Nach brutalem Raubüberfall Trainer Luis Fernando Montoya für immer gelähmt

Medellin (rpo). Kolumbien weint, und Staatspräsident Alvaro Uribe spricht von einer nationalen Tragödie: Auch Tage nach dem brutalen Überfall auf Fußball-Trainer Luis Fernando Montoya befindet sich das südamerikanische Land im Schockzustand und betet für sein Idol. Der 47 Jahre alte Erfolgscoach wird für immer ganzseitig querschnittsgelähmt bleiben.

Da Montoya derzeit nicht ohne die Unterstützung medizinischer Geräte atmen kann, droht ihm das gleiche Schicksal wie dem ehemaligen Supermann-Darsteller Christopher Reeve. Der im Herbst dieses Jahres verstorbene US-Schauspieler hatte nach einem Reitunfall nur noch seinen Kopf bewegen können.

"Die Verletzungen Montoyas beeinträchtigen sämtliche Muskeln des Körpers, auch jene, die die Atmung steuern", erklärte der behandelnde Neurochirurg Dr. Ignacio Gonzales in der Klinik Las Americas in Medellin, wo die Ärzte in den vergangenen Tagen um das Leben des populären Trainers kämpften.

Montoya, der am Samstag aus dem Koma erwachte, soll nun schnellstmöglich von Spezialisten in den USA oder in Europa behandelt werden, wenn sich der Zustand stabilisiert hat und er transportfähig ist.

Der Vater eines dreijährigen Sohnes war unmittelbar vor dem Weihnachtsfest Opfer eines brutalen Überfalls geworden, als er seine Frau vor Räubern schützen wollte. Gattin Adriana Herrera hatte an einem Geldautomaten nahe ihres Hauses in Caldas Bargeld abgeholt und war von der vierköpfigen Gangsterbande bis nach Hause verfolgt worden.

Montoya öffnete die Tür, als die Räuber die Herausgabe des Geldes forderten und ohne Vorwarnung schossen. Der Erfolgscoach brach blutüberströmt von zwei Kugeln getroffen zusammen, ein Projektil bohrte sich dabei in die Wirbelsäule.

"Mein Mann hatte sofort in seine Tasche gegriffen, um das Geld herauszugeben", erzählte die geschockte Ehefrau Adriana mit leiser Stimme: "Ich bin sicher, die Räuber dachten, Luis Fernando zieht eine Waffe."

Zufälliges Opfer

Montoya wurde dabei nur zufällig als Oper ausgewählt, wie die Bandenchefin Luz Dary Yepes im Verhör gestand. "Wir wussten nicht, dass er es war." Die Verbrecher konnten so schnell gefasst werden, weil eine Überwachungskamera aufnahm, wie die Gang das Auto Adriana Herreras verfolgte.

Während Kolumbiens Staatspräsident Uribe, der Montoya wegen seiner Erfolge geehrt hatte, von einer nationalen Tragödie sprach, forderte Vizepräsident Francisco Santos in einer der vielen TV-Sondersendungen für die Täter "die härteste Strafe, die gesetzlich möglich ist". Innen- und Justizminister Sabas Pretell klagte: "Wie können diese Barbaren nur einen Mann angreifen, der soviel für den Sport in Kolumbien und ganz Südamerika getan hat?"

Montoya hatte Once Caldas im vergangenen Jahr zum zweiten Titelgewinn in der kolumbianischen Meisterschaft nach 1950 und anschließend im Juli erstmals zum Sieg der Copa Libertadores, der südamerikansichen Champions League, geführt.

Da dies zuvor noch keiner kolumbianischen Mannschaft geglückt war, stieg Montoya zum Nationalhelden auf. Als Südamerika-Meister hatte seine Elf das Weltpokalspiel in Yokohama/Japan noch vor knapp zwei Wochen gegen Champions-League-Sieger FC Porto nach torloser regulärer Spielzeit und Verlängerung erst im Elfmeterschießen 7:8 verloren. Danach war Montoya von seinem Traineramt zurückgetreten.

Kolumbien gilt nach wie vor als eines der gewalttätigsten Länder der Erde. Allein im Jahr 2004 registrierte die Polizei fast 27.000 Straßenüberfälle, bei denen mehr als 650 Menschen ermordet wurden.

(sid)
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