Die Stadt im Film Hollywood ist fasziniert von Düsseldorf

Düsseldorf · Am Donnerstag startet der neue Tarantino-Film "Django Unchained" mit Christoph Waltz als Ex-Zahnarzt aus dem Rheinland. Auch in vielen anderen amerikanischen Filmen kommen Düsseldorfer vor – nicht immer sind sie Helden.

Düsseldorf und Düsseldorfer in Hollywood-Filmen
8 Bilder

Düsseldorf und Düsseldorfer in Hollywood-Filmen

8 Bilder
Foto: dapd, Andrew Cooper SMPSP

Am Donnerstag startet der neue Tarantino-Film "Django Unchained" mit Christoph Waltz als Ex-Zahnarzt aus dem Rheinland. Auch in vielen anderen amerikanischen Filmen kommen Düsseldorfer vor — nicht immer sind sie Helden.

In Hollywood gibt es einen Düsseldorf-Boom — zumindest einen ganz kleinen. Gleich zwei Filme, die in dieser Woche in den Kinos laufen, haben eine Beziehung zum Rheinland. In "Cloud Atlas" mit Tom Hanks und Halle Berry ist es eine architektonische: Das Dreischeibenhaus feiert einen Kurzauftritt. Allerdings wurden die Originalaufnahmen, auf denen der Haupteingang des Gebäudes zu sehen ist, ins San Francisco der 70er Jahre montiert.

Heute läuft Düsseldorf-Film Nummer zwei an: Im neuen Tarantino "Django Unchained" kommt eine der Hauptfiguren aus Düsseldorf, nämlich Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz, gespielt von Christoph Waltz. Er verhilft in der kuriosen Geschichte dem Sklaven Django (Jamie Foxx) zur Flucht und begibt sich mit ihm auf Kopfgeldjagd. In einem Gespräch erwähnt er seine Herkunft. Eine entscheidende Rolle spielt sie nicht — aber immerhin.

Warum Schultz ausgerechnet aus Düsseldorf kommt, ist das Geheimnis von Quentin Tarantino, der die Geschichte geschrieben hat. Ein historisches Vorbild hat noch niemand gefunden. Immerhin lässt Tarantino Dr. Schultz gutes Standort-Marketing betreiben: Er ist eine positive Figur, fast ein Held. Das unterscheidet ihn von vielen anderen Düsseldorfern, die sich das amerikanische Kino ausgedacht hat.

Einen besonders unrühmlichen und zugleich sehr komischen Auftritt hatte Düsseldorf in "Charlie und die Schokoladenfabrik" (2005) mit Johnny Depp. Dort gewinnt der fette deutsche Junge Augustus Gloop, der gierig Schokolade in sich hineinstopft, eine Reise in die Schokoladenfabrik. Kurz ist seine Heimatstadt Düsseldorf zu sehen — ein verschneites Schwarzwald-Dörfchen mit Fachwerkhäusern, das Düsseldorf nicht im Geringsten ähnlich sieht, dafür aber alle amerikanischen Klischees über Deutschland bestätigt. Im Buch von Roald Dahl war die Herkunft des Jungen nicht angegeben. In der ersten Verfilmung 1971 kam Gloop aus "Düsselheim". Später hat jemand nachgeschaut, wie die Stadt richtig heißt.

Von dem Schokoladen-Jungen ließen sich die Zeichner der "Simpsons" zu ihrem Düsseldorfer inspirieren. Die US-amerikanischen Zuschauer lachen seitdem über den plumpen Austauschschüler Üter Zörker, der wegen seines Gewichts gehänselt wird. In der deutschen Übersetzung kommt Üter (die Autoren dachten, das sei ein deutscher Vorname) aus der Schweiz, wahrscheinlich, weil er mit seiner Trachtenhose eher wie ein Alpenbewohner aussieht.

Auch in vielen anderen US-Filmen wird Düsseldorf erwähnt, von "Auch Sheriffs brauchen Hilfe" (1968) mit James Garner, wo ein Klavier aus Düsseldorf auftaucht, bis zu "Walk the Line", wo Johnny Cash seine Jugendliebe in Düsseldorf heiraten will. Einen legendären Auftritt hatte die Stadt im Kriegsfilm "Agenten sterben einsam" (1969). Dort will SS—Standartenführer Von Hapen (Derren Nesbitt), der in Düsseldorf studiert hat, eine Agentin enttarnen, die vorgibt, ebenfalls von dort zu sein. In dem Gespräch fällt ein Satz, der bei Düsseldorfer Zuschauern damals großen Unmut ausgelöst haben soll: "Da sitzen wir hier und reden über etwas so Unwichtiges wie Düsseldorf!"

Warum so oft Düsseldorf? Der Leiter des Filmmuseums, Bernd Desinger, vermutet, dass amerikanische Autoren an der Stadt vor allem wegen des Umlauts ein Interesse haben. "Das klingt natürlich sehr deutsch." München und Köln, die anderen großen Umlaut-Städte, heißen im Englischen ganz pünktchenfrei Munich und Cologne.

Viel Detail-Wissen über Düsseldorf hat Desinger, der lange in Los Angeles gelebt hat, bei den meisten Amerikanern nicht vorgefunden. Quentin Tarantino sei aber ein guter Deutschland-Kenner, meint er. "Dass in dem Film Düsseldorf auftaucht, kommt nicht von ungefähr", vermutet Desinger deshalb. Eine Vorlage hat er auch noch nicht gefunden — aber vielleicht findet sich ja doch noch ein schießwütiger Zahnarzt in der Stadtgeschichte.


(top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort