Paris Schwere Krawalle bei Demo gegen Homo-Ehe in Paris

Paris · Die Eskalation bei einer Massen-Kundgebung gegen die Homo-Ehe hat in Frankreich zu einem heftigen Streit darüber geführt, wer für die Ausschreitungen verantwortlich ist. Am Sonntag waren in Paris bis zu 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die geplante eheliche Gleichstellung von Homosexuellen und gegen ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben zu protestieren. Dabei war es am Abend zu schweren Krawallen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Demonstranten von den Champs-Elysées zu vertreiben.

 Viele Tausend Franzosen demonstrieren auf den Champs-Elysées in Paris gegen die Homo-Ehe, im Hintergrund der Triumphbogen.

Viele Tausend Franzosen demonstrieren auf den Champs-Elysées in Paris gegen die Homo-Ehe, im Hintergrund der Triumphbogen.

Foto: AP

Teilnehmer und Opposition zeigten sich empört. "Sie haben es gewagt, mit Tränengas gegen Familien vorzugehen, obwohl es eine friedliche Veranstaltung war. Vonseiten einer Linksregierung ist dies unglaublich", zitierte die Zeitung "Le Figaro" eine Demonstrantin. Entsetzt äußerte sich auch der Chef der bürgerlichen Partei UMP, Jean-François Copé, und forderte von der Regierung Rechenschaft. Die Christdemokratin Christine Boutin, die am Sonntag selbst auf der Straße war und durch Tränengas verletzt wurde, forderte gar den Rücktritt von Innenminister Manuel Valls.

Valls räumte ein, dass die Lage teilweise "aus dem Ruder gelaufen" sei, machte dafür aber die Organisatoren der Kundgebung sowie rechtsextreme Demonstranten verantwortlich. "Einige Gruppierungen waren darauf aus, sich zu prügeln", erklärte Valls. Die Krawallmacher hätten versucht, die Absperrungen zu den Champs-Elysées zu durchbrechen. 100 Demonstranten wurden seinen Angaben zufolge festgenommen. Es war bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass es in Paris wegen der Homo-Ehe zur Großdemo kam. Anders als zuvor war die Stimmung am Sonntag weitaus gespannter. Die Proteste richteten sich diesmal auch gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der sozialistischen Regierung. "Kümmert euch um die Arbeitslosigkeit statt um die Ehe", war auf Spruchbändern zu lesen.

Überraschend war auch das Ausmaß der Demonstration. Viele Franzosen hatten eigentlich damit gerechnet, dass sich der Wirbel um die Homo-Ehe nach der Verabschiedung des Gesetzentwurfs in der Nationalversammlung Mitte Februar legen würde. Doch die Gegner lassen nicht locker. Sie wollen ihre letzte Chance nutzen, den umstrittenen Text zu kippen: Am 4. April muss die zweite Parlamentskammer, der Senat, darüber befinden. Zwar hat das linke Lager auch dort die absolute Mehrheit – doch ist diese mit sechs Stimmen äußerst knapp.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort