Voerde Mehr Zeit für Pflegebedürftige aufbringen

Voerde · Die Sozialdemokraten Franz Müntefering und Dr. Ulrich Krüger trafen sich zu einem Fachgespräch mit Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt im Seniorenzentrum Elisabeth-Selbert-Haus in Friedrichsfeld. Wie wird Altern in Würde möglich?

 Franz Müntefering (3.v.r.) und Dr. Ulrich Krüger (r.) im Gespräch mit Mitarbeitern der Awo. Die frühere SPD-Ratsfrau Margret Neukäter (2.v.r.) lebt heute im Seniorenzentrum Elisabeth-Selbert-Haus und freute sich über den Besuch.

Franz Müntefering (3.v.r.) und Dr. Ulrich Krüger (r.) im Gespräch mit Mitarbeitern der Awo. Die frühere SPD-Ratsfrau Margret Neukäter (2.v.r.) lebt heute im Seniorenzentrum Elisabeth-Selbert-Haus und freute sich über den Besuch.

Foto: M.Büttner

"Wir finden es gut, dass sich die SPD des Themas Pflege annimmt, denn es drängt sehr", stellte Bernd Scheid fest. Der Geschäftsführer des Kreisverbandes Wesel der Arbeiterwohlfahrt (Awo) begrüßte gestern Dr. Ulrich Krüger, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Innenministerium und SPD-Bundestagskandidat, sowie Franz Müntefering als Gäste im Seniorenzentrum Elisabeth-Selbert-Haus in Friedrichsfeld. Die beiden Sozialdemokraten waren gekommen, um mit den Awo-Mitarbeitern ein Fachgespräch zu führen. Inhaltlich ging es darum, wie die Gesellschaft mit älteren, kranken (möglicherweise demenziell veränderten) Menschen umgeht und was sich ändern muss, damit ein Altwerden in Würde möglich ist.

Franz Müntefering, sozialdemokratisches Urgestein und früherer SPD-Parteichef, gab unumwunden zu, 1995 als Politiker bei der Einführung der Pflegeversicherung den Fehler gemacht zu haben, den Demenzbereich nicht mit einbezogen zu haben: "Wir haben diese Dimension damals völlig verkannt." Die SPD trete jetzt für eine Pflegereform ein, die es den Pflegekräften ermöglichen soll, sich intensiver den Menschen zuzuwenden und sich mehr um sie zu kümmern. Das mache jedoch eine Erhöhung der Pflegebeiträge um 0,5 Prozent erforderlich. Den Demenzbereich, der in den nächsten Jahren deutlich zunehmen werde, so Müntefering weiter, müsse man separat betrachten. Der Sozialdemokrat zeigte sich bestens informiert und ganz nah am Thema dran.

Bernd Scheid berichtete, dass die Tagespflege für die Awo ein wichtiges Angebot ist, das helfen soll, pflegende Angehörige zu entlassen. Er bedauerte allerdings, dass die Tagespflege nicht ausreichend finanziert und deshalb von der Awo "ökonomisch kaum zu stemmen ist". Der Awo-Geschäftsführer plädierte für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte, außerdem müsse ihnen und ihrer Tätigkeit von der Gesellschaft mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. Als ein großes Problem bewertete er, dass viele Wohnungen nicht barrierefrei sind und sich deshalb auch nicht für ein Wohnen im Alter eignen.

Müntefering berichtete, dass es ein Programm zum altersgerechten Umbau von Wohnungen gibt, in diesem Bereich aber noch viel zu wenig getan wird, obwohl steuerliche Vergünstigungen gewährt werden. Die eigene Wohnung dürfe für Senioren nicht zum Gefängnis werden. "Menschen dürfen nicht in Einsamkeit verkommen. Einsamkeit ist die größte Krankheit, die wir haben", sagte Müntefering. Er sprach sich dafür aus, dass Gemeinden, Städte und Kreise Konzepte erarbeiten, wie man mit dem Altern der Gesellschaft umgeht. Damit sie diese Aufgabe bewältigen können, müssten sie auch finanziell entsprechend ausgestattet werden. Das Problem des Alterns der Gesellschaft dürfe nicht verdrängt werden. Aufgabe der Politik ist es nach den Worten von Müntefering, politisch die Dinge zu organisieren, damit die Problematik angegangen werden kann. Mit dem Einbringen eigener Erfahrungen und Erlebnisse beteiligte sich Margret Neukäter an dem Fachgespräch. Die frühere SPD-Ratsfrau lebt heute als Bewohnerin im Elisabeth-Selbert-Haus.

(RP)
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