WM in Brasilien Sicherheit in Rio wird zum Politikum

Rio De Janeiro · Die Diskussion über die Sicherheitslage in Rio de Janeiro ist am Wochenende neu entfacht worden. Außerdem sorgt sich das Internationale Olympische Komitee um die Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 2016.

WM 2014: Die Stadien in Brasilien
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Foto: afp, GUALTER NAVES

Heftiger Tadel vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und neue Sorgen um die Sicherheit bei der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Sommer haben den Olympia- und WM-Gastgeber Brasilien an einem empfindlichen Nerv getroffen. Vor allem die Diskussion um die hohe Kriminalität in Rio de Janeiro wurde am Wochenende durch den Tod eines Polizisten, der am Samstag in einer Favela erschossen wurde, befeuert.

Der 44-Jährige war bei einem Schusswechsel in den Hals getroffen worden, nachdem er bei einer Kontrolle auf zwei verdächtige Personen auf einem Motorrad getroffen war. Die Täter flüchteten.

Nachdem die brasilianische Polizei bei der "Befriedung" vieler Elendsviertel in den Metropolen in der jüngeren Vergangenheit große Anstrengungen unternommen hatte, schienen die Gesetzeshüter das Sicherheitsproblem in den Griff zu bekommen.

Doch wenige Woche vor dem WM-Auftakt sind die jüngsten Vorkommnisse und die drohenden landesweiten Proteste während der WM alles andere als gute Voraussetzungen für das 180-Millionen-Einwohner-Land. Hinzu kommen die Probleme mit der Fertigstellung diverser WM-Stadien - Brasilien läuft immer mehr die Zeit davon. Vor allem die dringend notwendigen Tests in den Arenen finden auf den letzten Drücker statt, was beim Weltverband Fifa alles andere als Begeisterung auslöst.

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Regierung wird um Hilfe gebeten

Rio hatte erst kürzlich wegen großer Probleme in den Favelas die brasilianische Regierung um Hilfe gebeten. Nach einer Serie von Angriffen auf die Polizei in den Armenvierteln wandte sich Gouverneur Sergio Cabral an Staatspräsidentin Dilma Rousseff. "Es ist klar, dass Verbrecher die Gebiete zurückerobern wollen, die jahrzehntelang in ihrer Hand waren", sagte Cabral.

Um vor der WM und den Olympischen Spielen 2016 das Image als Verbrechenshochburg abzulegen, hatte Rio 38 sogenannte Befriedungseinheiten gebildet. Dort sind rund 9000 Beamte im Einsatz, während in den Slums rund 600.000 Menschen leben.

Die Ordnungshüter sollten die herrschenden Drogenbanden aus den Slums vertreiben. In den vergangenen Wochen haben Angriffe auf die Polizei aber wieder zugenommen. Der Tod des Polizisten am Samstag wirft wieder Sicherheitsfragen im Hinblick auf die WM-Endrunde (12.
Juni bis 13. Juli) auf.

Außerdem bereitet die Vorbereitung der Olympischen Spiele 2016 dem IOC Kopfzerbrechen. Es besteht in der Gastgeberstadt Rio de Janeiro "eine gewisse Dringlichkeit", sagte Nawal El Moutawakel, die Chefin der IOC-Koordinierungskommission, am Freitag in Rio: "Sotschi ist Geschichte, die Scheinwerfer sind ab jetzt voll auf Rio de Janeiro gerichtet."

Das IOC sorgt sich vornehmlich um die Themen Transport und Hotels. Nach derzeitigen Berechnungen fehlen zum Start der Spiele 3000 zugesagte Betten in der Hafenregion von Rio de Janeiro. Stattdessen will das Organisationskomitee nun Hotels im Vorort Barra da Tijuca bauen, wo viele Wettbewerbe stattfinden.

Anlass zur Sorge gibt auch das verschmutzte Wasser in der Bucht von Guanabara, wo die Segel-Regatten ausgetragen werden. Auch die Qualität des Gewässers für die Freiwasserschwimmer ist nicht einwandfrei. Zudem gibt es Probleme mit der Finanzierung der Bauten in dem Vorort Deodoro, wo Reiten, Schießen und Moderner Fünfkampf geplant sind.

In der kommenden Woche hat die Regierung das OK zu einem Treffen in die Hauptstadt Brasilia eingeladen, um die Probleme zu erörtern und weitere signifikante Verzögerungen bei den Bauarbeiten zu vermeiden.

Die ersten vorolympischen Testwettkämpfe der Segler sind bereits für August 2014 geplant. "Eine gewisse Eile ist geboten", sagte El Moutawakel, die eine "totale Fokussierung und Hingabe" an das Projekt Olympia forderte.

(sid)
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