Bildungsorte Mehr Kinder besuchen Privatschulen

Schulen unter freier Trägerschaft verzeichnen in den vergangenen Jahren einen stetigen Zuwachs.

 Privatschulen gibt es in Deutschland für alle Bildungsabschlüsse. Sie sind nicht nur Kindern und Jugendlichen von Eltern mit hohem Einkommen vorbehalten.

Privatschulen gibt es in Deutschland für alle Bildungsabschlüsse. Sie sind nicht nur Kindern und Jugendlichen von Eltern mit hohem Einkommen vorbehalten.

Foto: dpa-tmn/Fabrice Michaudeau

Privatschulen in Deutschland erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Während die Schülerzahl an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen abnimmt, verzeichnen die privaten Träger einen Zuwachs. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Schülerzahl an den allgemein- und berufsbildenden Privatschulen in Deutschland im Schuljahr 2018/19 erneut gestiegen auf erstmals mehr als eine Million Kinder und Jugendliche.

Den größten Schüleranteil an privaten Schulen machen die Gymnasien aus: 35,4 Prozent der Schüler besuchen diese Schulform. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren nahezu konstant geblieben. Steigende Schülerzahlen melden vor allem die privaten Grundschulen, die zuletzt erneut einen Zuwachs von zwei Prozent verzeichnen konnten.

Die steigenden Schülerzahlen an freien Schulen belegen, dass sich immer mehr Eltern individuelle Bildungsangebote für ihre Kinder wünschen. Die eigenen Einkommensverhältnisse sind dabei nicht allein eintscheidend: Rund 14 Prozent der Privatschulhaushalte verfügen über ein monatliches Nettohaushaltseinkommen von maximal 2000 Euro. Der Anteil der Haushalte mit einem Einkommen zwischen 2000 und 6000 Euro liegt bei 71 Prozent. Dies geht aus einer Analyse des DIW Econ hervor und entspricht nahezu der Einkommensverteilung an staatlichen Schulen. „Privatschüler sind keine selektive Gruppe. Privatschulen sind gesellschaftlich durchmischt“, sagt Dietmar Schlömp, Bundesgeschäftsführer des Verbands Deutscher Privatschulen (VDP). Kriterien wie das Schulklima, die Länge des Schulwegs oder die Betreuungszeiten in der Schule spielen für Eltern bei der Schulwahl eine wichtige Rolle. „Das Betreuungsangebot von privaten Ganztagseinrichtungen gibt Eltern vielerorts erst die Möglichkeit, einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung nachzugehen“, erklärt Schlömp.

Kurze Schulwege garantieren Internate; ebenso eine Betreuung wie in einer gängigen Ganztagsschule. Allerdings müssen sich Kinder wie Eltern auf einen ganz anderen Alltag einstellen, denn das Leben im Internat ist natürlich nicht mit dem Leben in der eigenen Familie vergleichbar. Es möchte auch gar nicht das Elternhaus ersetzen. Pädagogen betonen, dass nur wenn das Elternhaus die Erziehungsarbeit der Internate durch einen ständigen Kontakt miteinander unterstütze, würden auch die Erfolge des Zusammenlebens im Internat erst richtig wirksam.

Natürlich gelten im Internat andere Regeln als Zuhause. Das wiederum bietet viele Chancen für die individuelle Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Intensive gemeinsame Erlebnisse, auch in der Freizeit, und gruppendynamische Prozesse stärken das Selbstbewusstsein, das Durchsetzungsvermögen, die Eigenständigkeit und die Hilfsbereitschaft. Die Schüler lernen, sich außerhalb des Klassenzimmers in die Gemeinschaft einzuordnen, aber auch ihren Standpunkt zu vertreten und Kompromisse untereinander auszuhandeln. Schnell entstehen so auch enge Freundschaften und Kontakte in alle Welt, wenn Kinder und Jugendliche im Internat aus unterschiedlichen Ländern und mit verschiedenene sozialen wie auch kulturellen Hintergründen zusammenkommen.

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