Mecklenburg-Vorpommern Besucher stürmen Nichtraucherstrand

Nienhagen/Göhren (RPO). Der Nichtraucherschutz hat Mecklenburg-Vorpommerns Strände erreicht. Der erste qualmfreie Strand in Göhren auf Rügen erlebt einen regelrechten Besucheransturm. Im Ostseebad Nienhagen bei Rostock erhalten Raucher in dieser Saison kostenlos einen Aschenbecher für ihre Zigarettenstummel.

Strände werden zu kippenfreien Zonen
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Strände werden zu kippenfreien Zonen

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Seit Bestehen der nikotinfreien Zone am Rügener Nordstrand vor einem Jahr gebe es einen regelrechten Ansturm auf den fast 100 Meter langen Abschnitt, sagte Berit Waschow, Marketingchefin der Kurverwaltung Göhren. Einige Gäste hätten sich schon im Vorfeld ihres Urlaubs bei den jeweiligen Strandkorbvermietern ihren Platz gesichert.

"Mit dem Nichtraucherstrand haben wir auf ein offenbar wichtiges Anliegen unserer Stammgäste reagiert", sagte Waschow. Bei einer Urlauberbefragung vor zwei Jahren hätten sich die Touristen mehrheitlich für einen qualmfreien Abschnitt an dem als familienfreundlich zertifizierten Strand ausgesprochen. Den Befragten sei vor allem wichtig gewesen, dass die Kinder nicht in Sand mit vielen Zigarettenkippen buddelten.

Inzwischen gibt es laut Waschow zwei Strandkorbvermieter, die ihre Kunden auf das Zigarettenverbot in ihrem Revier hinweisen. Die meisten Urlauber halten sich an die Auflagen. Eine Überwachung des Rauchverbots etwa durch einen Strandvogt sei nicht erforderlich, sagte Waschow. Die Urlauber kontrollierten sich eher gegenseitig. Das gelte auch für den Raucherstrand, auf dem inzwischen mehrere Aschenbecher aufgestellt worden seien. Die Zahl der Kippen, die morgens vom Strand abgesammelt werden, sei deutlich zurückgegangen.

Göhren im äußersten Osten der Insel gehört zu Rügens beliebtestens Badeadressen. Neben dem weitgehend naturbelassenen Südstrand nutzen im Sommer Zehntausende Gäste den Nordstrand. Dort gibt es neben dem Nichtraucherabschnitt auch einen Nacktbadestrand, einen Sportstrand, eine separate Badestelle für Hunde und sogar einen Abschnitt, in dem unter freiem Himmel Trauungen vollzogen werden können.

Nur mit Aschenbecher an den Strand

Einen anderen Weg geht das Ostseebad Nienhagen. Das Fremdenverkehrsamt orderte 10.000 kleine Papierschachteln im Format acht mal drei Zentimeter, die im Inneren mit unbrennbarer Folie beschichtet sind. Die Aschenbecher mit dem Aufdruck "Aktion sauberer Strand" werden an zentralen Punkten im Ort - zum Beispiel im Lebensmittelgeschäft - verteilt.

"Die Umweltaschenbecher werden mir jeden Tag regelrecht aus der Hand gerissen", sagt Strandvogt Frank Fuhrbach, der immer einen kleinen Vorrat mit sich führt. "Ich werde schon gefragt, wann ich wieder vorbeikomme. Hätte ich gar nicht vermutet."

Die Idee, Nienhagens Strand frei von Zigarettenstummeln zu machen, ging vom Fremdenverkehrsverein aus. "Die Gäste beschwerten sich. Wir mussten handeln. Im Internet fanden wir zwei verschiedene Größen dieser Umweltaschenbecher und haben uns für die längliche Variante entschieden", sagt der Vorsitzende, Frank Philipp. "Die Aschenbecher sind leicht zu entsorgen und eignen sich auch hervorragend für Kaugummi - ebenso ein Ärgernis." Abfallkörbe seien genügend im Ostseebad und am Strand vorhanden, betont Philipp.

Im nahen Ostseebad Kühlungsborn gab es auch schon etliche Diskussionen um die Kippen am Strand, allerdings bislang ohne Ergebnis. "Die kleinen Papierschachteln könnten auch für Kühlungsborn interessant werden, schon der Umwelt zuliebe. Wir säubern zwar regelmäßig den Strand, die Stummel lassen sich jedoch recht schwer aus dem Sand entfernen", sagte die Pressesprecherin der Touristik Service Kühlungsborn, Sigrid Kösling.

Auch der Sprecher des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, hält das Nienhagener Projekt für eine gute Idee. Nichts sei bei der Reinigung der Strände schwieriger, als die Kippen im Sand zu beseitigen, pflichtet er Kösling bei.

Woitendorf hält ein generelles Rauchverbot an den Stränden, wie es dieser oder jener gerne hätte, für überzogen. Man müsse nicht die ganze Küste komplett rauchfrei stellen, sagt er. Den verständlichen Wünschen von Nichtrauchern, keine Kippen am Strand vorzufinden und bei frischer Seeluft nicht Qualm einatmen zu müssen, könne auch mit nikotinfreien Familienstränden oder für Nichtraucher ausgewiesenen Strandabschnitten entgegengekommen werden.

(DDP/mais)
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