Dinslaken Raser für einen Tag gebremst

Dinslaken · 24 Stunden lang war die Polizei im Kreis Wesel für Geschwindigkeitskontrollen unterwegs. Doch weil der "Blitz-Marathon" so gut angekündigt war und die Streifen sich nicht versteckten, fuhren viele Autofahrer nach Vorschrift.

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Foto: AP

Ein rotes Hütchen steht auf der Karl-Heinz-Klingen-Straße nahe des alten Fischgeschäftes vor der Unterführung. Nur ein bisschen ragt das Warnsignal auf die Fahrbahn, doch das reicht schon. Der große Polizist in seiner grünen Uniform und das Hütchen bewirken schon bevor die Messgeräte überhaupt angeschlossen sind vor allem eines: die Autos fahren langsam. Sie fahren so langsam, dass nur die wenigsten in die aufgestellten Radarfallen tappen. Großen Umsatz macht die Polizei hier und heute nicht.

Es ist "Blitz-Marathon", ganz Nordrhein-Westfalen und damit auch der gesamte Kreis Wesel ist im Ausnahmezustand. Die Polizei reist 24 Stunden lang von einem "Raserschwerpunkt" zum anderen und baut die Geschwindigkeitskontrollen auf.

Gegen 15.30 Uhr steht der große Polizist dann an der Karl-Heinz-Klingen-Straße. Josef Wißen heißt er und ist Pressesprecher der Polizei im Kreis Wesel. Seit fünf Uhr morgens ist er im Dienst. "RTL, Sat.1, der WDR — alle waren sie schon da", erzählt er. Josef Wißen ist ein gefragter Mann, solange seine Kollegen blitzen, was das Zeug hält. Wie die Autos, hier wo 50 Stundenkilometer erlaubt sind, an ihm vorbei schleichen findet er: "Die fahren alle so langsam, die können sie malen."

300 Meter weiter, an einer Bushaltestelle steht ein Polizeibus. Drei Beamte sitzen darin und wärmen sich noch ein bisschen. Nicht nur die Messanlagen frieren, auch die Kollegen, die Sonderschichten schieben. Aus dem Funkgerät von Polizeihauptkommissar Norbert Kaiser klingt es: "Es geht los." Die Messanlagen sind angeschlossen.

Nur etwa eine Minute dauert es, bis sich eine junge Familienmutter mit giftgrünem Auto mit der Polizeikelle konfrontiert sieht. Zehn Stundenkilometer zu viel ist sie gefahren. 15 Euro macht das. Mit ein wenig Abstand folgen weitere Autos. Es sind nicht viele; höchstens fünf in einer knappen Stunde. Dass nicht mehr als diese 75 Euro in der Zeit zusammenkommen, hat gleich verschiedene Gründe. Die Straßen sind voll, es ist Feierabendverkehr. Ein Auto reiht sich an das nächste, viel schneller als erlaubt kann hier niemand fahren. Außerdem stand es in der Zeitung, die Radiosender verkünden alle zwei Minuten, dass geblitzt wird. Und verstecken tut sich die Polizei auch nicht. Das ganz bewusst, schließlich will sie Unfälle vermeiden und niemanden abzocken. Um kurz vor halb fünf, schon fünfzehn Minuten lang fuhr keiner zu schnell, wird die Aktion abgebrochen.

(her)
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