Alle Wirtschaft-Artikel vom 29. Januar 2004
Zigaretten: Künftig nicht mehr unter 19

"Dramatischer Anstieg des Rauchens bei Jugendlichen"Zigaretten: Künftig nicht mehr unter 19

Berlin (rpo). Laut einem Bericht des Berliner "Tagesspiegel" plant die Bundesregierungen weitere Verschärfungen beim Verkauf von Tabakprodukten. So sollen kleine Zigarettenpackungen und das Verschenken von Zigaretten zu Werbezwecken verboten werden.In einem Referentenentwurf des Finanzministeriums, der dem Blatt vorliegt, heißt es, um dem "dramatischen Anstieg des Rauchens von Jugendlichen zu begegnen, ist es erforderlich, die kostenlose Abgabe von Zigaretten zu verbieten sowie eine Mindestpackungsgröße vorzuschreiben". Finanzminister Hans Eichel (SPD) will der Zeitung zufolge damit in Zukunft den Tabakkonzernen untersagen, Probepackungen etwa in Gaststätten oder vor Diskotheken zu verteilen. Außerdem dürften Schachteln, in denen weniger als 19 Zigaretten sind, nicht mehr verkauft werden. Die Tabakkonzerne hatten sich gerade mit Blick auf die Tabaksteuererhöhung im Frühjahr auf den Handel mit Kleinverpackungen vorbereitet.

Fed-Aussagen belasten Aktienmärkte - DAX fällt deutlich

Euro rutscht unter 1,24 DollarFed-Aussagen belasten Aktienmärkte - DAX fällt deutlich

Frankfurt/Main (rpo). Die Aktienmärkte wurden am Donnerstag durch die überraschenden Äußerungen der US-Notenbank Fed zur künftigen Geldpolitik belastet. Um 1,3 Prozent ging es mit dem DAX nach unten, am Ende stand der deutsche Leitindex bei 4095,71 Punkten.Der TecDAX verlor 1,5 Prozent auf 613,97 und der MDAX 0,9 Prozent auf 4703,6 Punkte. Die Fed hatte am Vorabend die Leitzinsen zwar unverändert gelassen, ihre Erklärung zur Geldpolitik aber leicht verändert. Händler leiteten aus den Aussagen die Einstimmung auf eine kommende Zinsanhebung ab. In New York, wo die Aktienkurse nach Veröffentlichung der Fed-Erklärung deutlich nachgegeben hatten, zeigten sich die Märkte am Donnerstag uneinheitlich. Während der Dow-Jones-Index mit 10 483 Punkten gut behauptet notierte, büßte der Nasdaq-Composite in den ersten Handelsstunden rund 1,0 Prozent auf 2057 Zähler ein. Der Euro geriet deutlich unter Druck und notierte mit 1,2387 US-Dollar am Abend unter der Marke von 1,24 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte am Mittag einen Referenzkurs von 1,2468 US-Dollar nach 1,2563 US-Dollar am Vortag ermittelt. Damit kostete ein Dollar 0,8021 Euro. Im DAX verloren adidas-Salomon 2,8 Prozent auf 92,05 Euro. Das am Morgen vorgelegte Ergebnis für 2003 habe einige Marktteilnehmer nach den Kommentaren des Unternehmens zum Jahresanfang enttäuscht, sagte ein Händler. Man rechne zudem damit, dass adidas-Salomon im Vergleich zu den am Freitag erwarteten Puma-Zahlen vergleichsweise "blass" aussehen werde. ThyssenKrupp wurden von Ermittlungen der EU über angebliche Preisabsprachen im europäischen Fahrstuhl- und Rolltreppengeschäft belastet und verloren 2,1 Prozent auf 16,49 Euro. Leichte Gewinne gab es lediglich für Deutsche Börse und TUI. Im TecDAX litten AT&S nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen unter Gewinnmitnahmen und verloren gut 4,0 Prozent auf 15,21 Euro. Epcos büßten 3,6 Prozent auf 21,46 Euro ein. Nach wie vor gesucht waren GPC Biotech, die mit einem Plus von 2,0 Prozent auf 11,51 Euro an der Spitze der Gewinner standen.

