Mehr Opfer auf NRW-Autobahnen Minister Jäger will "Todsünden" mit Kontrollen bekämpfen

Düsseldorf · Die Zahl der Unfalltoten auf den NRW-Autobahnen ist deutlich gestiegen. Es wird gedrängelt, gerast, viel zu dicht aufgefahren und am Smartphone gespielt. Innenminister Jäger will mit Kontrollen dagegenhalten.

 Raserei ist der Killer Nummer eins auf den Autobahnen, beklagt Minister Jäger. Das Foto zeigt eine Aufnahme mit Langzeitbelichtung auf der A3.

Raserei ist der Killer Nummer eins auf den Autobahnen, beklagt Minister Jäger. Das Foto zeigt eine Aufnahme mit Langzeitbelichtung auf der A3.

Foto: dpa, fru hpl

In Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Unfalltoten auf Autobahnen um etwa ein Drittel gestiegen. Insgesamt verloren 80 Menschen bei Autobahn-Unfällen ihr Leben, wie aus der am Montag in Düsseldorf vorgestellten Verkehrsunfallstatistik für 2016 hervorgeht.

Als Konsequenz kündigte Innenminister Ralf Jäger (SPD) für Ende März gezielte Kontrollen an: "Es gibt drei Todsünden auf der Autobahn. Zu hohe Geschwindigkeit, Ablenkung und zu geringer Sicherheitsabstand."

Die Gesamtzahl der Verkehrstoten änderte sich 2016 kaum. Auf den NRW-Straßen starben 523 Menschen, einer mehr als 2015. Darunter waren 225 Autoinsassen. Das ist die höchste Zahl seit fünf Jahren.

Weniger Tote als 2015 wurden bei Motorradfahrern und Fußgängern gezählt. 75 Motorradfahrer starben, elf Prozent weniger als 2015. Die Zahl der getöteten Fußgänger ging um 16 Prozent auf 104 zurück. Bei den Schwerverletzten gab es einen Anstieg um 2,9 Prozent auf rund 13.600.

Geschwindigkeit sei der Killer Nummer eins, sagte Jäger. Aber die Fachleute beobachten mit Sorge, dass Ablenkung des Autofahrers - etwa durch ein Smartphone - als Unfallursache immer mehr Bedeutung bekommt. "Die Ablenkung durch Smartphones ist zu einer regelrechten Seuche geworden", beklagte der Innenminister und forderte härtere Strafen.

164.000 Handyverstöße hat die NRW-Polizei 2016 dokumentiert, elf Prozent mehr als im Jahr davor. Und auch Fahrradfahrer haben das Handy immer öfter verbotenerweise am Ohr: Voriges Jahr gab es fast 22.000 solcher Verstöße, über 40 Prozent mehr als zuvor.

Allerdings klagten die Praktiker über fehlendes Werkzeug zur Ahndung solcher Verstöße. So behaupteten etwa Lastwagenfahrer, denen die Nutzung des Smartphones am Steuer vorgeworfen werde, sie hätten es nur als Diktiergerät benutzt. Auch die Start-Stopp-Automatik von Autos eröffne ein Schlupfloch: Denn Handys dürfen bislang bei ausgeschaltetem Motor im Auto benutzt werden.

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"Wir haben das Problem, dass es kein Problembewusstsein gibt", sagte Jäger über den Gebrauch des Mobiltelefons am Steuer. Die Nutzung elektronischer Geräte, gleich ob Smartphone, Tablet oder Diktiergerät, während der Fahrt oder an der Ampel gehöre verboten.

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Besonders bei grob rücksichtlosem Verhalten müssten die Strafen den Tätern wehtun, forderte Jäger. Wer mit Tempo 100 durch die Stadt fahre oder bei 200 Stundenkilometern auf der Autobahn drängele: "Bei solchen Vergehen muss der Führerschein weg", sagte er.

(csr/lnw)
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