US-Milliardär Mark Cuban warnt vor Crash Was steckt hinter der Angst vor der nächsten Tech-Blase?

Düsseldorf · Der US-Unternehmer Mark Cuban gilt als jemand, der den digitalen Markt verstanden hat. Sein Gespür hat ihm Milliardengewinne beschert. Doch hat er jetzt auch den richtigen Riecher wenn er eine Blase am Finanzmarkt sieht, die größer ist als die im Jahr 2000?

 Der US-Milliardär Mark Cuban warnt vor einer neuen Tech-Blase.

Der US-Milliardär Mark Cuban warnt vor einer neuen Tech-Blase.

Foto: dpa, js ms

Wenn es nach Mark Cuban geht, gibt es drei Gründe, die für ein nahendes Ende des Booms in der digitalen Wirtschaft sprechen:

So nachvollziehbar die drei Argumente für Mark Cubans These sind, so viel Unverständnis rufen sie hervor. Dieses Unverständnis hatte Mark Cuban auch dazu veranlasst, seinen ersten Blogeintrag durch ein zweites Statement zu untermauern — die Argumente musste er erneut erklären. Dabei wiederholt Cuban im Wesentlichen seine Thesen, schreibt jedoch zudem, dass die Internetkonzern der späten 1990er Jahre quasi öffentlich gewesen seien, weil jeder Aktien oder Anteile habe erwerben können.

Für Klemens Skibicki ist die Argumentation von Cuban sehr löchrig. Zwar schätzt der promovierte Wirtschaftshistoriker und heutige Berater in Fragen der digitalen Transformation in der Wirtschaft Cubans markige Sprüche und dessen Verdienst um den Basketballverein Dallas Mavericks, doch eine neue Tech-Blase sieht er nicht.

 Klemens Skibicki kann Mark Cubans Angst vor einer Blase in der digitalen Wirtschaft nicht nachvollziehen.

Klemens Skibicki kann Mark Cubans Angst vor einer Blase in der digitalen Wirtschaft nicht nachvollziehen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Denn laut Skibicki sind die Geschäftsmodelle etwa von Facebook oder Instagram sehr wohl verständlich und sogar revolutionär. "Es gibt bei Facebook Werbung, die auf Empfehlungen basiert", beschreibt er das soziale Netzwerk. So könne Facebook eben gezielter Werbung anbieten als andere Medien und Unternehmen. "Heutige Geschäftsmodelle funktionieren auch mit weniger und kostengünstigeren Strukturen", sagt der Wirtschaftshistoriker und gibt zu bedenken: "Cuban ist schon einer aus der alten Welt."

In dieser Welt habe man in Wertschöpfungsketten gedacht. So hat ein Produzent etwas hergestellt, ein Dienstleister dies veredelt und der Kunde konsumiert. Bei heutigen Firmen wie bei dem digitalen Fotonetzwerk Instagram sind aber die Kunden gleichzeitig Produzenten. Mit ihren Beiträgen in den sozialen Netzwerken stellen sie die Inhalte — also Produkte — her. "Es gibt also Wertschöpfungsnetzwerke", so Skibicki.

Und was ist mit Cubans Darstellung, dass private Investoren ohne Bezug zu einem Unternehmen schlechter sind als große Investoren wie etwa Banken oder Großaktionäre? Widerspricht dass nicht der oft gelobten amerikanischen Risikobereitschaft, die so wertvoll ist für Innovationen?

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Klemens Skibicki verurteilt private Investoren jedenfalls nicht. Diese seien viel mehr von den Umständen am Finanzmarkt getrieben. "Investoren werden durch die Politik der Notenbanken ja quasi dazu gezwungen, in risikoreiche und teils kleinere Unternehmungen zu investieren", sagt er. Weil Staatsanleihen und andere Anlagemöglichkeiten wegfallen, werden Start-Ups in der digitalen Wirtschaft zu einer Alternative für Anlagen.

Auch Crowdfunding-Projekte, bei denen viele kleinere Investoren in ein aufstrebendes Unternehmen investieren, würden dann attraktiv. Dafür spricht im Übrigen auch, dass viele Crowdfunding-Projekte eine mitunter weitreichende Mitbestimmung der Investoren für ein Produkt oder ein ganzes Unternehmen versprechen.

Im Übrigen sei das Prinzip hinter dem heutigen Crowdfunding nicht als Gegensatz zum Aktienmarkt zu sehen. Skibicki erinnert sich an seine Doktorarbeit als Wirtschaftshistoriker und sagt: "Die Aktiengesellschaft ist das Crowdfunding des 19. Jahrhunderts." Zunächst habe Innovation dort stattgefunden, wo das Kapital war — im Bereich des Bergbaus und der Metallindustrie, etwa in Oberschlesien.

Als Unternehmen sich dann als Aktiengesellschaft Geld von vielen Investoren beschafften, fand der Fortschritt auch dort statt, wo nicht zwingend Großgrundbesitzer ansässig waren. So konnte das Ruhrgebiet Oberschlesien als Innovationsregion ein- und sogar überholen.

Skibicki ist auch der Meinung, dass es eben die fehlende Kontrolle sei, die Start-Ups so innovativ machten. Die Beispiele, die Mark Cuban mit Facebook und Twitter anspricht, seien laut Klemens Skibicki sowieso hinfällig. Schließlich seien gerade diese beiden Unternehmen an der Börse.

Falls der exzentrische Cuban aber doch Recht haben sollte, wird sich Klemens Skibicki wohl kaum von dessen dramatischen Aussagen beeinflussen lassen. "Blasen sind in der Wirtschaft etwas völlig normales", sagt er. Die Dotcom-Blase sei da nicht das erste Beispiel gewesen.

(ac)
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