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Amsterdam Maestro ohne Taktstock: Frans Brüggen starb 79-jährig

Amsterdam · Wenn er Musik machte, war es im Konzertsaal warm wie in der Backstube. Es war eine Hitze, die alles verbrennen konnte (etwa wenn er Beethovens Sinfonien dirigierte), oder es war die Gemütlichkeit, bei der man sich anschmiegte (wenn er einen langsamen Haydn-Satz atmen ließ). Bei Frans Brüggen, dem wunderbaren Holländer, wurde gern in den Ofen der Musik gehaucht und gepustet, manchmal stoben auch die Funken.

Das Pusten war seine Sache, denn er war einmal der berühmteste Blockflötist der Welt. Dieses Instrument machte er sogar in Harvard und Berkeley hoffähig, dass die US-Amerikaner staunten, wie man mit zartem Schnäbeln so viel herrliche Musik machen konnte.

1981 kam er zu der Erkenntnis, er solle lieber dirigieren. Und da begann das zweite Leben des Frans Brüggen, der jetzt 79-jährig in seiner Heimatstadt Amsterdam gestorben ist. Er war ein Hüne am Pult, und weil er seine wie Espenlaub im Wind zitternden Arme nicht unnötig verlängern wollte, dirigierte er zeitlebens ohne Taktstock.

Das Orchester des 18. Jahrhunderts, das er gründete, war eine dieser Spezialbrigaden der historischen Aufführungspraxis, aber Brüggen verhinderte alles Sektiererische. Kaum ein Dirigent hatte ein so sensibles Verhältnis zur Dynamik und konnte einen Satz so feinsinnig dimmen. Als er das 2007 schon im Eingangssatz der Bachschen "Johannes-Passion" in der Düsseldorfer Tonhalle machte, kamen einem fast die Tränen, so ging es unter die Haut. Und seine Aufnahme der Beethoven-Sinfonien hatte in manchen Momenten ein energisches Flüstern, das man selten so dringlich erlebt hat.

Brüggen besaß einen roten Porsche, von dem er sich im Sommer ohne Verdeck gern treiben ließ. Er saß eng darin. Aber sein Kopf stand hoch heraus.

(RP)
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