Ein neues Asterix-Abenteuer Schräge Ode an den Hinkelstein

Düsseldorf · Entdeckt im Asterix-Archiv und jetzt erstmals auf Deutsch erschienen: Das Hörspielalbum „Der goldene Hinkelstein“ von 1967. Diesmal steht der Barde Troubadix im Mittelpunkt des Geschehens.

  Illustration: Egmont Ehapa Media GmbH/© 2019 LES EDITIONS ALBERT RENE

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Foto: Egmont Ehapa Media GmbH/© 2019 LES EDITIONS ALBERT RENE

Natürlich spinnen die Römer! Und zwar haben sie so gewaltig einen an der Waffel, dass sie Troubadix entführen, ins Lager Babaorum schleppen und ihn dem General Eukalyptus als Sänger präsentieren, damit dieser nicht mehr ganz so gelangweilt auf seinem Triclinium – der römischen Variante des Canape – rumlungert. Glücklicherweise muss man erstens jetzt niemandem erklären, wer Troubadix ist, und zweitens nicht beschreiben, wie es um seine Sangeskünste bestellt ist. Sehr, sehr freundlich gesagt: Der Auftritt wird für alle Zuhörer ein Horrortrip, wie es schon sein Konzert vorher im Karnutenwald gewesen ist – doch dazu ein paar Zeilen später mehr, weil jetzt erst einmal angekündigt werden sollte, dass heute der neue Asterix erscheint.

Schon wieder? Aber sicher, schließlich ist das Jahr 50 v. Chr. noch lange nicht vergangen. Schließlich erscheinen immer wieder Abenteuer unserer gallischen Helden, die nach dem Tod der legendären René Goscinny (1977) und Albert Uderzo (2020) von den wackeren Didier Conrad und Jean-Yves Ferri weitergedichtet und -gezeichnet werden. Das neue Album aber ist erstaunlicherweise ein uraltes: „Der goldene Hinkelstein“ erschien in Frankreich schon 1967, also sechs Jahre nach der Premiere von „Asterix, der Gallier“. Damals war es ein Schallplattenhörspiel mit reich illustriertem Beiheft, das nie ins Deutsche übertragen worden war. Dafür jetzt aber.

Also, der Goldene Hinkelstein ist ein überschaubares Dialogabenteuer, für Asterix-Fans sowieso obligatorisch, und für die wenigen anderen eine Empfehlung wert. Diesmal steht tatsächlich Troubadix im Mittelpunkt, der unbedingt beim gallischen Sängerwettstreit um den besagten goldenen Hinkelstein mitmachen möchte mit seiner Komposition: „Am Hinkelstein, geliebte Mein, da haben wir ein Stelldichen“. Nicht übel. Aber die Konkurrenz ist hart mit Eurythmix etwa oder gar den Comedienharmonix und ihrem unglaublichen Schlager „Wochenend und Hinkelstein“. Aber egal, Troubadix hätte nie eine echte Chance gehabt, weil Troubadix vor allem Troubadix ist. Auf dem Rückweg dann die Entführung, der Auftritt vor dem General, die gewalttätige Befreiung durch Asterix und Obelix samt friedlicher Heimkehr. Apropos Gewaltexzesse: Neurochirurgen haben sich ja mal die Schädelhirntraumata von römischen Soldaten vorgeknöpft, die mit Obelix blöderweise in Konflikt gerieten. 704 Fälle zählten sie, wobei angeblich kein Römer einen bleibenden Schaden davongetragen haben soll. Na ja, vielleicht spielte bei der Ferndiagnose auch eine gewisse Sympathie für die gallischen Schläger mit.

Solche Expertisen sind nur ein klitzekleines Beispiel für die weltweite Auseinandersetzung mit den Comichelden. Weit über 350 Millionen Mal wurden die Abenteuer verkauft, es gibt Filme und Parodien, Übersetzungen in alle denkbaren Sprachen und undenkbaren Dialekten (wie Sächsisch), es gibt politische Instrumentalisierungen und Rassimus-Vorwürfe. Die ganze Palette also.

Das neue Album ist ein weiterer Hinkelstein in diesem Universum. Und mit dem Sängerwettstreit natürlich bestens geeignet für das gut 30-minütige Hörspiel. So kann man erstmals Troubadix in musikalischer Aktion hören,und das ist – wie soll man sagen? – ein Erlebnis. Mal sehen, wie es noch so weitergeht im Dorf der Gallier, denn noch ist das Jahr 50 v. Chr. lange nicht vorbei.

Info  „Der goldene Hinkelstein“, Egmont, 48 Seiten; Hardcover 13, Softcover 6,90 Euro.

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