Bundesbank will jedes Jahr 120 Tonnen Gold verkaufen

Geldinstitut verfügt über rund 3450 TonnenBundesbank will jedes Jahr 120 Tonnen Gold verkaufen

Frankfurt/Main (rpo). Die Bundesbank will bis zum Jahr 2009 rund 120 Tonnen Gold pro Jahr verkaufen. Dies wird durch ein neues internationales Goldabkommen möglich. Zurzeit hortet die Bundesbank rund 3450 Tonnen Gold mit einem Wert von etwa 36 Milliarden Euro.Bei dem Abkommen sollten möglichst ähnliche Konditionen gelten wie bei dem noch laufenden Abkommen, erklärte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Laufzeit des neuen Abkommens würde damit fünf Jahre betragen. In diesem Zeitraum würden jährlich rund 400 Tonnen Gold von den unterzeichnenden Notenbanken verkauft werden. Die Bundesbank selbst habe eine Verkaufsoption von zirka 120 Tonnen pro Jahr vorgesehen. Die Bundesbank verwies darauf, dass es sich bei dem von ihr verwalteten Gold um Vermögen handele, das im Wege von außenwirtschaftlichen Überschüssen über einen längeren Zeitraum erarbeitet wurde. Es ist daher ihrer Auffassung nach konsequent, "wenn über dieses Vermögen in einer Art disponiert wird, die seinen Substanzerhalt gewährleistet und damit sicherstellt, dass auch künftige Generationen einen Nutzen daraus ziehen können". Laut Bundesbank will ihr Präsident Ernst Welteke hierzu mit der Bundesregierung und den Fraktionen im Deutschen Bundestag "klärende Gespräche" führen. Das derzeit gültige internationale Goldabkommen läuft im September dieses Jahres aus. Mit einem Abschluss der Verhandlungen über eine Erneuerung des Abkommens wird im Frühjahr gerechnet. Die Bundesbank hatte im Rahmen des Washingtoner Goldabkommens von 1999 weitgehend auf Goldverkäufe verzichtet. Aktuell verfügt die Bundesbank über rund 3450 Tonnen Gold, die mit etwa 36 Milliarden Euro bewertet werden.

Beate Uhse will "Penthouse" kaufen

62 Millionen Dollar gebotenBeate Uhse will "Penthouse" kaufen

Flensburg (rpo). Sex sells - und zwar überall. Und so hat der deutsche Erotik-Konzern Beate Uhse im Rahmen seines Expansionskurses ein millionenschweres Angebot für das Magazin "Penthouse" abgegeben. Beate Uhse habe ein Gebot von 62 Millionen US-Dollar für das amerikanische Unternehmen General Media - zu dem auch "Penthouse" gehört - eingereicht, teilte der Konzern am Donnerstag in Flensburg mit. Neben amerikanischen Investoren sei Beate Uhse der einzige europäische Interessent für das US-Medienhaus, das im vergangenen August nach dortigem Recht Gläubigerschutz beantragt habe, hieß es weiter. "Mit unserem Kaufangebot verfolgen wir konsequent unsere internationale Expansionspolitik", erklärte Vorstandssprecher Otto Christian Lindemann. Durch eine Übernahme von "Penthouse" würde sich Beate Uhse, nach eigenen Angaben Marktführer im europäischen Erotikbusiness, weiter als internationale Branchengröße etablieren.

Rekordgewinn für H & M

21 neue Geschäfte in DeutschlandRekordgewinn für H & M

Stockholm (rpo). Kleider machen Leute, auch wenn sie gar nicht so edel und teuer sind. Der schwedischen Textilkette haben sie im vergangenen Jahr jedenfalls einen Rekordgewinn beschert. Der Betriebsgewinn im Geschäftsjahr bis 30. November 2003 sei der bislang beste der Unternehmensgeschichte, gab H&M am Donnerstag in Stockholm bekannt. Bei einem Umsatz von 56,5 Milliarden Schwedischen Kronen (rund 6,1 Milliarden Euro) erzielte H&M demnach einen Gewinn nach Steuern von knapp 6,4 Milliarden Schwedischen Kronen. Die Kleiderkette öffnete den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 113 Geschäfte - mit jeweils 21 die meisten davon in Deutschland und in den USA. H&M etablierte sich zudem erstmals in Polen, der Tschechischen Republik, Portugal und im Modeland Italien mit eigenen Geschäften. Im laufenden Geschäftsjahr sollen erstmals auch in Kanada und Slowenien H&M-Läden öffnen.

Breitband: Deutsche Telekom will mehr Wettbewerb

T-Com zählt vier Millionen DSL-Kunden in DeutschlandBreitband: Deutsche Telekom will mehr Wettbewerb

Berlin (rpo). Im Wachstumsmarkt der Breitband-Infrastrukur wünscht sich die Deutsche Telekom mehr Wettbewerb. Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke sagte, dass es gut wäre, wenn andere Netzbetreiber in größerem Umfang investierten.Als Beispiel nannte er die Betreiber der Fernsehkabelnetze. Ricke kündigte zugleich an, Wettbewerbern ohne eigene Infrastruktur weitere Vorleistungsprodukte anzubieten. So werde die Telekom ihren Konkurrenten über den so genannten Bitstream-Access einen direkten Zugang zu den Kunden mit breitbandigen DSL-Anschlüssen ermöglichen. Außerdem bekenne sich die Telekom in der Breitbandkommunikation zum Wiederverkauf (Resale), sagte Ricke. Dies ist ein wettbewerbliches Instrument, das Anbietern ohne eigenes Netz gestattet, Produkte der Telekom zu Großhandelspreisen zu beziehen und diese mit einem leichten Aufschlag am Endkundenmarkt auf eigene Rechnung weiterzuverkaufen. Generell sträubt sich die Telekom gegen den Wiederverkauf und hat auch schon gegen eine entsprechende Auflage des Regulierers prozessiert. Auch jetzt machte Ricke die Einschränkung, dass innovative Produkte des Bonner Konzerns "auf bestimmte Zeit vor Imitationen geschützt" sein sollten. Dazu sei ein regulatorischer Rahmen nötig, der die "unternehmerische Flexibilität" der Telekom nicht ersticke, sondern ihr Luft zum Atmen lasse. Andernfalls seien in Deutschland "keine Technologiesprünge" zu erwarten, warnte Ricke. Gleichwohl will die Telekom im zweiten Quartal ein Resale-Produkt anbieten. Man sei derzeit in Gesprächen mit einigen Carriern, sagte Achim Berg vom Vorstand der Konzern-Festnetztochter T-Com. Diese zählt inzwischen vier Millionen DSL-Kunden in Deutschland. Damit ist die Telekom hier mit weitem Abstand Marktführer.

Steuereinnahmen 2003: Mehr als erwartet

Einnahmen übertreffen ErwartungenSteuereinnahmen 2003: Mehr als erwartet

Hamburg (rpo). Bund, Länder und Gemeinden können mit verhaltener Freude in ihr Steuersäckel schauen: Einem Zeitungsbericht zufolge sind die Steuereinnahmen im Jahr 2003 höher ausgefallen als erwartet.Bund, Länder und Gemeinden haben im vergangenen Jahr nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Donnerstagausgabe) mehr Steuern eingenommen als erwartet. Ohne die reinen Gemeindesteuern lagen die Einnahmen mit 441,79 Milliarden Euro um 194 Millionen Euro über dem Ergebnis der letzten Steuerschätzung vom November, meldete das Blatt am Donnerstag unter Berufung auf den noch unveröffentlichten jüngsten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums. Angestiegen sind danach insbesondere die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer. Laut dem Bericht lagen die Einnahmen des Bundes um 29 Millionen Euro über dem erwarteten Ergebnis, die Länder erzielten 229 Millionen Euro mehr. Im Dezember gingen die Steuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahresmonat demnach allerdings leicht um 0,3 Prozent zurück. Dagegen setzte sich die Erholung der Körperschaftsteuer fort. Sie stieg um 3,8 Prozent. "Hier wurde selbst das bereits sehr gute Vorjahresergebnis noch übertroffen", schreibt das Ministerium.

