Nur halb so viele aufgeklärt Doppelt so viele Geldautomaten in NRW gesprengt wie in 2015

Düsseldorf · In diesem Jahr sind in Nordrhein-Westfalen fast schon doppelt so viele Geldautomaten gesprengt worden wie im Gesamtjahr 2015. Jedoch nur halb so viele konnten aufgeklärt werden.

Geldautomaten gesprengt - eine Chronik für NRW bis Juni 2017
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Geldautomaten-Sprengungen in der Region – eine Chronik

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Während es im vergangenen Jahr 67 Fälle waren, sind bis zum 20. Oktober schon 110 Geldautomaten in die Luft gesprengt worden. Das geht aus einem Bericht des Innenministeriums an den Düsseldorfer Landtag hervor, der am Donnerstag im Innenausschuss vorgestellt wurde.

Bei 53 Sprengungen - also fast der Hälfte aller Fälle - gelangten die Straftäter in diesem Jahr nicht an Bargeld. Die Aufklärungsquote hat sich jedoch von 52 auf 25 Prozent mehr als halbiert.

"Das ist der moderne Banküberfall", kommentierte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) das Phänomen. Während in den Kassen drinnen kaum noch lohnenswerte Beträge für Gangster zu holen seien, hätten die beträchtlichen Summen in den Geldautomaten draußen einen hohen Reiz.

Um Nachahmer nicht zusätzlich anzustiften, wird die Höhe der Beute nicht bekannt gegeben. Die Sachschäden nach den Sprengungen schätzt das Landeskriminalamt für dieses Jahr bereits auf etwa 2,8 Millionen Euro - im vergangenen Jahr waren es sogar 4,6 Millionen.

Jäger erteilte den Bankern einen deutlichen Rüffel. Während die Geldautomaten in den Benelux-Ländern so gesichert worden seien, dass sich das Risiko dort für Gangster nicht mehr lohne, sei die Einsicht in notwendige Umrüstungen in NRW unterentwickelt. Offenbar sei der Schaden noch nicht so groß wie die Investitionskosten. Bei der Kalkulation dürfe aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Menschen zu Schaden kommen könnten, wenn Verbrecher mit brachialer Gewalt mit Autos in Schalterhallen fahren und Automaten in die Luft jagen, mahnte der Minister.

Der stellvertretende FDP-Landtagsfraktionschef Joachim Stamp betonte, möglicherweise reichten die Mahnungen des Minister nicht aus. Er regte an, gesetzlichen Handlungsbedarf zu prüfen. Demgegenüber betonte der CDU-Abgeordnete Gregor Golland, die Schutzmaßnahmen dürften nicht auf die Betroffenen abgeschoben werden.

Das Lagebild des Bundeskriminalamts weist für das vergangenen Jahr insgesamt 157 Fälle aus - davon 86 Versuche. "Nahezu zwei Drittel aller Taten wurden in Niedersachsen und NRW begangen", berichtete der Referatsleiter Kriminalität des Innenministeriums, Frank Hoever. Auch bundesweit sei eindeutig eine Steigerung zu verzeichnen, allerdings lägen valide Zahlen für 2016 noch nicht vor.

Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts handelt es sich bei den Tätern überwiegend um Intensivtäter aus dem niederländischen Großraum Utrecht, die hier in Serie Geldautomaten sprengen. Ein hoher Anteil habe nordafrikanische Wurzeln.

Auffällig viele Straftaten werden in der Nähe zur niederländischen Grenze begangen. Dabei seien aber viele Regionen stark betroffen - vom Kreis Kleve über Köln und Bonn bis hin zu Ostwestfalen in Einzelfällen.

(lnw/skr)
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