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Analyse Frauen im Job: Was NRW verbessern muss

Düsseldorf · Fasste man das Kapitel "Erwerbstätigkeit" in der McKinsey-Studie "NRW 2020" in einem Satz zusammen, müsste er lauten: Rein statistisch sieht es für Frauen auf dem NRW-Arbeitsmarkt schlecht aus.

Analyse: Frauen im Job: Was NRW verbessern muss
Foto: Hans-Juergen Bauer

Nur im Saarland sind noch weniger Frauen erwerbstätig. 2011 arbeiteten nur 63,4 Prozent der 25 bis 64-Jährigen, deutschlandweit hingegen 67,7 Prozent. Lernen könnte NRW von Bayern — dort lag die Quote mit 70,5 Prozent am höchsten. Forscher erklären das mit der besseren Arbeitsmarktsituation in Süddeutschland. Aber auch Kinderbetreuung und Arbeitszeitmodelle scheinen besser ausgebaut.

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Das schlechte Ergebnis hat der Studie nach mehrere Gründe: Zwar gibt es in NRW im Bundesvergleich mehr Frauen ohne Berufabschluss. Doch ein großes Hindernis für Berufstätige sind vor allem fehlende Möglichkeiten, ihre Kinder während der Arbeitszeit unterzubringen. Die niedrige Quote arbeitender Frauen könnte die NRW-Wirtschaft in Schwierigkeiten bringen: Verharrte sie auf dem jetzigen Niveau, fehlten 2020 etwa 100 000 Fachkräfte. Könnte NRW zu Bayern aufschließen, stünden 130 000 weibliche Fachkräfte zur Verfügung.

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Realität aber sieht so aus: Viele haben keinen Job, andere sind weder arbeitslos gemeldet noch erwerbstätig. Ein Drittel arbeitet in Teilzeit. Dieser Teil würde gern mehr arbeiten, aber die steuerlichen Anreize reichen nicht aus, um ihre Arbeitszeit aufzustocken.

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Auch die Rückkehr in den Beruf ist häufig ein Hürdenlauf. Interne Schulungen wären ein Instrument, um Frauen wieder fit für ihre Stellen zu machen und ihr Potenzial zu nutzen. Einige Unternehmen wie Lanxess bieten Akademikerinnen nach der Familienzeit ein Wiedereinstiegsprogramm. Jobsharing, bei dem sich zwei oder mehr Beschäftigte einen Vollzeitstelle teilen, kann die Arbeit für Frauen flexibler gestalten — und andere in den Beruf zurückführen.

Bei Mitarbeiterinnen, die pausieren müssen, um Angehörige zu pflegen, könnten Betriebe auf diese Lebenssituation reagieren, indem sie Pflegedienste organisieren oder Kurzzeitpflegeplätze mieten. So die Theorie. In der Praxis hapert es jedoch. Eine Umfrage unter 2700 Personalverantwortlichen ergab, dass Firmen sehr wohl wissen, wie sie ihre Mitarbeiter unterstützen können. Die Umsetzung aber scheint schwierig, besonders, wenn es um flexible Arbeitszeiten für Führungskräfte geht. Zwar stufen 92 Prozent der Befragten das Thema als wichtig ein — nur 52 Prozent packen es aber auch an.

Doch selbst, wenn Frauen zurück in den Beruf können — "Wohin mit den Kindern?" scheint für viele das Hauptproblem. Ab 1. August besteht ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Kinder, die älter als ein Jahr sind. Nach Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft hatte NRW 2012 mit einer Betreuungsquote von 18,1 bei unter Dreijährigen die geringste Abdeckung in Deutschland. Für das Kindergartenjahr 2013/14 seien rund 144 000 U3- Betreuungsplätze angemeldet, teilen die NRW-Jugendämter mit. Das Land hätte somit eine Betreuungsquote von 33 Prozent für unter Dreijährige. Bis Ende 2018 will die Landesregierung den Ausbau mit etwa 1,4 Milliarden Euro fördern. McKinsey sieht noch Potential: Bürokratische Hürden für die Gründung privater Kitas müssten wegfallen. Zudem sollten sich Land, Jugendämter und Einrichtungen wie Industrie- und Handelskammern besser vernetzen, um Firmen und private Träger bei den Plänen für Kinderbetreuung zu beraten. Unternehmen könnten in Kitas Belegplätze "mieten" oder selbst Betriebskindergärten gründen. Das hätte mehrere Vorteile: Mitarbeiter wüssten, dass ihre Kinder gut versorgt sind. So arbeiteten sie nicht nur effektiver, sondern fühlten sich dem Betrieb auch verbunden — was im besten Fall Kosten für Neueinstellungen spart.

(RP/gre)
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