Grundig: Fernsehgerätesparte offenbar verkauft

Zuschlag an türkisch-britische InvestorengruppeGrundig: Fernsehgerätesparte offenbar verkauft

Nürnberg (rpo). Das insolvente Traditionsunternehmen Grundig hat offenbar einen Käufer für seine Fernsehgerätesparte. Eine türkisch-britische Investorengruppe habe den Zuschlag erhalten, berichtet eine Zeitung.Die Grundig-Fernsehgerätesparte geht offenbar an die türkisch-britische Investorengruppe Beko-Alba. Nach Informationen der "Nürnberger Nachrichten" (Donnerstagausgabe) will Beko-Alba 80 Millionen Euro für die Kernsparte des insolventen Unternehmens bezahlen. Grundig selbst wollte diese Meldung am Morgen auf Anfrage nicht bestätigen. Ein Unternehmenssprecher verwies lediglich auf die am Mittag (12.00) anberaumte Pressekonferenz. Dort wolle Insolvenzverwalter Siegfried Beck über den aktuellsten Stand der Investorengespräche informieren. Die TV-Sparte ist hauptsächlich verantwortlich für den Niedergang des fränkischen Traditionsherstellers. Neben Beko-Alba zählten die chinesische D'Long-Gruppe und der Computerhersteller Medion AG zu den potenziellen Investoren. Im Juli 2003 begann Zerschlagung des UnternehmensDas Insolvenzverfahren für den Elektrogerätekonzern war Anfang Juli 2003 eröffnet worden. Am 17. Juli begann mit dem Verkauf der Grundig-Autoradiosparte an den US-Automobilzulieferer Delphi die Zerschlagung des Unternehmens. Zuletzt wurde zu Weihnachten die Diktiergerätesparte Grundig Business Service an die Beteiligungsgesellschaft Induc verkauft.

Warnstreiks bei DaimlerChrysler und Osram

IG Metall erhöht Druck in TarifverhandlungenWarnstreiks bei DaimlerChrysler und Osram

Berlin (rpo). Die IG Metall erhöht im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie mit ersten Warnstreiks den Druck: Am frühen Donnerstagmorgen begannen unter anderem bei DaimlerChrysler und in zwei Osram-Werken befristete Arbeitsniederlegungen.Im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg legten die Nachtschichtarbeiter von DaimlerChrysler in Sindelfingen und Mannheim kurz nach Mitternacht vorübergehend die Arbeit nieder. Wie Sprecher der IG Metall auf Anfrage mitteilten, beteiligte sich in beiden Werken die gesamte Nachtschicht an dem Warnstreik. In Berlin kam es ebenfalls kurz nach Mitternacht zu Warnstreiks in zwei Osram-Werken. Weitere Aktionen plant die Gewerkschaft für Donnerstagmorgen. Vor dem Tor von DaimlerChrysler in Mannheim erwartet die IG Metall mehrere tausend Beschäftigte zu einer Kundgebung (8.45 Uhr). Auch in Berlin sollen 1500 Beschäftigte von DaimlerChrysler ihre Arbeit niederlegen, ebenso bei ZF im baden-württembergischen Friedrichshafen. In Thüringen gehen die Beschäftigten von Opel Eisenach nach der Planung der Gewerkschaft befristet in den Ausstand (14.00 Uhr). Die Gewerkschaft will mit den Warnstreiks ihre Forderung nach vier Prozent mehr Lohn und Gehalt untermauern. Die Arbeitgeber bieten bislang Einkommenserhöhungen um 2,4 Prozent in zwei Stufen über einen Zeitraum von 27 Monaten. Sie wollen zudem einen Arbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Stunden einführen.

Tempo: Geschwindigkeit ist keine Hexerei
Tempo: Geschwindigkeit ist keine Hexerei

Das bekannteste deutsche Taschentuch wird 75 JahreTempo: Geschwindigkeit ist keine Hexerei

