Essen/Alsdorf RWE-Kraftwerke streichen 2500 Stellen

Essen/Alsdorf · Auf einer Betriebsräte-Konferenz informierte der Vorstand der Kraftwerkssparte gestern über die Details des Abbaus in Deutschland. Ein Sozialplan wurde vereinbart. Dennoch wächst die Unruhe im Konzern.

Die deutsche Energiewende setzt dem zweitgrößten deutschen Energiekonzern noch stärker zu als bislang bekannt. Das mussten gestern auch die Betriebsräte der Kraftwerks-Tochter RWE Generation erfahren, die im rheinischen Alsdorf zu einer Betriebsräte-Konferenz zusammengekommen waren. Generation-Vorstandschef Matthias Hartung schilderte die Lage der Sparte und erläuterte die Sparpläne, wie unsere Zeitung aus Arbeitnehmer-Kreisen erfuhr. So will RWE allein in der Kraftwerkssparte 3000 bis 3500 Stellen streichen. Erstmals wurden auch Zahlen zu Deutschland genannt: Danach sollen in den nächsten Jahren in deutschen Kraftwerken rund 2500 Arbeitsplätze wegfallen, RWE Generation hat in Deutschland bislang noch 14 500 Beschäftigte. Weitere Stellen sollen unter anderem in Großbritannien wegfallen.

Die Sprecherin von RWE Generation sagte dazu: "Das kommentieren wir nicht. Zu den Details des Stellenabbaus wird sich RWE wie angekündigt am 14. November äußern." Dann legt RWE seine Zahlen für das dritte Quartal 2013 vor.

Die Betriebsräte zeigten sich wenig begeistert von den Plänen. Zwar haben sie jüngst einem Sozialplan für die Sparte-Generation zugestimmt, der die Spielregeln festlegt, nach dem nun der Abbau erfolgen soll. Gleichwohl wächst die Unruhe im Konzern. Derzeit wird noch ermittelt, wie viele Stellen an den einzelnen Standorten wegfallen. "Nach den derzeitigen Planungen wird davon ausgegangen, dass die betriebsinterne Ermittlung und Vermittlung von Mitarbeitern in Personalüberhängen im Wesentlichen in der Zeit von Ende 2013 bis Ende 2014 stattfinden wird", heißt es in einer internen Information an die Belegschaft.

Betriebsbedingte Kündigungen sind bei RWE in Deutschland über alle Sparten hinweg bis Ende 2014 ausgeschlossen. Auch soll der Abbau in der Kraftwerkssparte sozialverträglich erfolgen. Doch Versetzungen an andere Standorte und Gehaltskürzungen sind nicht ausgeschlossen. "Der Sozialplan enthält Bestimmungen für den Ausgleich von zusätzlichen Fahrtkosten, für Wohnungswechsel, für Änderungen der Eingruppierung bis hin zu Abfindungsregeln", heißt es in der Mitarbeiter-Information weiter.

Anfang 2014 sollen offizielle Tarifverhandlungen für eine Verlängerung des Kündigungsschutzes aufgenommen werden. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Verlängerung bis 2023, der Konzern will den Kündigungsschutz am liebsten gar nicht verlängern, um mehr Handlungsspielraum zu haben.

Der Spardruck ist gewaltig. Auch fragen sich viele Betriebsräte, womit RWE auf Dauer noch Geld verdienen will, wie es heißt. Den Konzern drücken Schulden in Höhe von 35 Milliarden Euro. Auch der Verkauf der Ölfördertochter Dea, der neues Geld in die Kasse spülen sollte, kommt nicht voran. Damit hat RWE-Chef Peter Terium kaum Handlungsspielraum, um in neue, rentable Geschäfte zu investieren.

Viel stärker als Konkurrent Eon hat RWE zudem sein Geschäft auf Deutschland konzentriert. Und genau hier lässt sich in der Stromerzeugung kaum noch Geld verdienen. Fast alle Gaskraftwerke schreiben rote Zahlen, aber auch einzelne Kohle-Blöcke hat RWE bereits unter intensive Beobachtung gestellt.

Unter dem Eindruck wachsen in der Belegschaft die Sorgen vor einem Kahlschlag. Nachdem RWE in den vergangenen Jahren bereits den Abbau von gut 10 000 Stellen angekündigt hatte, diskutiert der Konzern nun über einen weiteren Abbau in dieser Größenordnung, wie am Rande der Betriebsräte-Konferenz bekannt wurde. Aus der einst stolzen RWE mit 70 000 Mitarbeitern würde ein deutlich kleineres Unternehmen mit nur noch 50 000. Dass Terium den Kahlschlag wagt, bezweifelt keiner. Der Niederländer, der einst als Controller bei RWE anfing, hat sich bereits einen Namen als harter Sanier gemacht.

(RP)
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