Blick auf den Hafen in Düsseldorf 45 Mal gut essen und trinken am Wasser

Düsseldorf · Ein Blick zurück in das Jahr 1998. Gastronomie im Hafen? Fast Fehlanzeige. Das Fischhaus Maassen gab es, irgendwann kam Robert's Bistro dazu, Savini kochte legendär gut italienisch, das Breuer's und das Gatz Live gab es – das war es dann aber auch schon.

Ein Blick zurück in das Jahr 1998. Gastronomie im Hafen? Fast Fehlanzeige. Das Fischhaus Maassen gab es, irgendwann kam Robert's Bistro dazu, Savini kochte legendär gut italienisch, das Breuer's und das Gatz Live gab es — das war es dann aber auch schon.

Der Blick auf das Register von Gastronomie heute im Hafen zeigt: Es gibt rund 45 Restaurants, Kneipen, Lokale oder Bars, von der Amano Bar im Radisson Blue bis zur Trattoria Zollhof. Viele von ihnen existieren schon seit Jahren, andere wechselten den Besitzer, einigen geht es blendend, anderen wie zuletzt Petros Siamitras und seinem Riva so schlecht, dass sie kurz vor einer Insolvenz stehen.

1998: Holger Berens, heute 48 Jahre alt, entscheidet sich für einen neuen Standort für sein Restaurant im Hafen. Schon in der Annebelle in Golzheim hatte er sich 1994 einen Stern erkocht und konnte ihn schnell wieder verteidigen im "Berens am Kai". Damit ist er einer der Köche, die am längsten im Medienhafen kochen. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Patrick Le Guern ("Patricks Seafood"), der Berens schon in Golzheim mit Fisch belieferte, erinnert er sich an diese Gastro-Gründer-Jahre im Hafen.

Berens: "Mich hatten die Architekten Overdieck und Ingenhoven angesprochen, ob ich diesen Raum an der Kaistraße 16 haben wollte. Eigentlich sollte es ein Künstleratelier werden." Mit der Entscheidung für ein Restaurant wurde einer Regelung entsprochen, die heute noch gilt: In jedem Kaufvertrag, den Hausbesitzer unterschreiben, ist die Klausel enthalten, dass im Erdgeschoss Gastronomie entstehen soll. Damit soll das hochwertige Ambiente des Viertels erhalten bleiben, so Planungsdezernent Gregor Bonin. Diese Regelung funktioniere seit zehn Jahren. "Natürlich gibt es innerhalb der Gastronomie immer mal wieder Fluktuation." Konkurrenz zur Altstadt sollen diese Lokale nicht sein, sondern eher eine Ergänzung.

Die Gehry-Bauten wurden Mitte bis Ende der 90er Jahre das neue Wahrzeichen der Stadt. Parallel dazu erlebte die Gastronomie in den folgenden Jahren ihren Boom: Aus jedem Lokal "quollen" an jedem Abend die Menschenmassen, der Hafen war einfach hip. Man ging in die Meerbar, ins Mungos, ins Bug, später dann ins Gehrys, das Eigelsttein boomt beständig seit Jahren, das Bocconcino lockt Fans der italienischen Küche, das Hyatt öffnet seine Restaurant- und Bartüren auch für Nicht-Hotelgäste. Einige Jahre machte der Sandstrand von Monkey Island das Viertel über die Stadtgrenzen hinaus berühmt.

Die Zeiten haben sich geändert. Berens glaubt: "Für Düsseldorfer ist der Hafen nicht mehr so interessant, sie bleiben lieber in ihrem Stadtviertel." Die Autos, die er vor der Tür sieht, kommen heute aus dem Ruhrgebiet oder vom Niederrhein. Düsseldorf hat eine andere Szene entwickelt, die sich nach seiner Einschätzung zum Beispiel in Flingern abspielt.

Liegt es auch an der Preisentwicklung, dass die Lokale weniger voll sind? Das glauben Berens und Le Guern nicht. Die Preisspanne in den Restaurants sei vielfältig genug. Den Preis von 9 Euro für ein 0,2 Liter Glas empfinden beide als nicht zu teuer.

Wenn weniger Düsseldorfer in den Hafen kommen, sind die Gastronomen auf auswärtige Gäste angewiesen. Berens: "Zu uns kommen viele Messe- und Kongressgäste, Hotels buchen auch bei uns für ihre Gäste." Der Appell von beiden Restaurant-Betreibern aber ist eindeutig: "Düsseldorfer sollten den Hafen wieder entdecken als Ausgeh- und Treffpunkt." Schließlich sei das Angebot zwischen Steak, Fisch, Currywurst und Sterneküche nirgends so abwechslungsreich.
Wie sieht die Gastro-Szene in 15 Jahren aus? Berens: "Bei allem Wandel wird es so bleiben wie es ist." Schließlich habe der Hafen ja auch Düsseldorf interessant gemacht. Firmen oder Hotels, die sich im Hafen angesiedelt haben, bleiben und halten dieses Viertel attraktiv.

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