Am Donnerstag endet die FriedenspflichtTarifstreit: IG-Metall-Chef Peters schwingt die Drohkeule
München/Dresden (rpo). Die Drohungen und Mahnungen im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie gleichen einem Ritual. Doch dass IG-Metall-Chef Jürgen Peters wenige Tage vor dem Ende der Friedenspflicht erneut die Streik-Keule schwingt, macht wenig Hoffnungen auf eine friedliche Einigung.Der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters drohte am Montag unverhohlen mit Streiks. Wenn die Arbeitgeber bei ihrer jetzigen Position blieben, sei ein Arbeitskampf unausweichlich, sagte Peters im Inforadio Berlin-Brandenburg. In der Nacht zum Donnerstag endet die Friedenspflicht. Unmittelbar danach könne es zu Warnstreiks mit mehreren tausend Teilnehmern kommen, hieß es von Gewerkschaftsseite. Peters sagte, die Arbeitgeber hätten die "kühne Vorstellung, dass eine Gewerkschaft die 40-Stunden-Woche wieder unterschreibt und auch noch zubilligt, dass das kostenlos sein soll". Das entspräche einer Lohnkürzung von 14,5 Prozent. Ohne ErgebnisIn Bayern und Sachsen wurden die Tarifgespräche am Montag ohne Ergebnis vertagt. Wie erwartet legten die Arbeitgeber in diesen Bundesländern ein erstes Angebot vor, das eine zweistufige Erhöhung der Löhne um 1,2 Prozent mit unterschiedlichen Laufzeiten vorsieht. Diese Offerte hatten die Arbeitgeber am Freitag bereits im Pilotbezirk Baden-Württemberg vorgelegt. Die IG-Metall verlangt vier Prozent mehr Geld. In Baden-Württemberg gehen die Verhandlungen am (morgigen) Dienstag in die vierte Runde. Der Präsident der sächsischen Metallarbeitgeber, Bodo Finger, machte nach der Sitzung in Dresden deutlich, dass sein Verband den in Baden-Württemberg zu erwartenden Pilotabschluss für die dortige Metallbranche nicht vorbehaltlos übernehmen werde. Über strittige Punkte müsse mit der IG-Metall nachverhandelt werden, sagte Finger. Flexible Abkommen eingefordertGenau wie in Bayern sollen auch in Sachsen nach dem Willen der Arbeitgeber Firmen die Möglichkeit erhalten, mit ihren Mitarbeitern längere Arbeitszeiten als tariflich festgeschrieben zu vereinbaren. Der Verhandlungsführer der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM), Heinz Greiffenberger, bekräftigte, dass dies zwischen Beschäftigten und der Betriebsleitung vor Ort geschehen könne. Stimmten die Beschäftigten nicht zu, gälte weiter der Tarifvertrag. Finger wies darauf hin, dass in Sachsen die Firmen mit ihren Mitarbeitern eine Wochenarbeitszeit bis zu 40 Stunden vereinbaren sollten. Laut Tarifvertrag sind in Ostdeutschland 38 Stunden vereinbart. Zugleich stellte er klar, dass zwischen diese Forderung nach einem Arbeitszeitkorridor und dem Angebot der Lohnerhöhung ein unmittelbarer Zusammenhang bestehe. Der IG-Metall Bezirksleiter von Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, wies diese Verknüpfung zurück. "Mit solchen Vorstellungen bewegen sich die Arbeitgeber weiter auf Konfliktkurs." Ein schneller Tarifabschluss werde damit unnötig erschwert. Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer warf den Arbeitgebern vor, das Klima zu vergiften und die Arbeitnehmer mit der Drohung der Auslagerung von Betrieben ins Ausland zu erpressen. Betrieb in Niedersachsen schließt Tarifvertrag abIn Niedersachsen vereinbarte die IG Metall unterdessen mit einem mittelständischen Unternehmen eine Lohnerhöhung von drei Prozent bei zwölfmonatiger Laufzeit. IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine bot den Arbeitgebern in Hannover an, den Abschluss mit dem Göttinger Messtechnikhersteller Mahr mit 730 Beschäftigten auf die ganze niedersächsische Metallindustrie zu übertragen.