Arbeitsplatzwechsel Jobhopping kommt selten gut an

Ständig von einem Arbeitgeber zum nächsten? Davon raten Experten ab. Im Beruf ist eher Beständigkeit erwünscht.

Arbeitgeber: Im Beruf ist Beständigkeit erwünscht
Foto: dpa-tmn/Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Ein Leben lang in ein und demselben Unternehmen? Das ist heutzutage nicht mehr üblich. Ein Jahr hier, ein paar Monate dort und ein knappes Jahr wieder woanders  – so sollte der Lebenslauf aber möglichst nicht aussehen. Was manch ein Arbeitnehmer als vielseitige Erfahrung verkaufen will, ist in Personalabteilungen nämlich nicht gerne gesehen.

Nicht immer kann der Arbeitnehmer etwas für eine lange Liste an Arbeitgebern im Lebenslauf: „Die Arbeitswelt hat sich drastisch geändert“, sagt Karrierecoach Ute Bölke. „Befristete Verträge, freie Mitarbeit, Praktika, Zeitarbeit  – all das spiegelt sich in den Lebensläufen wider.“ Für wen es aus solchen Gründen unfreiwillig von einem Arbeitgeber zum nächsten geht, der sollte das unbedingt in seinem Lebenslauf unter dem Punkt „Wechselmotivation“ erläutern, rät Bölke.

Denn betreibt ein Bewerber von sich aus das, was Experten auch Jobhopping nennen, ist der erste Eindruck oft eher mäßig. „Wer innerhalb der beruflichen Biografie häufig wechselt, ruft beim Personaler die Interpretation hervor, dass es ihm an Beharrlichkeit oder Loyalität mangelt oder ein Mangel an Leistung oder Teamfähigkeit dahintersteckt“, erklärt Psychologe und Coach Hans-Georg Willmann.

Berufseinsteiger: Spätestens der dritte Job sollte sitzen. Wie viele Jobwechsel dieses Misstrauen wecken, lässt sich pauschal nicht sagen. „Zwei Wechsel in 20 Jahren sind natürlich nicht häufig. Zwei in zwei Jahren schon“, sagt Autor und Berater Jochen Mai. Im Schnitt sei es üblich, sich alle fünf bis sieben Jahre beruflich zu verändern. Gerade unter Berufseinsteigern sei es aber normal und legitim, häufiger zu wechseln. „Da sucht man sich selbst, seinen Beruf und seine Berufung und natürlich den passenden Arbeitgeber“, sagt Mai, der das Portal Karrierebibel betreibt.

Aber selbst am Anfang sollte die Liste an Arbeitgebern nicht zu lang werden. „Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der dritte Job sollte sitzen“, sagt Karrierecoach Ute Bölke. Sitzen bedeutet in diesem Fall, dass man mindestens drei Jahre bleibt. So sieht es auch Hans-Georg Willmann: Im ersten Jahr kommt man an, lernt Prozesse und Leute im Unternehmen kennen. Im zweiten Jahr nimmt man einen festen Platz ein. „Im dritten Jahr kann man zeigen: Jetzt bin ich drin, jetzt kommen die Erfolge.“

Was aber, wenn ein Arbeitnehmer schon häufiger gewechselt hat und der aktuelle Job wieder nichts ist? „Man sollte sich die Frage stellen: Inwieweit ist die Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen?“, rät Willmann. „Das Leben geht vor Arbeit.“ Bringe der Job keine gesundheitlichen Probleme mit sich, solle man versuchen ihn noch weiterzumachen. „Man sollte die aktuelle Arbeitsstelle, auch wenn es weit weg von gut ist, als Sprungbrett nutzen, um sich weiter zu bewerben.“ Das sei besser, als sich aus der Arbeitslosigkeit heraus zu bewerben.

Im Vorstellungsgespräch nicht in Ausreden flüchten. Wer im Bewerbungsgespräch auf seine lange Liste an Arbeitgebern angesprochen wird, dem rät Mai zur Ehrlichkeit. „Die Personaler haben ohnehin so gut wie jede Erklärung schon gehört.“ Bei wem die häufigen Wechsel zum Beispiel an einem Mangel an Durchsetzungsvermögen gelegen haben, „der kann das im Gespräch durchaus so zugeben: Ich war früher nicht so durchsetzungsstark, das ist aber heute anders, weil ich durch die mehrfachen Jobwechsel viel dazugelernt habe“, gibt Mai ein Beispiel.

„De facto muss man an sich selbst arbeiten und nicht versuchen, sich im Bewerbungsgespräch trotzdem möglichst gut zu verkaufen“, betont Mai. Denn wer ständig den Job wechselt, weil ihm etwas nicht passt, der habe wahrscheinlich ein Problem, das ihn sein ganzes Berufsleben lang begleiten und behindern werde. Außerdem fallen häufige Wechsel am Ende sowieso auf den Arbeitnehmer zurück. „Es ist immer auch der eigene Fehler“, meint Mai.

Er rät zu Ursachenforschung: Wer sich etwa immer wieder von den Kollegen ausgegrenzt fühlt, sollte möglichst genau analysieren, warum er aneckt. „Wenn ich merke, dass etwas gerade nicht gut ankommt: unbedingt ansprechen und nachfragen – vielleicht bekommt man eine ehrliche Antwort.“ Dann könne man die Missverständnisse sofort ausräumen und für die Zukunft lernen, erklärt Jochen Mai. „Bei manchen ist es zum Beispiel die Wortwahl oder der Gesichtsausdruck.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort