Düsseldorf Telekom startet zur Ifa neues Netz

Düsseldorf · Die Internationale Funkausstellung (Ifa) wird zur Internetmesse. Gestern stellte die Deutsche Telekom die ehrgeizigen Pläne für den Ausbau des Netzes vor. Dabei wachsen Fernseher und Internet immer enger zusammen.

Früher ging es bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin (IFA) vorrangig um neue Fernseher und das jeweils beste Bild. Dieses Jahr stehen das World Wide Web und damit die Vernetzung des Fernsehens im Zentrum der größten Unterhaltungselektronikmesse Deutschlands, die ab Freitag für das allgemeine Publikum geöffnet ist.

Den Startschuss zur IFA gab die Deutsche Telekom bereits gestern auf einem Pressesymposium in der Hauptstadtrepräsentanz. Der Konzern will seine DSL-Anschlüsse in großen Teilen Deutschlands auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde hochrüsten. Insgesamt sollen in den nächsten drei Jahren 24 Millionen Anschlüsse aufgerüstet werden. 6000 Lehrlinge sollen wegen des Netzausbaus zusätzlich übernommen werden, 6000 für den Ruhestand vorgesehene Mitarbeiter sollen diese in sogenannten "Tandems" für ihre neue Aufgabe fit machen.

Bis 2015 will der Konzern inklusive diesen Jahres elf Milliarden Euro in die Modernisierung des deutschen Fest- und Mobilfunknetzes investieren. Der Schritt ist aber auch dringend nötig, weil speziell die Düsseldorfer Vodafone-Deutschland mit der Übernahme von Kabel-Deutschland künftig ebenfalls ein integriertes Angebot von Mobilfunk und sehr schnellen stationären Internetzugängen anbieten kann. "Deren Herausforderung nehmen wir sehr ernst", sagte ein Konzernvorstand am Rande der Veranstaltung.

Der scheidende Vorstandschef René Obermann formuliert es so: "Ohne Qualitätsführerschaft haben wir keine Zukunft. Die Datenautobahn von heute ist, wenn man nichts tut, schon morgen ein Feldweg." Und nachdem die Telekom sich mit dem Konzept künftiger Obergrenzen für geladenes Datenvolumen ein Eigentor geleistet hatte, ruderte der Vorstand gestern weiter zurück. Die künftigen Obergrenzen würden "der Entwicklung des Marktes angepasst", sagte Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef des Konzerns — rund 97 Prozent der Kunden sollten von den Obergrenzen nicht betroffen sein.

Dabei geht die Telekom auch beim Ausbau ihres Mobilfunknetzes einen weiteren Schritt voran. Der neue Mobilfunkstandard LTE (Long-Term-Evolution) soll ab 2014 testweise auch bis zu 150 Megabit/Sekunde übertragen. Damit könnten Kunden sogar hochauflösende Filme in wenigen Minuten herunterladen.

Gleichzeitig setzt der Konzern auf eine Reihe neuer Dienstleistungen: 3500 BMW-Wagen der Mietwagenfirma Sixt sollen als Marketingidee ein internes W-Lan erhalten — dann kommen Videos oder Spiele mit der Funktechnik LTE zum Wagen und werden dann an Geräte der Kinder im Fonds per W-Lan verteilt.

In Berlin testet das Unternehmen mit der Charite Klinik, Schlaganfallpatienten dank LTE besser zu versorgen. Im Notfall wird vom Patienten direkt im Krankenwagen ein Computertomogramm gemacht, dieses Diagnosebild wird per Funk in die Klinik gesendet — und das Ärzteteam kann bei Ankunft des Patienten direkt die notwendigen Schritte beginnen. "Bei der Rettung von Schlaganfallpatienten kommt es auf jede Minute an", sagt Telekom-Vorstand Reinhard Clemens, "da kann das neue System viele Leben retten."

Apple, der bisher wichtigste Innovator bei der Vernetzung von Computertechnik und Unterhaltungselektronik, fehlt traditionell auf der IFA, umso größeres Aufsehen erregt die für heute erwartete Vorstellung einer mit dem Internet verbundenen Uhr von Samsung. Die Samsung Galaxy Gear, so der Arbeitstitel, lässt sich über die Funktechnik Bluetooth mit Android-Smartphones und -Tablets verbinden.

Wie stark die Vernetzung im Trend liegt, zeigt dabei eine zur IFA vorgestellte Untersuchung des Branchenverbandes Bitkom: Bereits 78 Prozent der aktuell verkauften Fernseher können mit dem Internet verbunden werden — TV via Web liegt also im Trend.

(RP)
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