Düsseldorf (rpo). Damals griff er den Zeitgeist auf, heute ist der Name Programm: Am 29. Januar 1929, meldeten die Vereinigten Papierwerke Nürnberg beim Reichspatentamt Berlin ein Papiertaschentuch aus reinem Zellstoff unter dem Markennamen Tempo an. Heute feiert das bekannteste deutsche Taschentuch seinen 75. Geburtstag.Dass die Geschichte immer noch eine Erfolgsgeschichte ist liegt vor allem an der Neusser Produktionsanlage: Der überwiegende Teil des Welt-Tempo-Bedarfs wird von hier aus gedeckt. Mit rund 650 Angestellten stellt Procter & Gamble in Neuss Hygienepapier her. Allein 270 arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb an den 16 Taschentuchproduktionsanlagen. Täglich verlassen rund sieben Millionen Päckchen das Werk.Alle paar Minuten passiert ein LKW die Schranke zum Tempowerk von Procter & Gamble im Neusser Hafen. Direkt hinter dem Tor ist an einer riesigen Halle eine Informationstafel angebracht. Darauf stehen die Begriffe Sicherheit, Qualität und Umwelt. Unter jedem Punkt ist eine ampelähnliche Leuchtanzeige angebracht. Zur Zeit ist alles im grünen Bereich.Damit das in Punkto Sicherheit auch so bleibt, müssen alle Mitarbeiter und Besucher Sicherheitsschuhe und Ohrstöpsel tragen. Wer das Herzstück des Werkes betritt, wird letzteres allerdings freiwillig tun: Der Lärm in den Hallen macht es nahezu unmöglich sich zu unterhalten. Grund dafür ist die Geschwindigkeit mit der sich alles bewegt.Riesige PapiermaschinenDa sind zunächst die zwei Papiermaschinen, jede so groß wie zwei Einfamilienhäuser. Mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern machen sie aus einer Zellstoffpampe feinstes Papier mit einem gewebeartigem Griff, so genanntes Tissue-Papier. Der Zellstoff wird mit der Bahn angeliefert, dafür sind auf dem Werksgelände eigens Schienen verlegt. Er stammt aus Skandinavien und Südamerika.Um aus den Zellstoffplatten Papier zu machen, müssen sie in Wasser eingeweicht werden. Dazu besitzt das Werk eigens eine Aufbereitungsanlage für Rheinwasser. Für die Produktion von einem Kilogramm Papier werden 1000 Liter Frischwasser benötigt. Das ist teuer. Deshalb haben die Neusser ein ausgefeiltes Reinigungssystem für das Abwasser entwickelt. 99 Prozent des Wasser wird wieder verwendet.In der heißen Papiermaschinenhalle — unter den Dach sind es ungefähr 60 Grad Celsius - wird der Zellstoffbrei auf die Siebwalze der Papiermaschine aufgespritzt. Der entstehende dünne Papierteppich wird von einer Filzwalze übernommen, um noch mehr Wasser aus ihm zu pressen. Dann rast das Papierband weiter auf einen mehrere hundert Grad heißen Zylinder. Jetzt ist das Papier trocken und wird aufgerollt. Mit einer Rolle ließe sich eine zweispurige Autobahn auf einer Länge von 60 Kilometern auslegen. Allerdings ist das Papier nur so dick, wie eine Lage des späteren vierlagigen Taschentuchs. Die einzelnen Lagen werden jetzt übereinandergelegt, geschnitten und so verprägt, dass sie sich nur noch schwer voneinander trennen lassen. 40 mal um die ErdeNoch schneller sind die Maschinen in der Fertigungshalle. Dort werden in Rekordzeit aus den noch 84 Zentimeter breiten Rollen die einzelnen Tücher geschnitten, gefaltet und in Folie verpackt. Kein Vergleich zu den Anfängen, als die Tücher noch einzeln von Hand gefaltet wurden und auch heute noch Weltspitze. "Unsere Fertigungsmaschinen sind doppelt so schnell wie andere Anlagen”, erzählt Dieter Sator, zuständig für Ausbildung und Personalentwicklung. "Jährlich produzieren wir Tücher, die nebeneinandergelegt 40 mal um die Erde reichten.” Davon gehen 70 Prozent tatsächlich fast einmal um die Welt, denn "nur” ungefähr sieben Milliarden Tempos bleiben in Deutschland. Eines der grünen Bänder ist stehen geblieben: die Verpackungsmaschine. Normalerweise laufen auf ihm mit enormer Geschwindigkeit Pakete zu je 11 Tempo-Taschentüchern in einen Kasten, um im Handumdrehen auf der anderen Seite als 30er Jubiläumsverpackung fertig verschweißt herauszukommen.Über das Band gebeugt steht der Mitarbeiter Hermann-Josef Koschnik. In der Hand hält er ein paar etwa vier Zentimeter lange Edelstahl-Profile. "Das Band verdreht sich hin und wieder und reißt, da habe ich mir gedacht, da könnten Führungsschienen helfen”, erklärt er wie selbstverständlich. Und das ist es auch im Neusser Werk. Der Standort konnte sich nur dank der ständigen Produktverbesserung durch gut ausgebildete Mitarbeiter und der Hochtechnologie durchsetzen. Deshalb ist Tempo heute so "nassfest", dass es auch einmal die Waschmaschine übersteht und trotzdem weich.