Wegen gefallener Strom-Großhandelspreise Versorger wollen noch mehr Kraftwerke stilllegen

Düsseldorf · Bei der Bundesnetzagentur stapeln sich wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise die Anträge von Energieversorgern zur Stilllegung von Kraftwerken. Derzeit wollten die Unternehmen 28 Blöcke mit einer Leistung von rund 7000 Megawatt abschalten, sagte Netzagentur-Präsident Jochen Homann in einem Interview.

Dies entspricht in etwa der Leistung von sieben Atomkraftwerken. Die Anträge müssen ein Jahr im Voraus eingereicht werden. Sollten die Kraftwerke nach Einschätzung der Netzbetreiber unverzichtbar für die Stromversorgung sein, kann die Bundesnetzagentur ihren Weiterbetrieb anordnen. Die Versorger erhalten in diesem Fall Entschädigungszahlungen.

In den vergangenen Monaten haben diverse Betreiber angekündigt, Kraftwerke stillzulegen. Dazu gehören Eon, RWE, EnBW oder der südwestfälische Versorger Enervie. Sie begründen dies unter anderem mit den gefallenen Börsenpreisen für Strom. Diese sind auch wegen des wachsenden Ökostromanteils unter Druck. Homann erklärte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", es gebe bislang sieben Anlagen in Süddeutschland, die als systemrelevant eingeschätzt werden könnten. Dabei gehe es um eine Leistung von 2000 Megawatt.

Die Versorgungslage in Süddeutschland ist insgesamt angespannter als im Norden. Dies liegt daran, dass nach der Atomwende vor allem Meiler im Süden abgeschaltet wurden und im Norden viel Strom aus Windenergie zur Verfügung steht. Homann zufolge gibt es insgesamt in Deutschland rechnerisch mehr Kraftwerke als benötigt werden. Die meisten befänden sich aber nördlich des Mains. Es gebe hauptsächlich ein Transportproblem. "Es fehlen lediglich die Möglichkeiten, den im Norden erzeugten Strom nach Süden zu transportieren." Einen zusätzlichen Bedarf an konventionellen Kraftwerken werde es insgesamt in Deutschland wohl erst geben, wenn Anfang des nächsten Jahrzehnts die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet würden.

(REU)
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