Formel 1 Pirelli schickt überarbeitete Reifen zum Nürburgring

Berlin · Der Weltverband ändert sogar die Regeln. Die Formel-1-Angst um die Reifen hat die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen. Pirelli will die Reifen, deren Einsatz eigentlich schon vor einem Monat geplant war, nun wohl am Nürburgring bringen.

GP von England 2013: Das Reifen-Chaos
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Die Formel 1 hat mit einem Notfallplan die ersten Schritte gegen einen drohenden Fahrer-Boykott beim deutschen Heimrennen eingeleitet. Der Automobil-Weltverband macht durch Regeländerungen den Weg zu erweiterten Testfahrten frei. Pirelli will einem Medienbericht zufolge fürs Rennen eins nach dem hochgradig gefährlichen Reifen-Alptraum von Silverstone die schon vor einem Monat geplanten Veränderungen an den Pneus vornehmen.

"Unsere Priorität ist, die Sicherheit für alle in der Formel 1 zu gewährleisten und wir glauben, dass die Vorfälle in Silverstone ernsthafte Sicherheitsbedenken für die Fahrer bedeuten", sagte FIA-Präsident Jean Todt, der an diesem Mittwoch auf dem Nürburgring auch noch eine Krisensitzung einberufen hat.

Die FIA habe Pirelli um eine Zusicherung gebeten, dass sich die Vorfälle von Silverstone nicht beim Deutschland-Rennen oder den nachfolgenden Saisonläufen wiederholen, unterstrich der Dachverband in seiner Erklärung. Beim Großen Preis von Großbritannien war es zu vier Reifenplatzern im Rennen gekommen, dabei waren großflächige Gummifetzen durch die Luft geflogen.

Kanada-Reifen schon in Deutschland

Der britischen Zeitung "The Telegraph" zufolge will Pirelli auf die Schnelle die Reifen bringen, die eigentlich schon für das Kanada-Rennen am 9. Juni vorgesehen waren. Die Einführung scheiterte damals am notwendigen einstimmigen Votum. Auch dies ist nun kein Hindernis mehr: Die FIA will den entsprechenden Passus - Artikel 12.6.3 - im Technischen Regelwerk kurzerhand ändern.

Dabei soll ein Stahlband in der Innenschulter der Reifen wieder durch Kevlar ersetzt werden. Das Stahlband heizt sich mehr auf als Kevlar. Die Temperaturen übertragen sich auf die Lauffläche der Reifen, wodurch es zur sogenannten Delaminierung kam. Dabei löst sich die Gummifläche. Ob dies allerdings der Grund dafür war, dass in Silverstone bei vier Autos im Rennen der linke Hinterreifen platzte und großflächige Gummifetzen durch die Luft geschleudert wurden, ist offen.

Zudem dürfen beim eigentlichen Nachwuchsfahrer-Test vom 17. bis 19. Juli auf dem Kurs in England auch Sebastian Vettel & Co., sprich die Stammpiloten, hinters Steuer. Dazu wird Paragraph 22.4. der Sporting Regulations modifiziert. Die FIA behält sich auch noch vor, die Testfahrten um einen Tag zu verlängern.

Der deutsche MercedesAMG-Rennstall wird an Tests nicht teilnehmen.
Das Team um den Silverstone-Sieger Nico Rosberg war wegen eines Privattests für Exklusiv-Ausrüster Pirelli Mitte Mai von den sogenannten "Young-Driver-Tests" ausgeschlossen worden. Die Silberpfeile hätten nun im "Interesse des Sports" akzeptiert, weiterhin nicht bei den Zusatzfahrten auf die Strecke zu gehen.

Nach dem monatelangen Gezeter und Gezicke um die Reifen mit Machtkämpfen der Teams hinter den Kulissen hat der Alptraum von Silverstone offensichtlich alle Beteiligten aufgeschreckt. Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber sprach von "Russischem Roulette", FIA-Rennleiter Charlie Whiting war kurz vorm Rennabbruch. Einen Boykott des WM-Laufs an diesem Sonntag auf dem Nürburgring schlossen die Piloten nicht aus.

(dpa)
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