Frankfurt Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Börsen-Chef Kengeter

Frankfurt · Die Staatsanwaltschaft Frankfurt nimmt Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter ins Visier. Sie habe beim Unternehmen gestern wegen eines Aktienerwerbs von Kengeter im Rahmen eines Vorstandsvergütungsprogramms am 14. Dezember 2015 ermittelt, teilte Deutschlands größter Börsenbetreiber mit. "Das Programm sieht ein Eigeninvestment des Vorstands in das Unternehmen vor." Kengeter kaufte an dem Tag 60 000 Aktien im Wert von insgesamt 4,5 Millionen Euro, wie aus öffentlichen Unterlagen der Deutschen Börse hervorgeht. Das Unternehmen und Kengeter kooperierten in vollem Umfang mit der Staatsanwaltschaft.

Gut zwei Monate nach Kengeters Aktienkauf, im Februar 2016, wurde bekannt, dass die Deutsche Börse über einen Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) verhandelt. Daraufhin zogen die Aktienkurse von Deutscher Börse und LSE deutlich an. Von der Staatsanwaltschaft Frankfurt war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Für den Börsen-Chef kommen die Vorwürfe zu einem extrem schlechten Zeitpunkt. Derzeit prüfen die Aufsichtsbehörden das Fusionsvorhaben. Erst vor wenigen Tagen hatte der Börsen-Chef erklärt, es sei mittlerweile weit fortgeschritten. "Wir wollen den Standort Frankfurt stärken - und wir werden den Standort Frankfurt stärken. Deshalb müssen wir das Fusionsvorhaben so schnell wie möglich zum Erfolg führen." Dass der rechtliche Sitz der Dachgesellschaft in London sein soll, sorgt in Frankfurt für Kritik. Kengeter erklärte dagegen, die Fusion sei "der Katalysator für Wachstum in Frankfurt." Der Standort werde innerhalb der kombinierten Gruppe eine entscheidende Rolle spielen und weiter gestärkt.

(RP)
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