Kommentar: Keine Klimawende ohne Gaskraftwerke Die Naivität der Grünen

Die Grünen wollen aus der Atomkraft und der Kohle aussteigen und sagen jetzt auch noch dem Erdgas den Kampf an. Das ist naiv. So funktioniert es nicht mit der Klimawende. Die Grünen müssen sich schon ehrlich machen.

 Der Kohleausstieg ist beschlossen. Gas aber muss noch bleiben.

Der Kohleausstieg ist beschlossen. Gas aber muss noch bleiben.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Auf dem Papier ist eine klimafreundliche Welt schnell gemalt: Windräder und Solarparks stellen Strom her. Und wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, springen Gaskraftwerke ein, die mit grün erzeugtem Wasserstoff betrieben werden. Unter Klimaaspekten wäre es kein Problem, wenn auch Atomkraftwerke die Versorgung sichern. Daher hat die EU-Kommission diese wie Gaskraftwerke als klimafreundlich eingestuft.

Bedenken gegen die Atomkraft sind insofern berechtigt, als dass das Endlager-Problem ungelöst ist, so dass man kaum von nachhaltiger Technologie sprechen kann. Der Widerstand der Umweltschützer und Grünen gegen eine Förderung klassischer Gaskraftwerke aber ist unbegründet und naiv. Sie möchten keine Kraftwerke fördern, in denen Erdgas, womöglich noch solches aus dem bösen Russland, verfeuert wird. Sie möchten nur solche Blöcke am Netz sehen, in denen grün erzeugter Wasserstoff eingesetzt wird.

Doch ein Realitäts-Check zeigt, dass das nicht gehen wird. In Deutschland wird viel zu wenig Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt, um den Bedarf zu decken. Erst recht gibt es zu wenig Grünstrom, um auch noch grünen Wasserstoff herzustellen. Das gilt umso mehr, als der Strombedarf des Landes wegen der Elektromobilität und Umstellung der Stahlindustrie noch steigen wird.

Die Klimawende in Deutschland kann nur gelingen, wenn es Dutzende neue Gaskraftwerke geben wird, die mit Erdgas betrieben werden. Binnen kurzer Zeit aus der Atomkraft und Kohle auszusteigen und dann auch noch dem blauen Gas den Kampf anzusagen, funktioniert weder technisch noch ökonomisch. Die Grünen müssen sich ehrlich machen, erst recht weil sie nun mitregieren. Sie dürfen übrigens auch den Bau neuer Windparks vor der eigenen Haustür im Namen des Artenschutzes nicht blockieren.

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