Köln Erst bei 1950 Euro Streitwert ziehen Deutsche vor Gericht

Köln · Nach dem erfolglosen Versuch, den Düsseldorfer Branchenkonkurrenten Arag zu einem Zusammenschluss zu bewegen, hat der Kölner Rechtsschutzversicherer Roland die Partnersuche nicht aufgegeben. Roland-Chef Gerhard Horrion bezeichnete die Suche nach weiteren Übernahmemöglichkeiten als "permanente Aufgabe". Das Zusammengehen der Arag war 2013 offensichtlich daran gescheitert, dass Arag-Eigner Paul-Otto Faßbender nicht wollte und umgekehrt eine Veräußerung von Roland nur mit Zustimmung aller sechs Aktionäre möglich ist.

Dass Horrion die Partnersuche nicht aufgibt, liegt auch daran, dass Roland (rund 384 Millionen Euro Beitragseinnahmen, Nummer drei im Rechtsschutz) bei kräftig gestiegenen Gerichts- und Anwaltsgebühren versucht, die Kosten im Griff zu behalten. Da klingt es beruhigend, dass laut dem jüngsten Roland-Rechtsreport (er basiert auf einer Erhebung des Allensbach-Instituts) die meisten Deutschen einen Gerichtsprozess vermeiden möchten –weil ihnen das finanzielle Risiko zu hoch ist oder sie generell nicht vor Gericht streiten wollen. Diese Gruppe würde erst bei einem durchschnittlichen Streitwert von 2800 Euro vor Gericht ziehen. Im Durchschnitt aller Bürger liegt dieser Wert bei 1950 Euro.

Eine überwiegende Mehrheit der Deutschen sieht indes keine Chancengleichheit beim Zugang zum Recht. Viele glauben, dass eine gute finanzielle Situation die Chancen, zu seinem Recht zu kommen, vor Gericht erhöht. Eine Rolle dürfte dabei auch spielen, dass die Bevölkerung das deutsche Rechts- und Justizsystem kritisch sieht. So wurde vor allem beklagt, dass viele Verfahren zu lange dauerten und die Rechtsprechung in Deutschland sehr uneinheitlich sei. Diese Einschätzung teilen der Umfrage zufolge auch Richter und Staatsanwälte.

(RP)
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