Remscheider vor Gericht Ein Prozess mit vielen Fragezeichen
Remscheid/Wuppertal · Es ist ein verwirrender Prozess mit vielen Fragezeichen. Auch für die Nebenklageanwältin, die offen sagt, dass auch für sie das Verhalten ihrer Mandantin schwer nachvollziehbar ist.
Warum das vermeintliche Opfer so lange an dem Miteinander mit dem Angeklagten festgehalten hat? Warum die 25-Jährige auch noch nach den gewalttätigen Übergriffen bis zu dessen Verhaftung eine Beziehung mit dem gleichaltrigen Syrer geführt haben soll? Warum beide noch im Gerichtssaal von Liebe sprechen, obwohl dort verhandelt wird, dass er sie geschlagen und versucht haben soll, sie anzuzünden?
Es gibt viele Fragen in einer undurchsichtigen Gemengelage, die sich am ehesten mit Blick auf eine patriarchalische Kultur beantworten lassen. In der einen Welt aufgebrochen, in der anderen nicht angekommen: So ließe sich der Zwiespalt zwischen den Traditionen der syrischen Heimat und der Freiheit des hiesigen Lebens wohl am ehesten beschreiben.
Auf der einen Seite der Angeklagte, der sich offenbar mehr versprochen hat von der Begegnung mit dem Opfer, das er in einem Sprachkurs kennengelernt hatte. Den heimatlichen Traditionen verpflichtet, habe er die Frau heiraten wollen. Die 25-Jährige hatte hingegen schon eine gescheiterte Ehe hinter sich, lebte in Scheidung und hatte eine kleine Tochter. Dazu hatte es noch einen Friseur gegeben, den beide gekannt hätten – und der wiederum soll eine Affäre mit der Frau gehabt haben. So hatte es zumindest der Angeklagte gesehen und darüber habe man sich in besagter Nacht aussprechen wollen.
Warum der Syrer die Begegnung als Sprachaufzeichnung auf seinem Handy aufgenommen hatte? Wollte er die vermeintlich geliebte Frau damit gegenüber deren Familie bloßstellen? Klar wurde das an diesem Verhandlungstag nicht. Eifersucht scheint hingegen der Grund dafür gewesen zu sein, dass die Lage eskaliert ist. Der Angeklagte hatte das Opfer zuvor dazu genötigt, die Hand auf den Koran zu legen und keinesfalls zu lügen. Die vermeintliche Liaison mit dem Friseur war in diesem eskalierten Gespräch minutiös abgehandelt worden – das spätere Opfer bestritt, dass es eine solche überhaupt gegeben habe. Der Prozess wird fortgesetzt.