Düsseldorf Jecken-Versicherungen in der Kritik

Düsseldorf · Verbraucherschützer bemängeln bei Kurzzeit-Policen knappen Schutz.

Die Provinzial Rheinland steigt mit einem "Jeckenschutz" in den Markt der Kurzzeitversicherungen ein. Die Versicherung lässt sich per Handy-App abschließen und gilt von Altweiberfastnacht um null Uhr bis Aschermittwoch um zwölf Uhr. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Unfallversicherung. Bei Invalidität leistet der Versicherer bis zu 50 000 Euro, bei Unfalltod 10 000 Euro. Mitversichert sind kosmetische Operationen sowie Serviceleistungen nach einem Krankenhausaufenthalt. Das gilt alles aber nur, wenn ein Unfall ursächlich war.

Der Markt für sogenannte situative Versicherungen wächst, seitdem Versicherungen per Handy oder Internet abgeschlossen werden können. Bereits 2012 gab es rund 14 Millionen Mobilsurfer in Deutschland. Die Versicherer wollen mit ihren Angeboten vor allem junge Leute erreichen. Die Ergo Direkt hat eine ähnliche App-Police mit Unfallschutz48 im Programm, die Telekom verkauft über ihre Tochter Surenow Reise- und Skifahrerschutz. Die Düsseldorfer Situative GmbH bietet auf ihre Homepage Appsichern.de 13 verschiedene Kurzzeitversicherungen an.

Verbraucherschützer stehen solchen Kurzfristpolicen skeptisch gegenüber. "Wir sind der Meinung, dass ein existenzieller Unfall, der eine Invalidität zur Folge hat, mit einer Grundsumme von mindestens 200 000 Euro abgesichert sein sollte", kritisiert Martin Oetzmann vom Bund der Versicherten (BdV). Zudem ist das Unfallrisiko allgegenwärtig und hört nicht mit dem Karneval einfach auf. Auch die Todesfallsumme ist viel zu gering. Familien sollten grundsätzlich mit einer Risikolebensversicherung geschützt werden, die bei jedem Todesfall zahlt.

Der BdV warnt zudem vor Kurzzeitpolicen, weil sie oft viel zu teuer sind. Verträge mit einem Schutz von 200 000 Euro bei Vollinvalidität kosten am Markt rund 50 Euro. Da sind die knapp 13 Euro für den eher mageren Jecken-Schutz schon ein stolzer Preis.

Die Provinzial Rheinland verteidigt ihr Angebot. "Es ist eine Ergänzung zu unseren klassischen Produkten", sagt Privatkunden-Vorstand Patric Fedlmeier.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort