Südafrika Sammy rettet Nashörner

In Südafrika leben 95 Prozent der etwa 22.000 afrikanischen Nashörner. Deutsche Schäferhunde sollen die Ausrottung der Tiere verhindern.

Es ist später Nachmittag im Amakhala Wildreservat, etwa 100 Kilometer nördlich der Eastern Cape Metropole Port Elizabeth. Guide Byron Sullivan ist mit einer Gruppe Urlauber in seinem Geländewagen unterwegs. Die sich verabschiedende Sonne wirft ein warmes Licht auf die grünen Berge und Hügel des einstigen Farmlandes, das seit 13 Jahren wieder der Natur überlassen ist. Vögel eilen zwitschernd von Zweig zu Zweig, sonst ist nur das Bellen der Schakale zu vernehmen.

Plötzlich stieben Warzenschweine aufgeregt davon. Ein kräftiger Elefantenbulle bricht aus dem Gebüsch hervor, gefolgt von einer ganzen Familie, die emsig damit beschäftigt ist, mit ihren Rüsseln besonders zarte Triebe von den Zweigen der Büsche zu pflücken. Wenige Meter entfernt laben sich Büffel an einem Wasserloch, und ein Löwenpaar genießt mit zwei Jungen die letzten Sonnenstrahlen. Dann tauchen vier Nashörner am Horizont auf, die sich langsam den faszinierten Besuchern nähern. Wohl niemand aus der Gruppe hätte erwartet, gleich bei der ersten Pirsch auf vier Vertreter der sogenannten Big Five Afrikas zu treffen.

Doch die Freude über diese Idylle ist nicht ungetrübt. "Leider verzeichnen wir am Eastern Cape seit geraumer Zeit eine deutliche Zunahme der Wilderei, wovon besonders die Nashörner betroffen sind", berichtet Brent Cook, Eigentümer der HillsNek Lodge im Tierreservat. "Die Zahl der getöteten Nashörner nahm in Südafrika von 13 im Jahr 2005 auf 1215 im Jahr 2014 rasant zu. Wenn wir den Wilderern und Händlern nicht Einhalt gebieten, wird es in zehn Jahren keine freilebenden Nashörner mehr geben." Nachdem die gepanzerten Giganten in den 70er und 80er Jahren schon einmal kurz vor der Ausrottung standen, hatte Brent den Entschluss gefasst, etwas dagegen zu unternehmen.

Vor 13 Jahren gründete er mit drei Gleichgesinnten das Amakhala Wildreservat und konnte vier Nashörner für die Zucht erwerben. Sieben Jahre später ereilte ihn ein herber Rückschlag. Brent zeigt das Foto eines prächtigen Nashornbullen: "Das ist Chippy. Mit ihm fing alles an, bis er 2010 gemeinsam mit einem weiteren Bullen von gewissenlosen Wilderern abgeschlachtet wurde." Brent ist sich sicher, dass die Tiere Opfer eines internationalen Verbrecherkartells geworden sind. "Für ein etwa zehn Kilogramm schweres Horn zahlen Händler in Südostasien bis zu 700.000 Dollar. Das Horn ist dort mehr wert als das Tier und die wachsende Kaufkraft der Bevölkerung in diesen Ländern, in denen noch immer der Aberglaube an magische Heilkräfte des Hornpulvers verbreitet ist, hat fatale Folgen." 95 Prozent der etwa 22.000 Nashörner Afrikas leben in Südafrika und täglich werden es drei bis vier weniger.

2011 rief Brent die "Chipembere Rhino Stiftung" zur Rettung der Tiere ins Leben. Auf Einladung der Stiftung machten sich kürzlich vietnamesische Studenten vor Ort ein Bild über die Situation und kehrten als "Rhino-Botschafter" in ihre Heimat zurück. Ein Schulungszentrum ist dem Artenschutz gewidmet. Spenden von Urlaubern und Tierfreunden ermöglichen es, die Nashörner mit Sendern auszustatten und rund um die Uhr zu beobachten.

Seit zwei Jahren gehört Sammy, ein deutscher Schäferhund, zu den aktivsten Helfern. Sammy hat ein fünfmonatiges Spezialtraining absolviert, um Wilderer aufzuspüren, die sich meist zu Fuß in der Dunkelheit in die Reservate einschleichen, um verdeckt im dichten Gebüsch die Standorte der Nashörner auskundschaften und dann blitzschnell zuschlagen.

Rastlos ist Sammy zu Tag- und Nachtzeit mit einem Hundeführer unterwegs, um seine gepanzerten Freunde zu schützen. Seit Beginn seiner Arbeit im "Anti-Poaching-Team" sind die Angriffe auf Nashörner im Reservat stark zurückgegangen. Besonders in Vollmondnächten ist seine Aufmerksamkeit gefordert. Bei hellem Mondlicht schlagen die Wilderer gern zu, weil sie dann auf den Einsatz von Taschenlampen verzichten können. Am Morgen nach der Vollmondnacht breitet sich Erleichterung aus: Das Amakhala-Reservat wurde nicht von Wilderern heimgesucht.

Die Redaktion wurde von der Eastern Cape Parks and Tourism Agency zu der Reise eingeladen.

(RP)
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