Weniger Polizei bei Fußballspielen Rauball: Gewinner könnten die Gewalttäter sein

Düsseldorf · Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht dem nordrhein-westfälischen Erlass von Minister Ralf Jäger zur Reduzierung von Polizeikräften im Fußball weiterhin skeptisch gegenüber.

 Reinhard Rauball sieht die Entscheidung von NRW-Innenminister Ralf Jäger eher skeptisch.

Reinhard Rauball sieht die Entscheidung von NRW-Innenminister Ralf Jäger eher skeptisch.

Foto: dpa, fru skn ljm vfd

"Andere Länder-Innenminister scheinen nicht zu folgen, sondern warnen: Es könnten am Ende diejenigen die Gewinner sein, die das Sicherheitsvakuum ausnutzen — nämlich die Gewalttäter", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball im Interview der "Bild".

Die Beteiligung der Bundesliga an den Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen, wie es Bremen anstrebt, lehnt die DFL weiter vehement ab. "Weil es das Prinzip unseres Staates auf den Kopf stellen würde", erklärte Rauball. "Es wäre ein Bruch unseres Rechtssystems, für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu zahlen. Die Polizei ist nicht mietbar."

Zugleich verwies er darauf, dass DFL und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die im Mai 2014 mit der Konferenz der Innenminister vereinbarten Bedingungen erfüllt hätten. "DFB und Liga geben elf Millionen Euro für Fanprojekte. Die Klubs zahlen ohnehin allein in der ersten Bundesliga 15 Millionen für Ordnungsdienste in den Stadien."

Die Koordinationsstelle der Fanprojekte in Deutschland sieht den nordrhein-westfälischen Vorstoß derweil sehr positiv. "Wir begrüßen dieses Projekt. Wir haben immer gefordert, dass mehr Verantwortung auf die Fanszene übergeht, und ich bin mir auch sicher, dass die Fans dieser Verantwortung gerecht werden", sagte KOS-Leiter Michael Gabriel am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

"Wir wissen aus Erfahrung: Eine zurückhaltende, auf Kommunikation ausgerichtete Polizeistrategie ist genau der richtige Weg", meinte Gabriel weiter. Das sei auch wissenschaftlich gestützt. "Eine solche flexiblere Strategie wird der Dynamik rund um einen Spieltag gerecht. Denn umgekehrt kann eine große Polizeipräsenz manchmal Entwicklungen auslösen, die eben nicht der Sicherheit dienen."

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte am Montag ein Pilotprojekt vorgestellt. Die Polizei seines Bundeslandes möchte sich danach an den ersten vier Spieltagen der neuen Bundesliga-Saison aus den Stadien zurückziehen — aber ausdrücklich nur bei Spielen, bei denen keine Krawalle zu erwarten sind. "Diese veränderte polizeiliche Einsatzstrategie in NRW geht auch auf die vielen Gespräche zurück, die es im Netzwerk unter anderem mit Fanprojekten und Fanorganisationen gegeben hat", sagte Gabriel. Die KOS unterstützt und berät seit 1993 Fanprojekte in ganz Deutschland.

(dpa)
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