Künstler Horst Wackerbarth und altes JVA-Kapelle in Düsseldorf Dieser Mann hat einen Plan für diese Kirche

Seit sechs Jahren will der Künstler mit Kollegen die ehemalige JVA-Kapelle kaufen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb hat das Gelände öffentlich ausgeschrieben und erklärt, man verhandele mit potenziellen Investoren.

 Künstler Horst Wackerbarth träumt seit Jahren von einer Wohnung in der alten Kapelle.

Künstler Horst Wackerbarth träumt seit Jahren von einer Wohnung in der alten Kapelle.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Man sieht der roten Kirche an, dass sie seit langem leersteht. Das mehr als 100 Jahre alte Gotteshaus steht einsam in der Mitte des weitläufigen, von Schotter bedeckten Areals der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) Ulmer Höh. Die Fenster der verlassenen Kirche sind mit Blechen verschlossen, auf dem Boden vor der schweren, mit einer Eisenkette gesicherten Eingangstür liegen ein alter Bohrer-Kopf und das abgeriebene Blatt eines Winkelschleifers. Die Wände sind besprüht, überall liegen Unrat und zerschlagene Flaschen herum.

„Eine Schande“, findet Horst Wackerbarth. Der Düsseldorfer Fotokünstler, der vor allem für seine Porträts auf der „Roten Couch“ bekannt ist, interessiert sich seit mehreren Jahren für die alte Kapelle. Er gehört zu der Baugruppe „Leben-Kunst-Ulmer-Höh“, die in der alten Kirche Wohnungen und einen öffentlich zugänglichen Raum für Kunst schaffen will.

2012 wurde die JVA an der Ulmenstraße aufgegeben, alle Gebäude auf dem Gelände wurden abgerissen, mit Ausnahme der alten Kirche. Die stand seither leer, litt unter Verfall und Vandalismus. 2016 brannte der Dachstuhl ab, mehrere Monate dauerte es, bis ein provisorisches Dach installiert wurde. In dieser Zeit war das Gebäude von den Folgen von Feuer und Löschwasser, Schnee und Frost schutzlos ausgeliefert.

„Hier lässt man öffentliches Eigentum einfach verkommen“, urteilt Wackerbarth. Er und seine Baugruppe planen schon sehr konkret mit dem alten Gebäude: „Wir wollen unten sechs Eigentumswohnungen und sechs Sozialwohnungen für Künstler und Studenten haben. Oben soll ein öffentlicher Raum für Ausstellungen und Projekte eingerichtet werden.“

Sogar die Finanzierung hatte die Baugruppe schon geklärt: Fünf Millionen Euro könne man aufbringen, so Wackerbarth. Diese Summe war für den Kauf sowie Restaurierung und Umbau der Kirche angesetzt, allerdings vor dem Feuer und dem Winter 2016/2017, in dem die Kirche kein Dach hatte. Ob das Geld auch im aktuellen Zustand noch ausreichen würde, weiß Wackerbarth nicht. Denn der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), der die öffentlichen Gebäude des Landes verwaltet, lasse seit dem Feuer niemanden mehr in die Kirche, sagt er. Als Grund werden die Einsturzgefahr und herabfallende Trümmer genannt. Es ist daher nicht abzuschätzen, wie hoch der entstandene Schaden ist.

Vom BLB heißt es, die Kirche sei öffentlich ausgeschrieben und werde verkauft. Zu gegebener Zeit werde das Gebäude für Interessenten und Sachverständige zugänglich gemacht, um den Schaden festzustellen, alles weitere müsse sich ergeben. Das Verfahren laufe, Verhandlungen mit potenziellen Investoren seine im Gange.

Wackerbarth weist jedoch auf den Paragrafen 15 des NRW-Haushaltsgesetzes von 2017 hin, welcher für eine soziale Nutzung einen Verkauf unter dem Höchstgebot ermöglicht. „Wir müssen abwarten, bis der BLB einen Preis nennt, und dann sehen wir, ob wir ihn zahlen können.“ Der Künstler fürchtet jedoch, von finanzkräftigeren Konkurrenz ausgestochen zu werden, die das Gelände der ehemaligen JVA gewinnorientiert nutzen möchte. Auch um die Kirche herum, auf dem weitläufigen Gelände des ehemaligen Gefängnisses, soll gebaut werden. Hier werden Wohnungen entstehen. Stadt und Land haben sich geeinigt, dass die Hälfte davon Sozialwohnungen sein sollen. Der Verkauf des Grundstücks wurde über Jahre hinweg aufgeschoben, soll aber, so Irion Tim vom BLB, bald abgeschlossen sein.

Horst Wackerbarth hegt die Hoffnung, im Zweifel einen finanzstarken, sozial engagierten Unterstützer für sein Projekt gewinnen zu können: „Es gibt ja nicht nur Heuschrecken da draußen. Vielleicht finden wir einen Weißen Ritter.“

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