Dormagen Ingo Appelt sieht Männer heute als "Dienstleister"

Dormagen · Darauf hat die Frauenwelt gewartet: auf eine Erziehungsschule für Männer. Ingo Appelt ist nämlich nicht nur selbst ernannter Allround-Entertainer, sondern bezeichnet sich zudem als "Martin Rütter der Männlichkeit". Mit seinem neuen Programm "Besser ist besser" begeisterte er am Freitagabend zwar nicht so viele (lediglich rund 300) Zuschauer, die dafür aber umso mehr. Schon beim Betreten der Bühne wurde er lautstark begrüßt, als hätte die Menge einen alten lieben Freund nach langer Zeit wiedergetroffen.

Appelt sonnte sich in der Zuneigung, ließ ein paar Spitzen los, die sich vornehmlich an die richteten, die eben nicht da waren, und legte dann los mit seinem humorvollen Feuerwerk: Sei es Bundeskanzlerin Angela Merkel, Nazis oder Ossis - jeder bekam sein Fett weg, und das auf eine so sympathische Art und Weise, dass man durchaus nachvollziehen konnte, wenn Ingo Appelt erzählte: "In Leipzig kamen nach der Show zwei Zuschauer mit Springerstiefeln zu mir und ich dachte: Oh, jetzt gibt es auf die Fresse. Aber nein, sie sagten, wie gut ihnen mein Auftritt gefallen hat!" Beinahe unbemerkt gelang der Schwenk auf frauen- und männertypische Verhaltensweisen, alte Klischees so hervorragend erzählt, dass sich die Zuschauer auf die Schenkel klopften vor Lachen, immer wieder nickten und ihren Partner von der Seite anstießen, getreu dem Motto: "Siehste, der sagt das auch!"

Doch zurück zum "Martin Rütter der Männlichkeit": "Viele Männer glauben ja, dass sie das Beste sind, was der Welt je passiert ist, ihnen schwimmen aber die Felle davon, sie sind nicht mehr die Helden, sie sind Macho und gleichzeitig Weichei - quasi ein Matschei", fasste er zusammen. Und das sei eine ganz undankbare Rolle. Männer würden irgendwie nicht mehr gebraucht - weder als Ernährer noch als Beschützer und schon gar nicht als Handwerker. Sie sollten sich einfach als Dienstleister verstehen, lautete Appelts Empfehlung und dafür erntete er begeisterten Applaus der Zuschauer. Auch auf seine Vergangenheit im Comedy-Geschäft ging er ein. Doch am Freitag bewies er: Er ist nicht mehr der Ingo Appelt mit dem "F*****-Schild", sondern ein tagesaktueller, kritischer Entertainer, bei dem es sich lohnt, zuzuhören.

(NGZ)
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