Zwei Festnahmen in Hagen Mann bis zur Ohnmacht gewürgt und entführt - Zeugen greifen nicht ein

Hagen · In Hagen ist ein 22-Jähriger vor einer Spielhalle entführt worden. Auch Stich- und Schusswaffen kamen dabei zum Einsatz. Mehrere Zeugen riefen dennoch nicht die Polizei.

Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hagen und der Hagener Polizei bereits am 15. Januar. Der junge Mann war nach eigenen Angaben am späten Abend in einer Spielhalle am Emilienplatz in der Hagener Innenstadt. Dort wurde er von einem Mann aufgefordert, mit ihm nach draußen zu kommen. Er habe den Mann „vom Sehen und mit Vornamen“ gekannt, berichtete er der Polizei. Vor der Spielhalle wurde der 22-Jährige von dem Mann und weiteren Personen in den Schwitzkasten genommen und bis zur Ohnmacht gewürgt.

Diese Schilderung der Tat wird von der Hagener Polizei bestätigt: Sie nahm den 22-Jährigen bei seiner Vernehmung als glaubwürdig wahr. Außerdem ist der beschriebene Tathergang bis zur Ohnmacht und dem Einladen des Mannes in ein Auto in „eindeutigen Filmsequenzen“ auf gesichertem Material von Überwachungskameras in und vor der Spielhalle zu sehen.

Der 22-Jährige wurde laut Aussage mit einem Messer bedroht und mit einem Auto ins Vereinsheim eines in Hagen bekannten Motorradclubs gefahren. Dort habe ihm ein 23-Jähriger eine Pistole in den Rücken gedrückt. Die Unbekannten hätten 4000 Euro von ihm gefordert, die bis zum nächsten Tag zu bezahlen seien. Die geforderte Summe stamme nach Angaben des 22-Jährigen aus Drogengeschäften, bei denen er sich verschuldet habe. Laut Polizei entschied er sich „aus Angst“ für eine Anzeige, zudem habe er das Geld nicht auftreiben können.

Die Polizei nahm daraufhin die Ermittlungen wegen räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung auf. Mithilfe der Überwachungskamerabilder wurden zwei Täter (23 und 26 Jahre alt) identifiziert, die am Montag in Hagen und Aachen festgenommen wurden. Sie sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Der 23-Jährige ist nach Polizeiangaben Mitglied des Hagener Motorradclubs, in dessen Vereinsheim das Opfer entführt wurde.

Bei der Auswertung des Videomaterials machten die Ermittler eine „erschreckende“ Beobachtung: Fünf weitere, unbeteiligte Personen hielten sich während der Tat vor der Spielhalle auf, griffen jedoch nicht ein und alarmierten auch nicht die Polizei. Mindestens zwei von ihnen schauten sogar zeitweise dem Geschehen zu. Da die Spielhalle an vielbefahrenen Straßen sowie an einem zentralen Parkplatz in Hagen liegt, geht die Polizei von „wesentlich mehr“ Beobachtern des Vorfalls aus.

Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Hagen, ob gegen die Beobachter des Geschehens wegen unterlassener Hilfeleistung Strafverfahren eingeleitet werden.

(mba)
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