Italiens Ministerpräsident Mario Monti tritt offiziell zurück

Rom · Der italienische Regierungschef Mario Monti hat offiziell seinen Rücktritt eingereicht.

Mario Monti - ein deutscher Italiener
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In einer Mitteilung seines Büros hieß es, Monti habe am Freitagabend dem Kabinett seine "Absicht" mitgeteilt, dem Staatspräsidenten sein Rücktrittsgesuch zu übergeben; kurz darauf begab sich Monti zum Amtssitz von Präsident Giorgio Napolitano.

"Dies ist mein letzter Termin, dies sind meine letzten Worte, bevor ich offiziell beim Präsidenten meinen Rücktritt einreiche", hatte Monti zuvor bei einem Botschaftertreffen in Rom gesagt. Seine Amtszeit sei "schwierig, aber faszinierend" gewesen, ergänzte der 69 Jahre alte Wirtschaftsexperte. "Vor einem Jahr hat diese Regierung ihre Arbeit aufgenommen. Heute - und das ist nicht die Schuld der Maya-Prophezeiung - müssen wir unsere Rolle ablegen", sagte Monti wenige Stunden vor dem Rücktritt.

Zuvor hatte das Parlament in Rom den Staatshaushalt für das kommende Jahr mit deutlicher Mehrheit gebilligt und damit den Weg für Montis Rücktritt freigemacht.

Monti hatte im Parlament die Unterstützung des von seinem Vorgänger Silvio Berlusconi geführten Mitte-Rechts-Lagers verloren. Als Konsequenz kündigte der frühere EU-Kommissar seinen Rücktritt an.

Im Februar wird Italien eine neue Regierung wählen. Monti wird möglicherweise am kommenden Wochenende bekanntgeben, wie er sich im Wahlkampf engagiert. So könnte er Parteien unterstützen, die ihn zum Regierungschef machen wollen oder selbst als Kandidat antreten.

Monti an der Spitze eines Zentrumsbündnisses?

Montis Expertenkabinett hatte die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi abgelöst. Berlusconi hat angekündigt, sich zur Wahl zu stellen, was in anderen europäischen Staaten und vor allem bei Investoren Sorgen ausgelöst hat. Viele befürchten, dass Italien unter Berlusconi den Reformkurs verlassen könnte. Ein Sieg gilt aber als unwahrscheinlich.

Laut einem Bericht der "Corriere della Sera", die enge Kontakte zu Monti hat, könnte sich Monti an die Spitze eines breiten Zentrumsbündnisses stellen, dem auch der Vorsitzende der christdemokratischen Partei UDC, Pierferdinando Casini, der Chef des Autoherstellers Ferrari, Luca Cordero di Montezemolo, und der Regierungsminister und Begründer der katholischen Hilfsorganisation Sant'Egidio, Andrea Riccardi, angehören.

Einige Zeitungen hatten zuvor geschrieben, Monti wolle offenbar die Partei Democrazia Cristiana wieder zum Leben erwecken. Diese hatte die politische Szene in Italien über Jahre beherrscht, bis sie in den 1990er Jahren an einer Folge von Korruptionsskandalen zerbrochen war.

(REU/afp/nbe/das)
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