Eishockey Pinguine: Die Spiele werden zum Nervenkrieg

Krefeld · Trotz guter Leistungen brachten sich die Krefelder in den Duellen gegen Berlin und München um den verdienten Lohn.

 Da konnte Trainer Franz Fritzmeier am Freitag beim Spiel in München in der Schlussphase nur noch fassungslos seine Hände über den Kopf schlagen. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis kassierte sein Team einen Gegentreffer.

Da konnte Trainer Franz Fritzmeier am Freitag beim Spiel in München in der Schlussphase nur noch fassungslos seine Hände über den Kopf schlagen. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis kassierte sein Team einen Gegentreffer.

Foto: pressefoto Eibner

Wenigstens einen Grund zur Freude gab es für Daniel Pietta am Wochenende. Sein Lieblingsverein Borussia Dortmund gewann gegen die Bayern. Ansonsten war die schwarz-gelbe Seele des DEL-Topscorers ziemlich mit Frust belastet. Das war ihm am Samstag nach dem Training deutlich anzumerken. Die Art und Weise, wie die Pinguine in München am Ende das Spiel noch aus der Hand gaben und Pietta nach dem Empty-Net-Treffer der Gastgeber vor lauter Wut seinen Schläger ins Publikum beförderte, hatte dem Center der Krefelder Paradereihe mächtig zugesetzt. "Ich habe den Schläger in die Ecke geknallt, dabei ist er über die Bande geflogen", sagte er am Samstag. Nach seiner dritten großen Strafe ist Pietta morgen im rheinischen Derby bei den Kölner Haien gesperrt. Ob der Disziplinarausschuss der DEL ihn länger sperren wird, soll heute entschieden werden.

Pietta versteht momentan die Krefelder Eishockey-Welt nicht mehr: "Derzeit läuft sehr viel gegen uns. Aber bei fünf gegen drei darf man einfach keinen Treffer kassieren." Das war in München der Schlüssel zur Niederlage. Für Franz Fritzmeier lag das nicht daran, dass er wie immer fünf Stürmer in so einer Situation aufs Eis schickte: "Man darf jetzt nicht nach Gründen suchen, die keine Gründe sind. Von unseren Verteidigern kommt in Überzahl zu wenig." Beim Konter der Münchner wurde aber ein Verteidiger schmerzlich vermisst. Marco Rosa konnte Seidenberg an der Bande nicht stoppen. Marcel Müller ließ sich von Torjäger Wolf ausspielen wie ein Bambini. "Auch wenn Marcel als Stürmer da steht, darf ihm das nicht passieren." Müller war es auch, der beim ersten Treffer der Münchner dem Torschützen Abeltshauser viel zu viel Platz ließ. "Marcel lauerte da schon wieder auf einen Konter", sagt Fritzmeier. Dem Trainer war auch am Samstag noch seine ganze Fassungslosigkeit anzumerken, die er schon am Freitag nach dem Spiel mit seinem Kommentar "ohne Worte" dokumentierte. "Es passieren immer wieder individuelle Fehler und immer wieder von anderen Spielern", erklärte er nach dem Training. Die "bombastische Stimmung", von der Fritzmeier am Donnerstag nach dem Training gesprochen hatte, war Samstag natürlich wie weggeflogen. Fast sprachlos verlief die Übungseinheit in der Rheinlandhalle. Auch hinterher suchten die Spieler nicht gerade die Nähe der Presse. Neben Daniel Pietta ließ sich auch Martin Schymainski einen Kommentar entlocken: "Egal wie, wir müssen jetzt einfach punkten." Er selbst konnte zuletzt nicht unbedingt dazu beitragen, dass mehr gepunktet wird. Er tauchte fast schon in jeder Sturmreihe auf. Freitag war es die vierte Reihe, später rückte er für Lukas Koziol in die dritte. Vielleicht schickt ihn sein Trainer ja morgen in Köln als Ersatz für Pietta aufs Eis. Die zweite Sturmreihe wird der Coach sicher nicht verändern. Denn seine Maßnahme, Mike Collins zusammen mit Marco Rosa und Mark Mancari aufzubieten, war erfolgreich. Besonders Rosa macht weiter große Fortschritte.

Dass der Schuh bei den Pinguinen weiter in der Abwehr drückt, weiß auch der Trainer: "Hinten passieren zu viele Blackouts." Gestern flog er nach Salzburg zum Spiel der Red Bulls gegen Innsbruck. Dieser Kurztrip sei aber mit Blick auf die neue Saison schon länger geplant gewesen. Ob schon morgen ein neuer Verteidiger im schwarz-gelben Frack aufläuft, ist unwahrscheinlich. Es sei denn, Andy Reiss einigte sich zwischenzeitlich mit Wolfsburg über eine Vertragsauflösung. Das soll bis gestern noch nicht geschehen sein, was sicher kein gutes Zeichen ist. Denn bei einem Spieler, der so lange ohne Spielpraxis ist, müsste eigentlich Eile geboten sein. "Ich würde ihn in Köln sofort einsetzen", sagt Fritzmeier. Auch andere Spieler aus der Liga stehen bei den Pinguinen auf dem Zettel. Fritzmeier bestätigte zwar das Interesse an Kölns Verteidiger Thorsten Ankert, glaubt allerdings nicht, dass die Haie überhaupt bereit sind, Spieler abzugeben. Und Ankerts Berater würde auch erst in dieser Woche an den Niederrhein kommen.

Obwohl Nick St. Pierre und Dragan Umicevic Samstag nicht trainierten, werden sie in Köln auflaufen. Während Mike Mieszkowski wohl weiter ausfällt, ist mit der Rückkehr von Christian Kretschmann zu rechnen. Neben den personellen Problemen ist klar, dass die kommenden Spiele für die Pinguine zu einem Nervenkrieg werden. Das gilt besonders für die drei kommendnen Heimspiele in Folge gegen Bremerhaven, Schwenningen und Straubing. Das sind für Fritzmeier im Kampf um Platz zehn Schlüsselspiele: "Unsere Bilanz gegen die Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte ist insgesamt positiv. Das muss so bleiben." Gegen Straubing, Bremerhaven und Schwenningen wurde gewonnen. Gegen Düsseldorf gab es vier der sechs möglichen Zähler. Wenn diese vier Teams auch nach dem letzten Punktspiel hinter Krefeld stehen, hat Fritzmeier sein Minimalziel erreicht. Um mehr kann es nach fast der Hälfte der Hauptrunde derzeit nicht gehen.

(RP)
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