Privatleute sollten gut kalkulieren Auto-Leasing: Ein Geschäft mit Tücken

Berlin (rpo). Ständig neue Autos und dazu die eigenen Geldreserven schonen: Das soll mit Leasing funktionieren. Doch gerade Privatleute sollten sich ein solches Geschäft gut durch den Kopf gehen lassen und gut kalkulieren. Denn beim Leasing will eine ganze Menge bedacht werden.

Das müssen Sie beim Privatleasing beachten
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Foto: thodonal88 / Shutterstock.com

Verbraucherschützer Michael Nischalke von der Stiftung Warentest nimmt immer wieder Angebote unter die Lupe: "Da gibt es durchaus reizvolle Möglichkeiten, die sich für den Privatmann rechnen. Aber es ist nicht alles Klasse", sagt er. Außerdem hat das Leasinggeschäft starke Konkurrenz bekommen: Mit immer neuen Dumpingzinsen und Zusatz-Leistungen forcieren Autohersteller den Kauf auf Kredit oder gegen Bares. Umso mehr muss der Kunde unter die Lupe nehmen, welche Art von Finanzierung sich für ihn lohnt.

"Der Vorteil beim Privatleasing liegt darin, sozusagen nur die Monatsmiete und den Wertverlust während der Vertragslaufzeit bezahlen zu müssen", sagt Nischalke. Zudem ermögliche Privatleasing es, alle Vorteile eines jungen Fahrzeugs zu nutzen. Das heißt: stets modernen Sicherheitsstandard, geringes Reparaturrisiko und mehr Liquidität für sich selbst.

Leasingnehmer ist nicht Eigentümer

Gleichwohl kann die vermeintlich süße Frucht bitter schmecken. So wird der Leasingnehmer nicht Eigentümer des Autos. Entsprechend kann die Leasinggesellschaft Auflagen machen, wie der Wagen zu versichern ist oder wo und wann er in die Werkstatt soll. Besonders beliebt ist die Masche, den so genannten Restwert hoch anzusetzen. Das ist der Preis, den der Wagen nach Ablauf der Leasingzeit noch erzielen soll. Damit bleiben die Monatsraten ansehnlich klein. Doch das ist tückisch. Erzielt der Wagen nach Ablauf des Vertrages nicht den vereinbarten Preis - der Gebrauchtwagenmarkt ist im Keller -, dann muss der Leasingnehmer die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Deshalb raten Verbraucherschützer, wenn schon so einen Vertrag - dann auf Kilometerbasis. "Seine Fahrleistung", erläutert Nischalke, "kann man nämlich besser einschätzen als die voraussichtliche Lage am Gebrauchtwagenmarkt in einigen Jahren."

Problematisch gestaltet sich mitunter auch die Rückgabe. Ist kein Anschlussgeschäft in Sicht, kann sich der Händler äußerst pingelig zeigen. Jeder Kratzer, jeder Polsterfleck mindert dann den Restwert. Wieder droht dem einst stolzen Neuwagenfahrer ein tiefer Griff ins eigene Portemonnaie. Nachteilig zudem: Ein per Kredit gekauftes Auto lässt sich in einer finanziellen Notlage wieder zu Bargeld machen - Leasing-Verträge bleiben bestehen und damit auch die Zahlungspflicht, selbst wenn der Kunde vorzeitig aussteigen will.

Anfänglicher Wertverlust

Kommt es während der Leasing-Dauer zu einem Totalschaden oder wird das Auto gestohlen, erstattet der Kaskoversicherer nur den aktuellen Wiederbeschaffungswert des Wagens unter Berücksichtigung von Alter und Kilometerleistung. Der Haken: Aufgrund des enormen anfänglichen Wertverlustes und der Einrechnung der Vergütungen für die Leasinggesellschaft in die Raten klaffen Zeitwert des Autos und Restforderung der Gesellschaft im Schadenfall meist erheblich auseinander. Diese Finanzunterdeckung geht voll zu Lasten des Leasing-Nehmers. "Diese Lücke kann man allerdings durch den Abschluss einer so genannten GAP-Versicherung in Verbindung mit einer Kasko-Versicherung schließen", weiß Silvia Schattenkirchner vom ADAC. Und sie sieht noch eine Gefahr: "Mancher Autokäufer überschätzt angesichts verlockend niedriger Leasingraten beim Traum vom neuen Gefährt seine finanziellen Möglichkeiten."

"Leasing kann sich lohnen", zieht Nischalke seine Bilanz: "Aber es muss auch mit kalkuliert werden, dass für den nächsten Wagen wieder eine Anzahlung fällig wird. Deshalb darf man sich von der reinen Rate nicht täuschen lassen." Sonst steht man womöglich ohne Auto da.

(afp)
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