Düsseldorf IG Metall: Leiharbeiter sollen gleich bezahlt werden

Düsseldorf · Es muss frustrierend für einen Gewerkschaftschef sein, wenn er sich krisenbedingt auf einen niedrigen Abschluss bei langer Laufzeit einlassen muss. Noch frustrierender wird es für ihn, wenn während dieser Laufzeit der Aufschwung kommt und der Vertrag ihm die Hände fesselt – so geschehen bei der letzten Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie 2010. Umso entschlossener wirkte Oliver Burkhard, Bezirksvorsitzender der IG Metall NRW, als er sein "ambitioniertes Forderungspaket" für die 700 000 Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche in NRW vorstellte. Drei Punkte umfasst es: Zunächst wäre da das Finanzielle. Zwar scheute sich Burkhard noch, eine konkrete Zahl zu nennen; diese will er erst Anfang Februar präsentieren. Mindestens müsste aber die Inflation ausgeglichen und der Produktivitätszuwachs abgedeckt werden. Auch einen Nachschlag für 2011 will er verlangen – etwa in Form einer Einmalzahlung.

Zweitens kämpft die IG Metall für die unbefristete Übernahme von Auszubildenden. "Finster entschlossen" – wie schon bei der Stahltarifrunde im vergangenen Herbst, als ihm das Kunststück einer Übernahmeregelung gelang – zeigte sich Burkhard auch für die Metall- und Elektrobetriebe. Erfolge für die jungen Beschäftigten zu erstreiten, zahlt sich für die IG Metall aus. So verkündete der Bundesvorsitzende Berthold Huber gestern die Trendwende: Erstmals seit 20 Jahren hat die IG Metall vor allem dank der Zugänge bei den jungen Beschäftigten die Mitgliederzahl steigern können – um gut 6000 auf 2,25 Millionen .

Die dritte Forderung betrifft die Leiharbeiter. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit kletterte deren Zahl 2011 auf einen Rekordstand: 910 000 waren bundesweit bei Entleihbetrieben beschäftigt, also rund 13 Prozent mehr als 2010. Nach Schätzungen der IG Metall wird etwa ein Viertel an die Metall- und Elektrobranche ausgeliehen, also 227 500 Beschäftigte. Die Gewerkschaft plant zweigleisige Verhandlungen: Auf der einen Seite will sie mit den Metall-Arbeitgebern darüber sprechen, wie stark die Belegschaft beim Einsatz von Leiharbeitern mitreden darf. Betriebsräte sollen künftig den Einsatz genehmigen. Eine tarifvertragliche Quote lehnt Burkhard dagegen ab. Zudem verhandelt die IG Metall zeitgleich mit den Leiharbeitgebern über eine bessere Bezahlung. Zwar gibt es den vom DGB ausgehandelten Mindeststundenlohn von 7,89 Euro. Dieser liegt allerdings deutlich unter dem niedrigsten Einstiegsgehalt in der Metall-Branche (rund zwölf Euro).

Angesichts des enormen Forderungspaketes dürften die im März beginnende Tarifrunde eine besonders konfliktreiche werden.

(RP)
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