Prinz Lothar I. und Venetia Ute Ein jecker Traum wird wahr

Düsseldorf · Seit Freitag regieren in Prinz Lothar I. und Venetia Ute ein Manager und eine Pfarrsekretärin das Narrenvolk. Alles wie immer nach dem 11.11.? Nicht ganz: Er ist homosexuell, sie hetero. Deshalb ist die Prinzenkürung 2008 ein besonderer Schritt. Düsseldorfs Karneval adelt sich mit Toleranz.

Das neue Prinzenpaar Ute und Lothar
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Es gibt die ganz kleinen Augenblicke, die mehr sagen als alle Worte und Sätze. Nachdem CC-Präsident Engelbert Oxenfort lange redete, und auch Oberbürgermeister Dirk Elbers lange redete, und der designierte Prinz Lothar I. endlich das Mikro zu fassen kriegte — sagte er drei, vier Sekunden gar nichts. Ruhe im Saal. Stille. Um dann fast schüchtern leise, aber überglücklich zu sagen: "Ein Traum wird Wirklichkeit." Das sagt jeder Prinz, der vom CC-Präsidenten die Kette und den Federhut überreicht bekommt.

Aber die vier Worte Lothar Hörnings, in Zivil Manager eines Sanitärgeräteherstellers und seit Jahren ein bunter Hund in Düsseldorf, sind mehr. Er ist zwar nicht der erste Homosexuelle im Prinzenamt, aber das doch eher konservativ strukturierte Comittee Düsseldorfer Carneval (CC) adelt mit seiner Berufung mehr als nur Hörning selbst.

Der Prinz ist Gründungsmitglied der schwul-lesbischen Gesellschaft KG Regenbogen, in der auch immer mehr Heteros ihre Jeckenheimat finden. Mit über 400 Mitgliedern ist sie mittlerweile die drittgrößte Gesellschaft Düsseldorfs. Diese Leistung ist Oxenfort, Rieck und den anderen im CC-Vorstand einen Prinzen wert. Hörning Adelung ist etwas Besonderes — sie steht für den Beweis der Toleranz des Düsseldorfer Karnevals.

Der 47-Jährige lebt den Prinz mit dem Elan, den er auch schon seit Jahren als Regenbogen-Präsident an den Tag legt. Mit Venetia Ute, die wie er noch nervös war, sorgte er für einen guten Auftakt in der Rheinterrasse. Mit Pritsche und Kette versorgt ließen der Manager und die Pfarrsekretärin aus Oberkassel erahnen, dass die Jecken ein ganz besonderes Prinzenpaar nach dem fulminanten Duo Josef und Barbara sind.

Die Fußstapfen sind groß, sagte auch Oxenfort, doch beide versprachen: "Wir machen es auf unsere Weise." Allein Utes goldenes Glitzerkleid war ein Hingucker. Sie habe Barbara im Februar als Venetia erlebt und sei von ihr berührt gewesen, gab sie vor den 900 Ehrengästen zu. Als Lothar Hörning sie gefragt habe, ob sie seine Venetia sein wollte, habe sie natürlich zugesagt. Das neue Prinzenpaar stand mit dem Premierenkribbeln aber nicht alleine auf der Bühne. Oberbürgermeister Dirk Elbers will und wird nach dem bestimmenden Joachim Erwin auch im Karneval eher die sanften Töne setzen.

Am Freitag enttäuschte er also niemanden. Da wetteiferte er mit dem sicherlich nicht uneitlen Engelbert Oxenfort ums Mikro. "Meins kriegste nicht". "Und Du meins natürlich auch nicht." Nur grenzenlose Optimisten hielten das für bloß freundschaftliches Geplänkel zwischen dicken Freunden. Karneval ist bekanntlich eine ernste Sache.

Beim Saalkarneval in Altenheimen und Kindergärten, im täglichen Jeckeneinerlei und beim Feiern werden sich die beiden als Prinzenpaar nun beweisen müssen. Und wenn es dann am Aschermittwoch zuende geht mit der Session, wird Lothar I. am liebsten hören wollen: "Wir haben einen wunderschönen Karneval mit einem tollen Prinzenpaar gehabt." Das wäre das schönste Kompliment für beide.

(RP)
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