rpo, Falk Janning

Bevor Touristen durch das Rheintor den Kaiserswerther Markt betreten, machen sie ein Foto. Denn die Leiste, die dort an der Wand hängt, lässt sie staunen. Markiert wurden die Hochwasser-Rekorde der vergangenen Jahrhunderte. Kein Tourist, der sich zum Foto vor die Stange stellt, erreicht mit seinem Haaransatz den höchsten Strich — die Eiswasserflut vom 10. Februar 1795.

Die Messlatte ist aber nur eines von zahlreichen dankbaren Fotomotiven im historischen Ortskern von Kaiserswerth. Das merken die Gäste spätestens, wenn sie das Kopfsteinpflaster betreten und bereits nach wenigen Metern die hübschen Häuser am Markt sehen.

Ihr historischer Wert steht auf den Schildern, die geschichtlich Interessierte auf einem Rundweg durch Kaiserswerth führen. Die Einheimischen wissen längst, dass sie in einem Schmuckkästchen zu Hause sind. "Ich mag diese wunderbare Baumgruppe, die Öffnung zum Rhein, die alten Häuser", schwärmt Anwohnerin Christina Godesberg. Und die Ruhe, die der Ort immer dann ausstrahlt, wenn nicht gerade Fahrradfahrwetter ist und auch kein Boot der Weißen Flotte am Steg angelegt hat.

Autofrei sollte es auf dem Kaiserswerther Markt noch schöner und ruhiger werden, doch die Schranke wurde wieder abgebaut. "Mit sanfter Gewalt", erzählt Wolf Apel, der das Geschäft betreibt, das sein Urgroßvater 1871 eröffnet hat. "Anwohner haben die Schrauben gelöst und die Stange entfernt." Die Idee einer Fußgängerzone, die immer noch kursiert, sei Unsinn, meint der Händler. Kunden blieben fern, zudem müsste die Zufahrt zu Praxen, Krankenhaus und zum Altenheim der Diakonie frei bleiben.

Die Einkaufs-Zentren im Ruhrgebiet und in der Düsseldorfer City bedrohen die kleine Meile in Kaiserswerth. "Mit dem Charme des Ortes müssen wir die Menschen für uns gewinnen", sagt Hans-Oskar Franke, der in der Werbegemeinschaft aktiv ist und selbst die Parfümerie Kann betreibt. Es helfen Aktionen wie der Weihnachtsmarkt, das Weinblütenfest und der neue Büchermarkt.

Es locken auch ausgefallene Läden wie das "Nordik-Haus" von Renate Parsi und Wolf Perdelwitz, ein Herrenausstatter eröffnet neu. Bei Graziella Wild im Lido gibt's selbstgemachtes Eis auch im Winter und wenn es zu kalt wird, hilft immer am Wochenende eine "lekker Eärtesupp" von Herbert Schmitz. Von der Imbissbude bis zum Gourmet-Restaurant ist alles vorhanden. Feinschmecker werden am Kaiserswerther Markt schnell fündig — Einheimische wie Touristen.

(RP)
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