Landgericht Frau sprang vom Balkon: Sie klagt gegen die Klinik

Düsseldorf · Mit der Schadenersatz- und Schmerzensgeldklage einer Psychiatrie-Patientin (31) gegen eine Klinik befasste sich am Montag die 3.Zivilkammer des Landgerichts. Die Frau, die unter Depressionen leidet, war 2006 kurz nach einem Klinikaufenthalt erneut unter akuten psychischen Druck geraten.

Weil sie in der Klinik angeblich aber nicht mehr aufgenommen wurde, sprang sie noch am selben Abend vom Balkon ihrer Wohnung im fünften Stock und erlitt dabei schwere Verletzungen. Jetzt will sie mindestens 32 000 Euro von der Klinik einklagen.

Die Vorwürfe der Klägerin: Anfang 2006 war sie zwar auf eigenen Wunsch nach mehrtägigem Klinikaufenthalt entlassen worden. Doch schon wenige Stunden später ging es ihr wieder schlechter. In ihrer Klage spricht sie von wiederholten Panikattacken. Vergebens habe sie am Folgetag versucht, wieder stationär in der Klinik aufgenommen zu werden. Noch an der Pforte habe man sie mit Hinweis auf den Wochenend-Dienst abgewimmelt. Zu Hause habe sie einer neuerliche Panikattacke nicht standhalten können, sei deshalb vom Balkon gesprungen. Dadurch erlitt sie etliche Knochenbrüche, darunter am Lendenwirbel, dem Becken und beiden Sprunggelenken. Sie wirft der Klinik jetzt vor, sie sei damals medikamentös falsch eingestellt gewesen — und die erneute stationäre Aufnahme sei dringend nötig gewesen. 2000 Euro fordert sie jetzt für ihre Panikattacken, weitere 30 000 Euro plus Übernahme sämtlicher Folgekosten macht sie wegen ihrer Sprungverletzungen geltend.

Die Klinik hält die Klage für völlig unbegründet. Die Patientin sei damals nicht an der Pforte weggeschickt worden. Es habe sogar ein Gespräch mit einem Oberarzt über die Planung für eine erneute stationäre Behandlung gegeben. Außerdem könne sie jederzeit eine andere Station aufsuchen und sich auch kurzfristig aufnehmen lassen. Eine Notwendigkeit für eine Sofort-Aufnahme habe nicht vorgelegen. Zu den organisatorischen Abläufen und der medizinischen Lage der Patientin hat das Landgericht gestern in nicht-öffentlicher Sitzung mehrere Zeugen gehört. Weitere Befragungen sollen noch folgen.

(jco)
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