Krisengipfel angesetzt Reifenchaos stürzt Formel 1 in große Angst

Düsseldorf · Am Mittwoch findet ein Krisengipfel statt. Pirelli soll schnelle Lösungen präsentieren.

GP von England 2013: Das Reifen-Chaos
8 Bilder

GP von England 2013: Das Reifen-Chaos

8 Bilder

Die Zeit für Machtspielchen in der Formel 1 sind seit Sonntag vorbei, jedenfalls was das Thema Reifen betrifft. Nachdem beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone an fünf Autos jeweils ein Reifen geplatzt war, geht die Angst um. Die Verunsicherung bei Fahrern und Teams ist groß. Doch die Zeit ist knapp. Schon am Freitag findet auf dem Nürburgring das erste Training zum Großen Preis von Deutschland statt. Ändert sich nichts, könnten die Fahrer streiken. "Darüber werden wir ganz sicher diskutieren. Für unsere Sicherheit könnten wir das tun", sagte Ferrari-Pilot Felipe Massa.

"Natürlich war das riskant", betonte Mercedes-Pilot Nico Rosberg mit Blick auf die spektakulären Bilder am Sonntag, durch die sein zweiter Saisonsieg fast zum Randaspekt geriet. "Ich hatte Angst", schrieb der Spanier Fernando Alonso. Der Vizeweltmeister veröffentlichte auf Twitter eine TV-Aufnahme von einem fliegenden Reifenteil, das sich bei Tempo 288 vom McLaren des Mexikaners Sergio Perez löste. "Es hat mich nur um einen Zentimeter verpasst", sagte der Ferrari-Fahrer. Aber auch die Piloten, deren Reifen bei hohen Geschwindigkeiten platzten, blieben zum Glück unverletzt. Fia-Renndirektor Charlie Whiting, gab zu, dass er dicht davor war, den Grand Prix abzubrechen.

Der Weltverband (Fia) hatte ohnehin vor, sich morgen mit den Verantwortlichen zu treffen. Nun wird es ein Krisengipfel, bei dem Pirelli möglichst Antworten geben soll. "Wir haben etwas gesehen, das wir nicht verstehen", bekannte Paul Hembery, Motorsportdirektor des italienischen Lieferanten, der intensiv analysiert, aber noch keine Ergebnisse präsentieren konnte. Fia-Präsident Jean Todt, zu den erfolgreichen Zeiten von Michael Schumacher bei Ferrari dessen Teamchef, drängte den Reifenhersteller zu schnellen Lösungen. Bernie Ecclestone, oberster Vermarkter und Boss der Königsklasse, kündigte nach Rücksprache mit Todt an, Pirelli werde sechs zusätzliche Testtage ohne Auflagen (das heißt, auch mit aktuellen Autos) erhalten.

Doch Pirelli trägt nicht die Alleinschuld. Der neue Reifen, dessen Lebensdauer verkürzt wurde und dessen höherer Verschleiß die Teams vor neue Herausforderungen stellte, wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Formel 1 konstruiert mit dem Ziel, die Show zu verbessern und langweilige Rennen zu vermeiden. Als sich dann zu Beginn der Saison die Pannen und Klagen häuften, bot Pirelli Änderungen an. Doch Lotus, Ferrari und Force India, deren Autos gut mit den Reifen zurechtkommen, blockierten eine Reform, haben aber nun eingelenkt.

"Das Ergebnis dieser Kurzsichtigkeit ist nun, dass wir uns Sorgen um die Sicherheit der Fahrer machen müssen", kritisierte Red-Bull-Designer Adrian Newey. "Ich würde vorschlagen, wir kehren zu den alten Reifen zurück, die diese Schäden nicht hatten. Das Problem ist, dass bestimmten Teams dann vorgeworfen wird, sie wären auf einen Vorteil aus", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir müssen alle zusammenhalten. Jetzt geht es nicht mehr um irgendeinen Vorteil, sondern nur noch um die Sicherheit", betonte Mercedes-Manager Toto Wolff: "Pirelli hat Lösungen in der Schublade."

(DPA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort