Alle Wirtschaft-Artikel vom 01. Mai 2004
Postbank will im Sommer an die Börse gehen

"Spätestens Mitte Juli sind wir gelistet"Postbank will im Sommer an die Börse gehen

Frankfurt/Main (rpo). Die Postbank ist derzeit optimistisch eingestellt. Das Unternehmen ist fest davon überzeugt, das ihr Börsengang ein Erfolg wird und will ihre Aktien bereits im Sommer offerieren. "Das Echo auf unsere Präsentationen ist ausgesprochen erfreulich", sagte Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Am Donnerstag kommender Woche werde er den genauen Termin für die Börsenpremiere bekannt geben, und spätestens "Mitte Juli sind wir gelistet". Einen großen Werberummel wie beim Börsengang der Deutschen Telekom werde es nicht geben, sagte der Postbank-Chef der Zeitung. "Sie dürfen uns nicht mit den großen Kampagnen vor einigen Jahren vergleichen. Wir treiben nur einen Bruchteil des damaligen Aufwands. Wir bleiben bei unserer Kampagne 'Substanz bewegt'", zitierte das Blatt Schimmelmann. In der Kampagne vermeidet die Postbank nach den Worten ihres Chefs gezielt das Wort Volksaktie. "Wir wenden uns bewusst an den erfahrenen Anleger. Den allergrößten Teil wollen wir bei institutionellen Investoren platzieren", sagte Schimmelmann. Mitarbeiter könnten schon jetzt zu verbesserten Bedingungen zeichnen: "Bis zu 5.000 Euro garantieren wir ihnen, dass sie in jedem Fall zum Zug kommen." Den künftigen Aktionären stellte der Postbank-Chef eine "attraktive Dividende" in Aussicht. Die Rendite der Bank solle in den nächsten Jahren auf knapp 16 Prozent verdoppelt werden. Diesen Durchschnittswert vergleichbarer Banken in anderen Ländern habe man sich zum Ziel gesetzt. "Ich bin aber Realist genug, um zu sehen, dass das nicht über Nacht geht", räumte Schimmelmann ein. Großes Potenzial sieht der Postbank-Chef im Geschäft mit Konsumentenkrediten. Die Postbank schaue sich genau an, wie sie künftig auch über Supermärkte, Auto- oder Möbelhäuser Darlehen vergeben könnte: "Sie werden in nicht allzu ferner Zukunft unsere Konsumentenkredite auch über andere Vertriebswege bekommen", sagte Schimmelmann.

Peugeot-Chef: Automarkt erholt sich nicht

Bestenfalls werde das Vorjahresergebnis erreichtPeugeot-Chef: Automarkt erholt sich nicht

Berlin (rpo). Nach Einschätzung von Peugeot-Chef Jean-Martin Folz sieht es auf dem Automobilmarkt auch in diesem Jahr düster aus. Es sei keine Erholung zu erwarten, bestenfalls werde das Vorjahresergebnis erreicht. "Wenn wir Glück haben, wird der europäische Automarkt auf Höhe des Vorjahres liegen", sagte der Chef des französischen Autoherstellers PSA Peugeot Citroën der "Welt am Sonntag". Besonders pessimistisch sind seine Erwartungen für den deutschen Automarkt. "Die Unsicherheit der Verbraucher in Deutschland ist einfach noch zu groß", sagte er der Zeitung. Fusionen und Übernahmen in der Autobranche erteilte Folz eine Absage. Autos seien markenbezogene Produkte, die sich stark voneinander unterschieden. "Der Größeneffekt ist da nicht wichtig", sagte er.

Grüner Punkt steht vor neuem Rechtsstreit

Ausschreibung der Leistungsverträge könnt sich erheblich verzögernGrüner Punkt steht vor neuem Rechtsstreit

Berlin (rpo). Zu einem neuen Rechtsstreit könnte es bei dem Grünen Punkt kommen. Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) hat am Freitag Klage gegen die neue Ausschreibung der Leistungsverträge für das Duale System Deutschland (DSD) eingereicht. Damit könnte es bei der Ausschreibung zu erheblichen Verzögerungen kommen. Das berichtet die "Welt am Sonntag". Weil EU-Kommission und Bundeskartellamt die marktbeherrschende Stellung des Dualen Systems bemängelt hatten, musste das DSD bereits im vergangenen Jahr seine Verträge über das Erfassen und Trennen von Glas und Leichtverpackungen in allen 445 Sammelgebieten neu ausschreiben. Der Großteil der Ausschreibung wurde jedoch im Nachhinein aufgehoben, weil die Angebote teilweise erheblich über wettbewerbsgemäßen Preisen lagen. In rund 200 Gebieten mussten die Verträge daher zum 1. Januar 2005 noch einmal ausgeschrieben werden. Branchenexperten schätzen das Auftragsvolumen laut "Welt am Sonntag" auf bis zu 900 Millionen Euro. Am Montag vergangener Woche hat das DSD dem Bericht zufolge die neuen Ausschreibungsunterlagen bereitgestellt. Die Klage des Branchenverbandes BDE richte sich dagegen, dass Arbeitsgemeinschaften und Subunternehmerschaften von Firmen von der neuen Ausschreibung ausgeschlossen sind, wenn die beteiligten Betriebe mit Entsorgungsdienstleistungen einen Umsatz von jeweils mehr als 50 Millionen Euro jährlich erzielen. Mindestens 18 deutsche Unternehmen könnten nach Angaben von Branchenexperten daher nicht an der Ausschreibung teilnehmen, darunter auch kommunale Entsorgungsbetriebe etlicher Großstädte. Das Duale System solle die Klausel auf Drängen des Bundeskartellamtes in die Ausschreibung aufgenommen haben, heißt es.

Hartz will VW-Arbeitskosten um 30 Prozent senken

Einschneidende Maßnahmen geplantHartz will VW-Arbeitskosten um 30 Prozent senken

Hamburg (rpo). VW-Personalvorstand Peter Hartz will mit einschneidenden Maßnahmen die Arbeitskosten des Konzerns bis 2011 um 30 Prozent senken. Unter anderem sehen seine Pläne vor, Überstunden erst ab der 40. Stunde zu bezahlen.In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" schlug Hartz unter anderem vor, ein Drittel der Löhne an das Betriebsergebnis zu koppeln und die Arbeitnehmer an den Kosten der Fortbildung zu beteiligen. Die Verhandlungen über den neuen Haustarif bei der Volkswagen AG sollen am 10. Mai beginnen. Um als Hochlohnland konkurrenzfähig zu bleiben, brauche man in Deutschland "die flexibelsten Systeme der Welt", zitierte das Blatt den früheren Arbeitsmarktreform-Berater der Bundesregierung. Zwar sollen die Bruttolöhne laut Hartz "auf dem heutigen Niveau bleiben", doch sieht sein Plan die Einführung einer demographischen Arbeitszeit vor, die es Jüngeren erlauben würde, künftig deutlich mehr als die bei VW üblichen rund 30 Wochenstunden zu arbeiten. Der Manager räumte laut "Spiegel"-Vorabmeldung ein, dass sein Konzept "für einige Gewerkschaften starker Tobak" sein werde.

Bericht: Ausbildungsplatzabgabe auch für Bordelle

Lehrstellen für Kellner oder kaufmännische Angestellte gefordertBericht: Ausbildungsplatzabgabe auch für Bordelle

Hamburg (rpo). Laut einem Bericht des "Spiegel" sollen nach Vorstellungen der Koalitionsfraktionen auch Bordelle Strafabgaben zahlen, wenn sie nicht genügend Lehrstellen anbieten. Auch solche Einrichtungen müssten im Fall einer Verabschiedung des Gesetzes zur Ausbildungsplatzabgabe künftig zahlen, wenn sie nicht genügend Lehrstellen etwa für Kellner oder kaufmännische Angestellte anbieten. Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Samstag vorab berichtet, haben sich die Koalitionsfraktionen auf diese Regelung verständigt, nachdem einige Grünen-Abgeordnete zuvor eine Ausnahme für Bordelle verlangt hatten. Da die neue Abgabe nur von Firmen mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erhoben werden soll, befürchteten die Grünen-Politiker, die Abgabepflicht könnte Betriebe im Rotlichtmilieu dazu verleiten, noch weniger Huren zur Sozialversicherung anzumelden als bisher. Das zuständige Bildungsministerium prüfte die gewünschte Ausnahme für Bordelle daraufhin und befand, dass die Befreiung solcher Arbeitgeber "auf große Schwierigkeiten" stoße. Es bestehe ein Abgrenzungsproblem zu Anbahnungsgaststätten wie etwa einschlägigen Nachtclubs. Überdies sei der Grünen-Wunsch praxisfern, da bislang kaum sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für Prostituierte geschaffen wurden, hieß es aus dem Ministerium.

Wann die Zinsen wieder steigen

Zeiten des billigen Geldes bald vorbeiWann die Zinsen wieder steigen

Düsseldorf (RP). Ein Leben in Saus und Braus - mit Kreditkarte oder einem kleinen Umweg zur Bankfiliale. Möglich macht das in den USA der "König des Schlaraffenlands", Alan Greenspan. Der 78-jährige Mann mit der großen Brille ist dort Chef der Notenbank. Doch die Zeiten des billigen Geldes dürften bald vorbei sein.Sein Credo für alle wirtschaftlichen Probleme: Billiges Geld und davon reichlich. Dieser Idee folgend hat die Federal Reserve, die Bank der Banken, angesichts hoher Arbeitslosigkeit die Zinsen auf den historisch niedrigsten Stand von einem Prozent gedrückt. Entsprechend billig sind nun auch die Kredite und Hypotheken der Banken. Und das lassen sich die Amerikaner nicht zweimal sagen. Seit Ende 2001 haben sich die Privathaushalte zwischen Ost- und Westküste mit 1680 Milliarden Dollar zusätzlich verschuldet. Eine beachtliche Summe, die fast dem Bruttosozialprodukt von Frankreich entspricht. Aber jetzt droht Ungemach im Land des billigen Dollars. Nachdem die Wirtschaft langsam anzieht, fehlt für die niedrigen Zinsen zunehmend die Begründung. Da auch die Rohstoffpreise kräftig gestiegen sind, wäre es klug, Kredite wieder etwas teurer zu machen und damit Inflationsgefahren frühzeitig zu begegnen. Noch ziert sich Alan Greenspan ein wenig, das Unvermeidliche zu verkünden. Bisher beließ er es bei einer Andeutung vor einem Parlamentsausschuss: An irgendeinem Punkt müsse man mit wieder steigenden Zinsen möglichen Inflationsgefahren vorbeugen. Der Herr des Geldes ist berühmt für schwammige Formulierungen, was vielleicht daher rührt, dass er die meisten Reden in der Badewanne schreibt. Trotzdem sind sich die Auguren inzwischen weitgehend einig: Die nächste Maßnahme der Fed kann nur eine Zinserhöhung sein. Nur das Wann und Wieviel sind umstritten. Pessimisten sehen bereits im Juni eine deutliche Anhebung, Optimisten hoffen, dass es damit bis nach den Präsidentschaftswahlen im November Zeit hat. Wie auch immer, die Tendenz ist klar. Für den Anleger heißt es jetzt erst einmal Vorsicht bei Anleihen, und für Immobilienbesitzer sollten die niedrigen Hypothekenzinsen festschreiben. Denn bisher haben Zinssteigerungen in den USA immer auf den Rest der Welt ausgestrahlt. Der Autor ist Geschäftsführer der VM Consulting GmbH in Düsseldorf

Lufthansa will Regionalflotte verringern

Entlassungen vorerst nicht geplantLufthansa will Regionalflotte verringern

Hamburg (rpo). Wegen des harten Wettbewerbs durch die Billigfluggesellschaften macht der Lufthansa-Tochter CityLine offenbar stärker zu schaffen als bislang bekannt. Jetzt will die Unternehmensführung die Flotte bis 2006 von derzeit 81 Jets auf nur noch rund 70 Maschinen verringern. Entlassungen solle es vorerst nicht geben, berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Wer als CityLine-Flugzeugführer nicht mehr gebraucht werde, habe bis Ende 2006 Anspruch auf einen Ersatzjob bei der Konzernmutter Lufthansa, schreibt das Magazin. Die Kabinenangestellten erhielten ebenfalls eine zeitlich befristete Arbeitsplatzgarantie, allerdings werde bei ihnen die Anfahrt zum Einsatzort nicht mehr gesondert bezahlt. Wie "Der Spiegel" weiter berichtet, sollen nach vorläufigen internen Plänen auch bei anderen Regionalpartnern wie Eurowings oder Augsburg Airways in den kommenden Jahren bis zu 20 Jets aus dem Verkehr gezogen werden.

Siemens-Betriebsrat will gegen Sparpläne vorgehen

Projektgruppe soll Verhandlungsstrategie entwickelnSiemens-Betriebsrat will gegen Sparpläne vorgehen

Hamburg (rpo). Der Siemens-Betriebsrat wehrt sich weiterhin gegen die Forderungen der Konzernspitze nach Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich. Jetzt solll eine Projektgruppe aus verschiedenen örtlichen Betriebsratsvorsitzenden für den Siemens-Gesamtbetriebsrat eine Verhandlungsstrategie entwickeln. Dabei wolle das Gremium auch die Hilfe eines externen Beratungsinstituts nutzen. Siemens-Chef Heinrich von Pierer hatte in den vergangenen Monaten immer wieder gedroht, Standorte ins Ausland zu verlagern, wenn von den Arbeitnehmern keine Konzessionen gemacht würden. Laut "Spiegel" verlangen die Arbeitnehmervertreter nun eine konkrete Kosten- und Nutzenanalyse bei möglichen Standortverlagerungen. Ihrer Meinung nach werde in der Diskussion stets unterschlagen, welche Kosten durch Betriebsstilllegungen, Abfindungen und Investitionen andernorts entstünden. Zudem wolle die Projektgruppe verhindern, dass einzelne deutsche Siemensstandorte und deren Betriebsratsvorsitzende bei der Forderung nach Lohnverzicht gegeneinander ausgespielt werden. Bereits an diesem Donnerstag wolle die Projektgruppe in Erlangen zusammenkommen und erste Ergebnisse vorlegen.

Stabilitätspakt: Deutschland packt es nicht

Regierung bezeichnet Bericht als "reine Spekulation"Stabilitätspakt: Deutschland packt es nicht

Berlin/München (rpo). Nach dem Frühjahrsgutachten rechnet nun offenbar auch die Bundesregierung, dass sie sowohl in diesem, als auch im nächsten Jahr gegen den Stabilitätspakt verstoßen werde. Dies ergebe sich aus internen Berechnungen des Bundesfinanzministeriums, die Ressortchef Hans Eichel vorerst aber unter Verschluss halte.Das berichtete das Magazin vorab aus seiner neuen Ausgabe. Eichels Beamte erwarteten für 2005 ein Defizit von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das wäre der vierte Verstoß in Folge. Ein Sprecher des Finanzministeriums bezeichnete den Bericht als "offenkundig reine Spekulation". Nach der Anpassung der Wachstumsprognose durch die Bundesregierung am Freitag bestehe "kein Anlass zu dieser Annahme", erklärte Ministeriumssprecher Jörg Müller am Samstag in Berlin. "Der Weg zur Erreichung des Ziels, im kommenden Jahr stabilitätskonform zu sein, ist nicht leichter geworden, aber er ist zu meistern." Eine konkrete Aussage über die Defizit-Zahlen sei erst nach der Steuerschätzung am 13. Mai möglich. Laut "Focus"-Informationen will Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit der französischen Regierung die Defizitgrenze des Stabilitätspaktes vorübergehend aussetzen. Unterhändler arbeiteten an einer gemeinsamen Initiative. Nach der aktuellen Einschätzung des Ministeriums liege die Neuverschuldungsquote mit 3,8 Prozent auch in diesem Jahr höher als geplant.