Dinslaken Zehn Premieren und drei Tote

Dinslaken · Mit einer Ur- und einer Erstaufführung startet die Burghofbühne in die neue Theaterspielzeit: "Hammerfest life" und "Der Richter und sein Henker". Insgesamt stehen in dieser Saison zehn Premieren auf dem Spielplan.

Steigende Abonnentenzahlen machen Intendanten glücklich. Dass Thorsten Weckherlin den neuen Spielplan gestern so gut gelaunt vorstellte, hatte aber noch einen zweiten Grund.

"Wir haben in der Saison 2009/2010 mehr Vorstellungen verkauft als je zuvor", sagte der Chef der Burghofbühne. "37 Prozent der Einnahmen haben wir selbst eingespielt." An dieses Ergebnis will das Landestheater anknüpfen — und setzt auf bewährte Rezepte.

Schweizer Krimi

Nach der Dramatisierung von Thomas Mann, Fontane, Frisch und Pilcher ("Die Muschelsucher" war der Renner der vergangenen Saison) bringt das Landestheater nun zum zweiten Mal einen Roman von Friedrich Dürrenmatt auf die Bühne: "Der Richter und sein Henker". Die Bühnenfassung stammt von Lars Helmer, Regie führt Thorsten Weckherlin. Und der findet großen Spaß an diesem Krimi von 1950, der vor Schweizer Bergkulisse in einem öden Kaff spielt.

Dort will ein kauziger Kommissar einen Mörder zur Strecke bringen, der nicht schuldig ist. Dürrenmatt hadert in dem Stück, das er als 29-Jähriger für eine Tageszeitung geschrieben hat, wieder einmal mit der Berechenbarkeit der Welt. Dieses Hadern webt Weckherlin in die Inszenierung ein.

Er setzt Dürrenmatt (Philipp Sebastian) mit auf die Bühne — samt Schreibmaschine, Revolver und Weinflasche. " Es fliegen Messer", kündigte Weckherlin an. "Und es gibt drei Tote." Dass die Schweizer Nationalflagge auf der Probenbühne in der Remise des Tenterhofs bei der Ankündigung auf Halbmast rutschte, war allerdings nicht beabsichtigt.

Der erste Premierenvorhang öffnet sich morgen um 18 Uhr für eine Uraufführung. Stefan Ey inszeniert im Tenterhof "Hammerfest life — oder warum Pinguine nicht kotzen". Es ist ein Jugendstück über Freundschaft, Liebe und Tod und erzählt die Geschichte dreier Freunde die zum Nordkap reisen. Einer ist todkrank.

Ey hat die 8153 Kilometer lange Reise seiner Protagonisten vor einigen Wochen selbst unternommen. Herausgekommen ist das bislang längste Stück, das er je auf die Bühne gebracht hat. Es dauert 90 Minuten. Nach vier Jahren trennt sich das Landestheater von seinem Verkaufsschlager "Die Feuerzangenbowle". Es gibt Ersatz: "Charleys Tante". Auch ein weiteres Stück des Erfolgsautors Eric-Emmanuel Schmitt findet sich auf dem Spielplan. "Hotel zu den zwei Welten" erzählt von Menschen im Koma. Im Zustand zwischen Leben und Tod warten sie darauf, wie das Schicksal sich entscheidet.

Kafkas "Bericht für eine Akademie" gibt Marco Pickart Álvaro nach seiner überragenden Darstellung in "Letzte Nacht auf Erden" Gelegenheit für ein weiteres großes Solo. Inszenieren wird Cornelius Demming. Franz Xaver Kroetz gehört zu den Autoren, die bei Thorsten Weckherlin einen Stein im Brett haben. Nach dem eher beschaulichen "Nest" serviert der Intendant diesmal ein deutlich derberes Stück des bayerischen Dramatikers. "Wer durchs Laub geht" erzählt von der äffischen Liebe der Kuttlerin Maria zum Metzger Otto, einem saufenden Scheusal, der sie züchtigt.

Ey als Rüstungsputzer Balduin

Das Kinder- und Jugendtheater bringt neben Paul Maars "Eine Woche voller Samstage" sowie einem Projekt des Jugendtheaterclubs das Stück der Kathrin-Türks-Preis-Gewinnerin Magdalena Grazewicz, auf die Bühne: "Nachts werden wir erwachsen". Inszenieren wird Stephan Ey.

Den umtriebigen Autor und Regisseur erwartet im Oktober — nach langer Abstinenz — mal wieder ein Einsatz auf der Bühne. Als "Balduin, der weltbeste Rüstungsputzer" spielt er in seinem eigenen Kinderstück die Titelrolle. Balduin sei "ein kleiner, charmanter Typ", der einer Prinzessin schöne Augen macht, erklärt Ey die Rolle. "Ich freue mich drauf."

(RP)
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