Fußball-WM der Frauen Lingor: "Das wird kein Selbstläufer"

Mainz (RPO). Friseur, Pediküre und dazu jede Menge Spielanalyse am Laptop: Die Tage von DFB-Trainerin Silvia Neid bis zum Abflug der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft zur WM in China (10. bis 30. September) am Montag sind minutiös verplant.

 Renate Lingor im Spiel gegen Kanada.

Renate Lingor im Spiel gegen Kanada.

Foto: ddp, ddp

In den Genuss von entspannten Minuten wird die 43-Jährige allerdings nur bei ihrem Körperpflege-Programm kommen, denn die Aufarbeitung der missglückten WM-Generalprobe gegen Norwegen (2:2) in Mainz wird bei Neid sicher für die eine oder andere Sorgenfalte sorgen.

"Ich werde knallhart analysieren. Wir waren ängstlich und nicht souverän. Vor allen Dingen die Kommunikation in der Abwehr hat nicht funktioniert", kritisierte Neid, die auch erste Schlüsse aus der insgesamt schwachen Leistung zog: "Jetzt weiß ich, wen ich momentan nicht spielen lassen würde."

Drei Positionen waren vor dem abschließenden Härtetest noch vakant - und sind es aktuell wohl immer noch. Keinerlei Pluspunkte konnte Stürmerin Anja Mittag sammeln. "Sie hat nicht glücklich gespielt und war hypernervös", urteilte Neid über die Potsdamerin.

Drei Positionen vakant

Neben dem Platz an der Seite von Birgit Prinz im Angriff sind auch noch die Positionen der linken Außenverteidigerin sowie der rechten defensiven Mittelfeldspielerin zu besetzen. "Da wird der Trainingseindruck vor Ort entscheiden", meinte Neid.

Überrascht und enttäuscht war die Ex-Nationalspielerin vor allen Dingen darüber, dass der Weltmeister das hohe Tempo der robusten Skandinavierinnen nicht mitgehen konnte. Und das nur elf Tage vor dem Auftakt des "Unternehmens Titelverteidigung" am 10. September gegen Argentinien in Schanghai. Neid: "Daran und an der Absprache in der Defensive müssen wir in den Trainingseinheiten vor Ort noch arbeiten."

Auch ihre Spielerinnen präsentierten sich nach der Partie, die WM-Teilnehmer Norwegen mit schnellen Kombinationen dominiert hatte, selbstkritisch. "Wenn man von einer Generalprobe spricht, dann muss man sagen, dass die misslungen ist", analysierte Birgit Prinz (Frankfurt) gewohnt kritisch das schmeichelhafte Unentschieden. Die dreimalige Weltfußballerin traf zum glücklichen Endstand (75.), nachdem zunächst Melanie Behringer (22./Freiburg) die erste Führung der Gäste ausgeglichen hatte.

Spielmacherin Renate Lingor (Frankfurt) versuchte aber trotzdem, der über weite Strecken blutleeren Vorstellung des Europameisters etwas Positives abzugewinnen. "Wir wollen nach China, um dort etwas zu gewinnen. Jetzt wissen wir, dass das kein Selbstläufer wird", erklärte die an einer leichten Knieverletzung laborierende Lingor, die auch noch nach ihrer WM-Form sucht.

Bis zum Treffpunkt am Montag auf dem Frankfurter Flughafen haben die WM-Fahrerinnen Heimaturlaub. Allerdings hat Neid ihre Schützlinge mit einem Trainingsplan ausgerüstet. Am Freitag stand ein Regenerationslauf an, am Samstag dürfen Prinz & Co. noch einmal faulenzen, ehe am Sonntag ein Schnelligkeitstraining durchgeführt werden soll.

Vor Ort in Schanghai will Neid, die in den fünf Trainingslagern seit dem 25. Juni auch mit dem Sportpsychologen Werner Mickler zusammengearbeitet hat, wegen des Klimas mit hoher Luftfeuchtigkeit "kurz und knackig" am Abend um 19.00 Uhr trainieren lassen. Außerdem wird viel Wert auf die Pflege der Spielerinnen gelegt. "Sie sollen viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich hauptsächlich in klimatisierten Räumen aufhalten", erklärte Neid und betonte: "Wir wollen topfit und ausgeruht ins Turnier gehen."

(sid)
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