Bonn Kronzeugin belastet Teldafax-Führung

Bonn · Mehr als 750 000 Kunden verloren Geld bei dem Stromhändler. Nun stehen drei Manager vor Gericht.

Mit zwei Überraschungen begann gestern der Prozess um die Pleite des Strom- und Gashändlers Teldafax: Die Staatsanwaltschaft Bonn hat eine Managerin des Konzerns dazu gebracht, gegen ihre Kollegen auszusagen. Dies berichtete das "Handelsblatt". Justizkreise bestätigen den Vorgang. Gleichzeitig wurde das Verfahren erst einmal vertagt: Die Anwälte der drei angeklagten Ex-Manager Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten hatten die Besetzung des Gerichtes kritisiert. Aber schon am Freitag geht das Verfahren weiter.

Dabei drohen den Angeklagten mehr als fünf Jahre lange Haftstrafen. Ihnen werden Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßiger Betrug und Bankrotthandlungen vorgeworfen.

Immerhin waren mehr als 750 000 Kunden geschädigt worden. Immerhin beläuft sich der gesamte Schaden auf rund 500 Millionen Euro. Und immerhin scheint die Staatsanwaltschaft den Angeklagten beweisen zu wollen, dass sie über mindestens zwei Jahre dutzende Millionen Euro an Vorauszahlungen bei den Kunden einsammelten, nur um den an sich unvermeidbaren Zusammenbruch von Teldafax zu verzögern. Laut Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft war das Troisdorfer Unternehmen bereits 2009 zahlungsunfähig, doch erst 2011 wurde Konkurs angemeldet.

Viele beschlagnahmte Dokumente und auch Aussagen der Zeugin Claudia N. sollen die Vorwürfe beweisen.

Als Geschäftsführerin der Teldafax Marketing GmbH hatte die früher mit 180 000 Euro im Jahr bezahlte Managerin mitbekommen, wie mit teurer Werbung zum Beispiel als Sponsor der TV-Sendung "Wetten dass. . ?" neue Kunden angeworben wurden. Sie selbst kam mit einem Strafbefehl von sechs Monaten Haft auf Bewährung davon und kann nun als Zeugin aussagen, weil ihr Verfahren bereits zu Ende ist.

Der Prozess wird nicht nur für die Angeklagten unangenehm. So war der Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde bereits im Sommer 2009 bekannt, wie angeschlagen Teldafax war. Doch anstatt einen Insolvenzantrag zu erzwingen, wurden 20 Millionen Euro an fälliger Stromsteuer gestundet. Auch als Teldafax im Herbst 2009 Rechnungen beim Stromeinkauf nicht pünktlich zahlte, schritt die Behörde nicht konsequent ein – sonst hätte man auch zugeben müssen, dass die Liberalisierung des Strommarktes zum Teil gescheitert war.

Für Verbraucher wird der Zusammenbruch eine Lehre sein: Seit der Teldafax-Pleite haben Stromanbieter, die eine hohe Vorauszahlung verlangen, keine Chance mehr.

(RP)
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